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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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Gilead war unter ihnen. Als sie sich zu den wenigen Zuschauern gesellte, sah sie, dass die Männer einen Wettkampf im Bogenschießen austrugen. Das war ihr Sport! Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass die Priesterinnen, wenn sie den Stein schützen sollten, zuerst imstande sein mussten, sich selbst zu schützen. Sollte ein Mann der Weisheit, welche die Göttin in den Stein eingeschrieben hatte, keinen Respekt zollen, würde er es zumindest verstehen, wenn zu ihrer Verteidigung richtige Waffen eingesetzt wurden.
    Niall war ebenfalls unter den Bogenschützen. Er schien überrascht, sie zu sehen, dann zwinkerte er und grinste. Deidre hob ihr Kinn und blickte weg, in der Hoffnung, dass er die Zurückweisung verstehen würde.
    Sie sah zu, als Angus seinen Pfeil anlegte, spannte und schoss. Während der Pfeil flog, war alles still, dann folgte begeisterter Applaus, als er genau ins Schwarze traf. Er grinste und winkte seinen Nebenmann herbei.
    Deidre sah aufmerksam zu. Das musste König Turius sein. Er war fast so groß wie Angus, aber drahtiger. Er trug Trews, die engen schottischen Wollhosen, über weichen Lederstiefeln und eine schlichte weiße Uniformjacke mit einem Gürtel um die Hüfte. Ein fein gewebter, aufwendig verzierter purpurroter Umhang war der einzige Hinweis, dass es sich um einen König handelte. Mit einer geübten Bewegung warf er den Mantel zurück, als er in Position ging und zielte. Hellbraunes Haar fiel ihm lose über die Schultern. Sogar aus der Entfernung konnte Deidre seine klaren, ruhigen, zielgerichteten haselnussbraunen Augen und den entschlossenen Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen. In seinem Kiefer spannte sich ein Muskel, das einzige Zeichen, dass er möglicherweise doch nicht so zuversichtlich war, wie er wirkte.
    Wieder falsch. Sein Pfeil landete haarscharf neben dem von Angus. Spontaner Applaus folgte, ebbte aber schnell ab, als ob alle gemeinsam den Atem anhielten. Dann nickte Angus und bot ihm die Hand.
    »Gleichstand. Wie sollen wir ihn auflösen?«, frage Turius.
    »Jeder von uns beiden bestimmt einen Recken«, antwortete Angus. »Gilead wird für mich einspringen. Wie wäre es mit Formorian für dich?«
    Formorian? Die mysteriöse Königin war eine Bogenschützin? Deidre sah sich um. Es gab nur noch zwei andere weibliche Zuschauer, und beide sahen wahrlich nicht königlich aus.
    Turius schüttelte den Kopf. »Der junge Hengst, den sie unbedingt reiten wollte, hinkte gestern, als wir hier einzogen. Sie ist sicher im Stall, um zu sehen, ob er lahmt. Du weißt, wie sie ist.«
    Ein seltsames Lächeln erschien auf Angus’ Gesicht. »Ja. Sicher freut sich das Pferd über ihre Gesellschaft.«
    Gilead hustete. »Wollt Ihr jemanden auswählen, Lord Turius?«
    Der König musterte seine Männer. Deidre wunderte sich, warum er zögerte. War Gilead denn so gut? Eine verrückte Idee keimte in ihr auf. Vielleicht sollte sie es herausfinden …?
    Sie trat vor. »Mylord, dürfte ich Euch auf ein Wort sprechen.«
    Angus sah sie scharf an, als würde er sie zum ersten Mal bemerken. »Was tust du hier draußen? Du solltest bei meiner Frau sein.«
    Deidre lächelte ihn freundlich an.
Die
Gelegenheit, um Niall zu zeigen, dass er sich mit ihr besser nicht anlegen sollte. »Lady Elen hat uns für eine Weile entlassen.« Sie wandte sich an Turius. »Vielleicht kann ich Euch helfen. Würdet Ihr mich als Eure Vertreterin gelten lassen?«
    Gilead starrte sie an und ließ beinahe den Pfeil fallen, den er in der Hand hielt. »Ich weiß nicht, ob du verstehst, worum es hier geht, Mädchen. Wir üben hier nicht. Ein Goldstück steht auf diesen einen Schuss.«
    Sie blickte zu ihm auf, schwer bemüht, sich nicht in seinen blauen Augen zu verlieren. »Das ist mir bewusst. Weshalb denkt Ihr, ich könnte nicht schießen?« Sie lächelte Turius an. »Eure Königin tut es auch, und offenbar gut, wenn Lord Angus sie als würdig betrachtet.«
    Turius sah sie nachdenklich, aber mit wachsamen Augen an, als wollte er ihre Gedanken lesen. Ein seltsames Gefühl beschlich sie, als prüfe er sie eigentlich als Soldat und nicht nur als Frau. Das bestärkte sie nur noch mehr in ihrem Wunsch zu schießen.
    »Nein.« Angus trat vor, ihm war anzusehen, dass es ihm nicht gefiel. »Du wirst Turius nicht lächerlich machen. Du bist so ein kleines Ding, ich bezweifle, ob du überhaupt die Sehne spannen kannst.«
    Sie straffte die Schultern. Zehn Jahre lang musste sie am Hof mit der Arroganz ihres Cousins fertig werden, nur weil sie

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