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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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auf einer Harfe, legte ihre Hand auf den Schenkel ihres Mannes, während sie aufmerksam irgendeiner Geschichte von Angus lauschte.
    Turius konnte ihr Gesicht nicht sehen, Deidre schon. Die Augen der Königin glühten, und ihr Blick wanderte langsam zu Angus’ Mund. Dann wandte sie sich wieder ihrem Mann zu. Zu Deidres Überraschung schien Angus sich darüber zu amüsieren.
    Ein Seufzer entfuhr ihr. Das Mahl und die Bewirtung waren üppiger als alle Feste, die Childebert jemals ausgerichtet hatte. Akrobaten unterhielten die Gäste, und ein einsamer Harfenspieler saß in einer Ecke, aber sie konnte nichts von alledem genießen. Nicht mit der armen Lady Elen neben sich, die dem Gelächter ihres Ehemanns über Formorians Scherze lauschen musste.
    Deidre wandte sich dem Harfenspieler zu, ein bemerkenswerter junger Mann, dem sein goldenes Haar über die Schultern fiel. Schlank, aber wohlproportioniert hatte seine Erscheinung eine elegante Grazie. Lange, schmale Finger zupften eine eingängige Melodie, sanft und tief, die sich langsam zu einem wilden Höhepunkt steigerte. Deidre stellte sich Heidemoore und himmelfarbene kleine Bäche vor, die sich durch die Klippen der Highlands schlängelten. Der Musik schien eine eigene Seele innezuwohnen.
    Gilead kehrte an den Tisch zurück. Sie wandte sich an ihn: »Wer ist der Harfenspieler?«
    Einen Augenblick lang war sie sich nicht sicher, ob er antworten würde, denn er wirkte noch immer etwas verstimmt. Sie hatte doch nur versucht zu helfen, Himmel noch mal! Wie konnte sie wissen, dass Turius mit einer Frau verheiratet war, auf die Venus eifersüchtig gewesen wäre?
    Schließlich sagte er: »Das ist Drustan. Turius hat ihn vor einigen Jahren bei einem Besuch mit hierhergebracht, und Mutter fand an seiner Musik Gefallen.«
    »Das kann ich gut verstehen. Aber wenn er Brite ist, warum bleibt er dann hier?«
    Gilead zuckte mit den Schultern. »Damals konnte er sonst nirgendwohin. Turius kämpfte im Süden und fand ihn als blinden Passagier auf einem der Schiffe. Offenbar hatte ihn sein Onkel in einer … kompromittierenden Lage ertappt. Drus war es dann wohl doch lieber, seinen Kopf auf dem Hals zu behalten.«
    Deidre war fasziniert. »Er sieht eigentlich mehr wie ein Engel als wie ein Teufel aus.«
    Das rief höhnisches Gelächter hervor. »Jaja. Fast alle Frauen fallen darauf herein.«
    Das weckte ihren Trotz. Nur weil Drustan die Harfe wie Gabriels Trompete spielte, bedeutete das nicht, dass sie ein strohdummes Flittchen war. »Ich habe die Musik gemeint … sie spricht mich an. Als ob ich die ganze Natur spüren könnte, den Geruch von Gras und Heidemoos, die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht, die kühle Brise in meinem Haar … « Sie hielt inne. Gilead sah sie seltsam an.
    »Ja. Talent hat er, aber sei froh, dass er guter Stimmung ist, denn seine Musik kann einen schaudern machen, wenn er es nicht ist. Sie wird wild und traurig, so dunkel und kalt wie der Nordwind, der im Winter um die Berge pfeift.«
    »Was erzürnt ihn?«
    Gilead grinste. »Frauen. Oder besser gesagt, ihre Abwesenheit. Seit Drus behauptet, dass er seine wahre Liebe verloren habe, schläft er nicht gern in einem kalten Bett.«
    Und du?
Deidre biss sich auf die Lippen, um nicht zu fragen. Endlich unterhielten sie sich, und ihr gefiel die Wendung, die dieses Gespräch genommen hatte. Ganz eindeutig. »Und wer war seine wahre Liebe?«
    Gilead wurde plötzlich ernst. »Die Frau seines Onkels.« Er sah an seiner Mutter vorbei zu Angus. Ein düsterer Hauch streifte sein Gesicht, und er stand unvermittelt auf. »Entschuldige mich, ich muss mich um etwas kümmern.«
    Deidre blieb verwirrt zurück. Im einen Augenblick war er freundlich und im nächsten so kalt wie die Tiefen eines Sees. Und jetzt ging er davon. Mit einiger Anstrengung lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf Angus; das gesamte Mahl über hatte er seine Frau nicht beachtet, gefangen vom Zauber dieser Königin mit dem Flammenhaar.
    »Wollt Ihr Euch zurückziehen?«, flüsterte Deidre Elen zu. »Das Mahl ist vorbei.« Bei ihren Worten trugen die Mägde leere Teller ab, während andere die Gesindetisch und Bänke zur Seite schoben, um eine große weite Fläche in der Mitte des Saals zu schaffen.
    »Ich kann nicht«, sagte Elen. »Mein Platz ist bei solchen Festen an der Seite meines Gemahls.«
    Ein Gemahl, der dich kaum eines Blickes würdigt.
Deidre fühlte einen Kloß in ihrer Kehle. Arme Lady Elen. Dachte sie, die Männer würden aufhören, um Formorians

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