Im Sturm der Sinne
Pergament aus seinem ledernen Sporran und reichte es Ida.
Ida breitete es auf dem Lager neben sich aus. Ein großes Gebiet war eingekreist.
Niall beugte sich nach vorn und deutete darauf. »Dieses Land gehört Angus Mac Oengus. Ein Teil davon gehört rechtmäßig mir. Die andere Hälfte könnte Euch gehören. Ihr müsstet dafür nicht einmal mit den Pikten kämpfen.«
Ida fuhr mit seinem dicken Finger am Radius des Kreises entlang. »Ein schönes Stück Land. Fruchtbar. Eine Küste, um zu fischen und um zur See zu fahren. Ich bezweifle, dass der Mann es loswerden will.«
»Das will er nicht«, stimmte Niall zu, »aber die Klans rechnen damit, dass Ihr nach Süden segelt, nach Lothian. Angus hat bereits Truppen dorthin gesandt, das heißt, sein Fort ist nur halb bemannt.« Er wartete ab und genoss die Reaktion auf Idas Gesicht. Gier war stets eine wunderbare Triebkraft. »Und meine Truppen werden sich Euch nicht widersetzen. Alles was ich will ist meine Hälfte, wenn es vorbei ist.«
»Culross liegt ein gutes Stück im Landesinneren«, wandte Ida ein. »Man wird uns sehen, lange bevor wir angreifen könnten. Ich werde nicht unnötig meine tapferen Männer opfern.«
Opfern! Bei Dagda! Was waren schon ein paar hundert Männer für so einen Preis! Niall hatte diese Sanftmut bei Turius noch nie verstehen können, und jetzt saß er einem angeblich furchtlosen Sachsen gegenüber, der den gleichen Mist daherpalaverte. Nun, wenn sie erst Oengus eingenommen hatten, würde er vielleicht auch Ida überwältigen. So schwer konnte das nicht sein. Niall musste sich schwer zügeln, um nicht zu grinsen.
»Natürlich. Aber Ihr könntet sie ablenken. Ihr habt doch noch kleinere Boote bei Euren Langbooten? Es ist nicht besonders schwer, den Fluss bis Loch Leven hinaufzupaddeln, und von dort sind es nur noch ein paar Wegstunden bis Culross. Niemals würden sie einen Angriff der Sachsen vom Land aus erwarten. Während ihre Aufmerksamkeit abgelenkt ist, könnte Eure Hauptmacht direkt durch die Förde segeln und einen vollen Angriff vom Wasser aus beginnen.
Ida strich sich nachdenklich über das Kinn. »Es ist gefährlich, meine Männer aufzuteilen.«
Bei Bels Feuer! Hielt der Mann den Krieg für ein Kaffeekränzchen? Niall fragte sich wirklich, wie es den Sachsen jemals gelungen war, im Süden einen Fuß auf das Land zu bekommen, wenn sie nur so zögerlich kämpften. Ach, Turius, mit seiner endlosen Hoffnung auf Frieden, hatte sie wahrscheinlich willkommen geheißen!
»Dann brauchen wir das Schicksal auf unserer Seite.« Niall schielte deutlich nach dem Metschlauch, und Ida schob ihn ihm hin. Er schenkte sich noch eine kräftige Portion ein. »Was, wenn ich Euch sagte, dass ich einen versteckten Zugang weiß, der direkt in die Gemächer der Lairdess führt? Vielleicht ist der Laird bereit, mit Euch zu verhandeln, wenn Ihr seine Frau entführt habt.«
Niall bezweifelte, dass es Angus etwas ausmachen würde, wenn Elen entführt würde, aber der Laird würde wohl kaum die Wut von Mac Erca auf sich ziehen wollen. Und wenn es Niall gelänge, Elen von den wilden – ha! – Sachsen »zu retten«, müsste sich ihm Mac Erca gewogen zeigen. Und falls Angus sterben sollte, könnte er sogar seine Frau heiraten! Aber nicht bevor er den Willen dieser kleinen Hure Deidre gebrochen hatte. Ah, erst würde er sie vergewaltigen. Nicht nur einmal. Und wenn er sie gründlich genug gedemütigt hatte, könnte ein kleiner Unfall geschehen.
Er zog ein zweites, kleineres Stück Pergament aus seiner Tasche. »Eine Karte der Burg. Die Geheimtür befindet sich hier.« Er deutete mit seinem Finger darauf. »Wenn ich sie entriegelt habe, können Eure Männer eindringen und für die nötige Ablenkung sorgen.« Er drehte die Karte etwas und zeigte auf eine Stelle nahe dem Fluss Forth, der direkt unterhalb der Südmauern entlangfloss. »Hier befindet sich eine Höhle, die bei Flut unpassierbar ist, aber die man bei Ebbe leicht ansteuern kann. Es gibt einen Steintunnel, der unterirdisch zum Burgfried führt. Ein guter Weg für die Lairds, sich hinein- und hinauszuschleichen, wenn die Burg belagert wird.« Niall hatte ihn zufällig vor ein paar Jahren entdeckt. Er hatte vermutet, dass sich Angus und Formorian heimlich treffen wollten, und war Angus eines Tages gefolgt. Dabei hatte er gesehen, wie Formorian wie ein Wassergeist aus einem kleinen Teich neben der Höhle aufgetaucht war. Er hatte abgewartet, bis die beiden im Wald verschwunden waren und hatte dann
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