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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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klein war. Sie würde ihnen schon zeigen, was ein »kleines Ding« zustande brachte.
    Turius hob eine Hand in Richtung Angus und lächelte Deidre an. »Ihr könntet mich sehr wohl blamieren, junge Dame, aber etwas sagt mir, dass ich es wagen sollte. Meine Intuition täuscht mich fast nie. Wie ist Euer Name?«
    »Deidre«, antwortete sie und bemerkte, dass sich Gilead umgewandt hatte und seine Schultern bebten.
Lachte er sie etwa aus?
    Turius schien es nicht zu bemerken. Er sah Angus an und sagte: »Ich wähle Deidre.«
    Angus zuckte die Schultern und sagte: »Es ist dein Schaden …« Er deutete auf Deidre: »Soll ich dir einen Kinderbogen holen?«
    »Wollt Ihr mich kränken, Mylord?«, fragte sie in ihrer besten Imitation seines schottischen Akzents.
    Er blinzelte und grinste dann. »Nein, Mädchen. Das überlasse ich Gilead.«
    Gilead sah man deutlich an, wie unangenehm es ihm war, als er ihr zu einer Stelle folgte, wo eine Reihe von Bögen auf dem Boden lagen. »Bist du dir sicher?«
    Sie bückte sich und nahm einen polierten Langbogen aus Eiche in die Hände. Er war ein wenig kürzer als die anderen.
    »Eine gute Wahl«, murmelte Gilead so nah an ihrem Ohr, dass sie seinen Atem spüren konnte. »Er gehört Formorian. Lass ihn mich für dich spannen.«
    Deidre kostete es Kraft, sich nicht umzudrehen. Ein Blick in seine Augen, und all ihre Kraft würde schwinden. Und an die sinnlichen Lippen, die nur Zentimeter von den ihren entfernt waren, durfte sie gar nicht erst denken. Sie nahm einen tiefen Atemzug. Sie musste sich konzentrieren, und zwar
nicht
auf ihn. Gilead tat dies wahrscheinlich absichtlich, um ihre Konzentration zu schwächen. Sie murmelte einen Fluch, den sie bei Childebert gehört hatte, wenn seine Mutter außer Hörweite war. Gewinnen, egal wie.
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie, als sie den Bogen beugte und die Sehne am Bogenende befestigte. »Ich muss ein Gefühl dafür bekommen.« Sie musste sich zwingen, sich von seiner Körperwärme wegzubewegen, sonst würde sie als geschmolzenes Etwas zu seinen Füßen enden.
Ich muss gewinnen. Ich muss Niall zeigen, dass ich ihm nicht nachgeben werde. Niemals.
Sie rief sich vor Augen, wie Turius sie gemustert und ihr sein Vertrauen geschenkt hatte. Plötzlich wollte sie ebenso sehr für ihn gewinnen wie für sich selbst. Erregte er diese Art von Loyalität wohl bei allen seinen Soldaten?
    Sorgfältig wählte sie ihren Pfeil. Die Schussdistanz war nicht weit, vielleicht 90 Meter. Ein etwas dickerer Pfeil würde genauer treffen. Sie begutachtete zwei oder drei, ob sie gerade waren und traf ihre Wahl.
    »Ich bin bereit.«
    Sie ging zum Zielkorridor hinüber. »Nach dir«, sagte Gilead.
    Sie hakte den Pfeil ein, doch dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. Sie senkte den Bogen. »Ich möchte, dass Ihr den ersten Schuss macht.«
    Er blickte sie verwirrt an: »Warum?«
    »Weil ich nicht möchte, dass jemand –
irgendjemand
 – denkt, dass Ihr mich gewinnen lasst, und absichtlich schlechter schießt.«
    Der eine Winkel seines sündigen Mundes zog sich nach oben. »Mein Vater würde mich dafür häuten. Ich habe vor, genau ins Schwarze zu treffen.«
    »Dann nur zu.«
    Er lächelte sie kurz an und ging breitbeinig in Stellung. Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus dem Band gelöst und fielen ihm in die Stirn. Deidres Finger juckten – wie gern hätte sie sie ihm aus der Stirn gestrichen. Die Muskeln in seinem rechten Arm verwandelten sich in Stahlseile, als er den Bogen aufnahm und den Pfeil spannte. Der Pfeil raste durch die Luft nach oben, beschrieb einen Bogen und flog wie ein herabschießender Adler – mitten ins Schwarze, genau wie er es angekündigt hatte.
    Laute Rufe und Pfiffe erfüllten die Luft. Deidre warf einen Seitenblick zu Angus, der lachte. Turius neben ihm sah sehr ruhig aus. Er nickte Deidre zu und lächelte.
    Deidre atmete tief durch und war einmal mehr dankbar dafür, dass Childeberts Junker solche Leckermäuler waren und sie im Gegenzug für die Leckereien, die sie ihnen aus der Küche schmuggelte, im Geheimen hatten üben lassen, damit ihre Fähigkeiten nicht verkümmerten. Sie spannte den Pfeil, achtete darauf, dass die Feder gerade stand und fasste das Ziel genau ins Auge. Sie gehörte eher den traditionellen Schützen an, im Gegensatz zu Gilead, der ein intuitiver Bogenschütze war.
Jetzt ziehen … langsam und leicht … bis zum rechten Ohr …
Sie fühlte die Spannung in ihrem linken Arm durch das Zuggewicht.
Merde!
Dieser

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