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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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sollte sich zurückziehen; das sollte sie wirklich. Er hielt sie nicht besonders fest, aber die sanfte Berührung seiner Finger hätte genauso gut eine eiserne Fessel sein können. Deidre schloss ihre Augen und öffnete leicht die Lippen.
    Sie hörte, wie er kurz den Atem einzog, und dann streiften seine Lippen die ihren. So leicht und sanft, wie es geschah, reizte es sie bis ins Unendliche. Es war eine langsame Folter, die sie kaum mehr ertragen konnte. Tief schob sie ihre Zunge in seinen Mund.
    Er zögerte einen kurzen Augenblick lang, legte dann seine Arme um ihre Hüften und zog sie an sich, als er ihren Kuss erwiderte und ihren Mund erkundete. Dann, plötzlich, ließ er sie abrupt los.
    Verdutzt öffnete sie ihre Augen. Gilead war völlig aufgebracht.
    »Vielleicht steckst du mit Formorian unter einer Decke. Willst du mich aus einer Laune heraus verführen? Wie eine Dirne, als Vorbereitung für Niall? Oder willst du ihn eifersüchtig machen?«
    Deidre fühlte sich, als hätte jemand einen Eimer voll eiskaltem Wasser über sie gegossen. Niall eifersüchtig machen? Ihn
küssen?
Sie hätte lachen müssen, wenn nicht jeder Nerv ihres Körpers von Gileads unglaublicher Anschuldigung betäubt gewesen wäre. Doch dann schmolz eine gleißende Hitze das Eis in ihren Adern, als Wut und Verletzung die Oberhand gewannen. Wie konnte er es wagen, sie eine Dirne zu nennen?
    Sie fühlte, wie ihr die Tränen in den Augen brannten. Er würde sie
nicht
heulen sehen. Die Handknöchel gegen ihren Mund pressend, drehte sie sich um und rannte zur Tür hinaus. Krachend fiel hinter ihr die Tür ins Schloss.
     
    Am nächsten Tag erwartete Formorian Deidre bei den Ställen, mit Trews und einem zu großen Hemd bekleidet. In ihrem Gürtel steckte ein Dolch, und an ihrer Seite baumelte ein Schwert. Irgendwie gelang es ihr, trotz der Kleider und Waffen, sehr weiblich auszusehen.
    »Angus hat mir gesagt, dass du heute Morgen mit ihm gesprochen hast. Dass ich dir ein paar Ratschläge beim Reiten geben könnte?«
    Deidre nickte, während ihr Blick nach Gilead suchte. Wahrscheinlich würde er nicht erscheinen, nicht nach dem Gespräch vom Vortag. Sicher war es besser so. Außerdem war sie noch immer böse auf ihn.
    »Er holt dein Pferd«, bemerkte Formorian nüchtern.
    »Wer?«, heuchelte Deidre Gleichgültigkeit.
    Die Königin zog eine vornehme Augenbraue hoch, als Gilead Winger in die Koppel führte. Deidre mied seinen Blick und musterte stattdessen das Pferd ausführlich. Sie streichelte dem Rotfuchs über den Hals und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Er wieherte leise wie als Antwort. Vielleicht sollte sie nur noch mit Pferde-Männern sprechen, und die menschlichen ignorieren, dachte sie niedergeschlagen.
    Gilead reichte ihr die Zügel, und ihre Finger berührten sich dabei. Alle beide schraken hoch, als wären sie gebissen worden. Winger scheute, warf seinen Kopf zurück und riss sich von Deidres Hand frei.
    »Ganz ruhig«, sagte Gilead und schnappte sich die Zügel, bevor der große Hengst davonsprengen konnte. »Sie weiß noch nicht, dass man sich in deiner Nähe langsam bewegen muss.«
    Deidre blinzelte ihn an. Auch er war zurückgeschreckt. Sie nahm ihm die Zügel aus der Hand und wollte das Pferd zu dem Block führen, der ihr zum Aufsteigen diente – aber er war verschwunden. Wie zur Hölle sollte sie jetzt mit ihren ganzen Röcken aufsitzen?
    Und Formorian sah auch noch dabei zu. Aus den Augenwinkeln konnte Deidre sehen, dass sie an den Zaun gelehnt stand, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf leicht zur Seite gelegt, umspielte ein halbes Lächeln ihre Lippen.
Merde.
Die Königin von Elen fernzuhalten, war eine Sache, aber Deidre würde es nicht aushalten, falls sie anfing zu lachen.
    »Wollt Ihr nicht aufsteigen, Fräulein Deidre? Das würde den Unterricht enorm erleichtern«, sagte Gilead mit gespielter Geduld.
    Deidre sah ihn finster an. »Wenn Ihr so freundlich wärt, und mir den Block holen wolltet, Mylord, täte ich nichts lieber als das.« Sie reagierte nicht auf seine überraschte Miene. Bitte. Wenn er diesen formellen Ton haben wollte, sollte er ihn kriegen. Sie tippte ungeduldig mit dem Fuß.
    Er sagte nichts, ging aber in die Scheune und kam, den Baumstamm vor sich herrollend, zurück. Er stellte ihn auf und machte eine kleine Verbeugung. »Kann man Euch behilflich sein?«
    »Ich komme sehr gut zurecht, vielen Dank.« Deidre stieg darauf und suchte erst ihr Gleichgewicht, bevor sie ihren linken Fuß in den

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