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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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sagen, Fergus Mor habe ihn mitgenommen.«
    Deidre runzelte die Stirn. Sie hatte noch nicht gehört, dass Fergus der Dieb sein könnte. Der Schicksalsstein war eine mächtige Reliquie. Wenn der Schotte ihn tatsächlich bei sich hatte, wäre er so gut wie unbesiegbar. War das der Grund, warum Gileads Vater so verbittert versuchte, seine Verbündeten zu behalten?
    »Ich will den Ort trotzdem sehen. Könnt Ihr mir helfen, dorthin zu kommen?«
    Er schien darüber nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Das würde Mac Erca gar nicht gefallen.«
    »Mac Erca?« Deidres Magen fühlte sich an, als wäre er zu Blei geworden. War sie entdeckt worden? Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals und beschloss zu bluffen. Vielleicht wusste er nicht, wer sie war. »Was kümmert es den Hochkönig, wenn eine einfache Frau dem Schrein ihre Achtung bezeugen möchte?«
    Duncan zog wieder die Braue hoch. »Bei einer einfachen Frau wäre es ihm gleichgültig. Aber dich will er zurück,
Deidre.
«
    Das Blei plumpste zu Boden und nagelte sie an Ort und Stelle fest. Er wusste Bescheid! Ihre Schultern sanken herunter. »Wie hast du mich gefunden? Die Hunde habe ich doch gestern abgehängt.«
    Er lächelte, entblößte dabei erstaunlich scharfe Eckzähne, und deutete dabei mit seinem Daumen auf einen stachligen Ginsterbusch.
    Deidre wandte den Kopf und rutschte sofort panisch keuchend zurück unter den Schutz der überhängenden Felswand.
    Der Wolf hob seinen enormen Kopf von seinen riesigen Pranken, seine goldenen Augen durchbohrten sie, während seine Zunge in einem gleichsam zynischen Grinsen heraushing.
    »Er wird dir nichts tun«, sagte Duncan und pfiff. Der Wolf sank nach vorne auf den Bauch und schob seine Nase unter die Hand seines Herren. Duncan gab ihm die Reste des Fleisches, »… außer ich befehle es ihm«.
    Da war sich Deidre sicher. Jetzt wo sie die beiden so beieinander sah, und vor allem seit sie diese scharfen Zähne gesehen hatte, wirkte der Mann mehr wie ein Wolf als wie ein Bär. Sie zitterte.
    »Wir machen uns am besten auf den Weg«, sagte er und erhob sich. »Wenn es dir recht ist, hole ich uns zwei Pferde für den Heimweg. Ich habe mir gestern fast meine Schuhe durchgelaufen, als ich dir gefolgt bin.« Fast widerwillig sah er sie mit einer Art Respekt an. »Das muss ich sagen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so weit kommen würdest. Vor was du auch fliehst, es muss schlimm sein.«
    Sie sah ihn düster an, als sie sich auf einen Wildpfad zubewegten, der zur Straße und zum Dorf führte. »Wahrscheinlich fliehe ich vor dem sicheren Tod.«
    Duncan runzelte die Stirn, blieb aber stumm, während sie gingen und der Wolf bedächtig neben ihm hertrottet.
     
    Als Gilead am nächsten Tag Dun Laoghaire erreichte, war sein Wallach fast am Ende. Er wollte sein mutiges Pferd nicht mehr weiter antreiben, als im Schritt zu reiten, trotzdem schrie jede Faser in ihm, dass er zu spät kommen würde.
    Nur zwei Schiffe lagen im Hafen vor Anker, ein Fischerboot und ein kleines Segelschiff. Nirgendwo eine Spur von Zigeunern. Gilead atmete erleichtert auf, als er sich den Weg zum Shanty des Hafenmeisters bahnte. Aber die Erleichterung war nur von kurzer Dauer.
    »Ja«, antwortete er, auf Gileads Frage, ob am Vortag irgendwelche Schiffe abgelegt hätten. »Die
Ahman
ist bei Dämmerung mit Fracht beladen in See gestochen.«
    »Gab es auch Passagiere?«, fragte Gilead.
    Der Hafenmeister strich über seine Bartstoppeln. »Komische Sache, das. Ein Zigeuner kam herein und kaufte zwei Karten.«
    Zigeuner. Also waren sie hier.
Gilead zögerte und fragte dann, »Hatte er eine blonde Frau bei sich?«
    Der Mann legte die Stirn in Falten. »Kann ich nicht sagen, mein Freund. Sind noch bei Dunkelheit an Bord gegangen.«
    »Was ist ihr Ziel?«
    »Konstantinopel.«
    Gileads Herz pochte wie wild.
Mitten in ein Nest reicher Sultane.
Er zog eine Münze heraus. »Mach eines der beiden Boote am Hafen zur Abfahrt bereit.«
    Gier spiegelte sich auf seinem Gesicht, aber der Hafenmeister schüttelte den Kopf. »Der Segelmast ist gebrochen, falls dir das nicht aufgefallen ist. Und das Fischerboot nimmt Wasser auf, die Hülle muss frisch geteert werden. Auf hoher See würde es kaum ein oder zwei Stunden überstehen.«
    Gilead verkniff sich eine scharfe Antwort. Es war nicht die Schuld dieses Mannes, dass Deidre vielleicht an Bord eines Schiffes für weiße Sklaven war. Alles was er jetzt noch tun konnte, war zurückzureiten, das Kommando über seines Vaters

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