Im Sturm der Sinne
Wände und überfluteten die Sinne beinah mit ihrem leuchtenden verwobenen Rot, Grün und Blau. Turius’ Standarte, die einen schwarzen Bären zeigte, der, von der Sternenkonstellation des Großen Wagens umgeben vor einem blauen Feld stand, hing auf der Empore am anderen Ende des Saals, direkt neben Angus’ scharrendem Löwen auf goldenem Grund. Die Gesindetische waren mit Zinngeschirr bedeckt und der Ehrentisch, der im rechten Winkel dazu stand und parallel an der langen Wand entlanglief, war in Silber und Gold gedeckt.
Als sie und Elen zum Ehrentisch schritten, fing Gilead ihren Blick auf. Er sah prachtvoll aus in seinem mitternachtsblauen Wams, weißen Hemd, und einem schicken Schottenplaid, das an seiner linken Schulter befestigt war. Sein dunkles Haar glänzte fast schwarz, und das spärliche Licht der Öllampen hob seine Gesichtszüge in einer Schönheit hervor, bei deren Anblick sich selbst Apollo mit seinem Feuerwagen zurückgezogen hätte. Deidre bemerkte, wie ihr die Luft wegblieb, und zwang sich dazu, ruhig zu atmen. Sie sehnte sich so sehr nach Gileads sinnlichen Lippen. Der Gedanken scheuchte unzählige Scharen Schmetterlinge in ihrem Bauch auf.
Und … lieber Himmel! Bei der Göttin, nein. Ja.
Er trug einen Kilt! Drei verschiedene Blautöne kreuzten sich in gleichmäßigen von roten Fäden durchzogenen Karos. Sie ließ den Blick nach unten wandern. Dünne, grauweiße Strümpfe schmiegten sich an wohlgeformte Waden, deren Muskelstränge hervortraten, als er auf sie zuging. Und unter dem Kilt …?
Wann war es plötzlich so höllisch heiß geworden hier drin?
Obwohl Deidres geliehenes Kleid einen weiten aber sittsamen Ausschnitt und kurze Ärmel hatte, spürte sie, wie ihr Körper in schimmernden Hitzewellen pulsierte.
Gilead blieb ein paar Schritte vor ihr stehen und lächelte, während sein saphirfarbener Blick über ihr Dekollete wanderte und ihr ohnehin schon angespanntes Empfindungsvermögen noch weiter reizte. Sie hatte keine Ahnung gehabt – nicht in ihren wildesten Träumen –, dass jemand eine solche Wirkung auf sie haben könnte.
Er trat näher, und sie atmete seinen Duft ein, eine berauschende Mischung aus Seife, Leder und einem würzigen Hauch.
»Komm«, sagte er und bedeutete, ihm zu folgen. Er rückte einen Stuhl für seine Mutter zurecht neben den hochlehnigen Stuhl, der für Angus gedacht war, und reichte ihr eine Rose von ihrem Teller. Er runzelte leicht die Stirn, als er eine weitere Rose auf dem Teller neben ihrem bemerkte.
Auch Elen bemerkte sie. »Formorian«, sagte sie leise.
Deidre verzog das Gesicht. Wie grausam, diese Amazone direkt neben Lady Elen zu plazieren. Sie entdeckte Angus bei der Empore.
»Ich bin gleich zurück«, sagte sie.
Er sprach gerade mit Turius. Wie sein Sohn trug auch er einen Kilt, und wieder war Deidre verblüfft, wie sehr sie sich glichen. Angus musste fast fünfzig sein, aber er hatte kein Gramm Fett am Körper, und seine Beine waren genauso muskulös wie Gileads. Nein, besser nicht an Gilead denken, sie hatte hier etwas zu erledigen.
Die beiden Männer hörten auf zu sprechen, als sie sich näherte, und Turius nickte ihr lächelnd zu. Er war gekleidet wie ein Brite in weichen ledernen Trews, einem roten, wollenen Uniformrock und einen goldenen Torque, einem keltischen Reif, um den Hals.
»Sag nicht, dass es meiner Frau heute Abend nicht gutgeht«, sagte Angus.
Deidre zögerte. In Turius’ Gegenwart musste sie ihre Worte mit Bedacht wählen, denn sie wollte ihn nicht beleidigen, indem sie seine Königin rüpelhaft nannte, obwohl sie das zweifellos war.
»Lady Elen ist hier, Mylord, aber Ihr habt recht. Es geht ihr nicht gut, und ich fürchte, sie wäre keine sehr unterhaltsame Gesellschaft für Königin Formorian.« Sie ignorierte seine gezückte Augenbraue und fuhr fort: »Wenn Ihr mir erlaubt, die Sitzordnung zu ändern, könnte ich mich um Lady Elen kümmern und die Königin zwischen Euch und König Turius plazieren. Ihr seid heute der Gastgeber; ich bin sicher, das würde sie nicht beleidigen.«
Angus’ Mundwinkel zuckten. »Weiß meine Frau, dass du das tust?«
»Nein«, sagte Deidre, »aber ich bin mir sicher, dass es ihr lieber ist, wenn die Königin angemessene Unterhaltung findet.«
»Angemessen? Ja. Ich bin mir sicher, sie wünscht, dass alles angemessen verläuft«, sagte er.
»Klingt doch sehr vernünftig«, fügte Turius hinzu. »Ich möchte Elen nicht belasten. Meine Frau kann von Zeit zu Zeit sehr temperamentvoll
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