Im Sturm der Sinne
und zog sein Schwert. »Komm, ich bringe dich in den Burgfried. Such meine Mutter und verriegle die Tür. Du öffnest niemandem.«
»Hilf deinem Vater, Gilead«, rief Formorian, als sie auf sie zugerannt kam, ein Langschwert in der einen, einen Dolch in der anderen Hand. »Ich bringe sie hinein.«
Gilead zögerte nur eine Sekunde lang. »Und auch du bleibst drinnen. Ich werde nicht zulassen, dass sich mein Vater in der Schlacht um deine Sicherheit kümmert.«
Einen Augenblick lang verengten sich Formorians Augen. Sie war für die Schlacht gekleidet, ihr Haar war unter einem Helm versteckt, Blut glitzerte auf ihrem Kettenhemd. Dann nickte sie. »Ja. Ich werde auf deine Mutter aufpassen. Geh zu ihm.«
Gilead warf Deidre einen langen Blick zu und war verschwunden.
Formorian drückte Deidre den Dolch in die Hand. »Zögere nicht, ihn einzusetzen, wenn es nötig wird.« Sie schielte vorsichtig um die Ecke. »Du bist noch nicht entdeckt worden. Eine Schande, dass du dieses Kleid trägst. Wir müssen zur Küchentür rennen.« Sie bückte sich und zog einen Sgian Dubh, einen Strumpfdolch, aus ihrem Stiefel. Der schwarze Griff des Messers schimmerte geheimnisvoll im Schatten. »Wenn wir angegriffen werden, dann tu so, als würdest du in Ohnmacht fallen. Lass sie nah herankommen und stich in die Leisten. Zum Glück sind die Brustpanzer der Sachsen kurz und ihre Weichteile ungeschützt.« Sie grinste. »Wie hochmütig, nicht wahr?«
Deidre starrte sie an. Wie konnte sie jetzt einen Witz machen? Sie konnten beide sehr wohl in den nächsten Minuten sterben. Nichts wollte sie lieber, als sich die Ohren zuhalten und das Geräusch von Stahl an Stahl, die Schreie der Verwundeten und Sterbenden ausblenden.
»Ich habe Angst«, flüsterte sie.
Formorian sah sie abschätzig an. »Wir haben keine Zeit für Angst. Du musst deinen Verstand nutzen können, bis wir drinnen sind.« Sie neigte den Kopf und lauschte. »Der Lärm klingt ab, es sollte nicht mehr lange dauern.«
Deidre raffte ihre Röcke hoch, ohne darauf zu achten, ob ihre Beine zu sehen waren. Sie würde rennen, als wäre der gehörnte Gott hinter ihr her. »Was sollte nicht mehr lange dauern?«
»Bis wir gewinnen.« Formorian lachte irr. »Ich bezweifle, dass die Barbaren wussten, dass Angus’ Truppen von Turius’ Männern verstärkt wurden. Sonst wären sie wohl nicht so dumm, nur eine kleine Gesandtschaft zu schicken und ihr Hauptheer draußen zu lassen.« Sie sah noch einmal um die Ecke. »Los!«
Deidre konnte nur einen ganz flüchtigen Blick auf die Verwüstung erhaschen, als sie zum Hintereingang der Küche rasten. Im Burghof lagen unzählige Körper verstreut, aber Angus und Turius waren noch auf den Beinen. Sie sah Gileads Schwert in der Sonne aufblitzten.
»Eine Frau!«, hörte sie jemanden rufen, und in ihr stieg eine Kraft auf, von der sie nicht wusste, dass sie sie besaß. Sie schoss nach vorne.
»Zwei«, rief eine Stimme dicht hinter ihnen. Viel zu dicht. Sie fühlte, wie sie von einer rauhen Hand an ihrem Arm zurückgerissen wurde, und dann erschlaffte die Hand. Sie drehte sich kurz um und sah den Sachsen mit dem Kopf nach unten und einem Dolch im Rücken auf der Erde liegen. Als sie aufblickte, nickte ihr Gilead zu, bevor er sich wieder in die Schlacht stürzte.
Formorian schwenkte ihr Schwert gegen den zweiten Mann. »Hinter mich«, befahl sie, und Deidre gehorchte blind, als ihr bewusst wurde, dass sie sich bis zur Tür vorarbeiten mussten, bevor sie von noch mehr Sachsen entdeckt wurden. Sie umfasste ihren Dolch etwas fester und wünschte sich, sie könnte besser damit umgehen.
Bitte, Göttin. Wenn ich das hier überlebe, schwöre ich, stundenlang mit dem Dolch zu üben, wie Formorian es mir gezeigt hat. Lass mich am Leben!
Formorian war es ein Leichtes, das kürzere Saexe mit ihrem Schwert abzuwehren. Ihre Beinarbeit glich dabei der eines Tänzers. Sie täuschte nach links vor und dann nach rechts, und der schwerere Krieger versuchte ihren leichten Schritten zu folgen. Mit dem Fellmantel um seine Schultern sah er aus wie ein großer tollpatschiger Bär.
Deidres Rücken stieß an die Tür. Sie hatten es geschafft. Sie versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen. Von innen verriegelt. Sie drehte sich um, schlug auf die Tür und versuchte, mit ihren Rufen den Lärm zu übertönen.
Formorian ließ ihren Gegner keine Sekunde lang aus den Augen und konzentrierte sich ganz auf den Kampf. Hatte es zuvor so ausgesehen, als spielte sie
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