Im Sturm des Lebens
es nicht, wenn meine Enkelin dem Mann nachläuft.«
Mit einer ungeduldigen Handbewegung schob Teresa die Gedanken an ihren Schwiegersohn beiseite. »Wir werden ja sehen, wie er es aufnimmt, was ich heute zu sagen habe. Sophia hat ihm bestimmt erzählt, dass ich sie herbestellt habe. Also wird er auch kommen.«
Eli blieb stehen und sah Teresa an. »Und genau so hast du es gewollt. Du wusstest, dass sie es ihm sagen würde.«
Ihre dunklen Augen funkelten und sie lächelte ihn kühl an. »Und wenn es so wäre?«
»Du bist eine schwierige Frau, Teresa.«
»Stimmt. Danke.«
Lachend schüttelte Eli den Kopf und ging langsam weiter. »Deine Ankündigung heute wird Ärger erregen. Und Vorwürfe.«
»Das will ich hoffen.« Sie blieb stehen, um ein paar jüngere Weinstöcke, die von Spalierdraht gehalten wurden, prüfend zu betrachten. Sie müssten ausgedünnt werden, dachte sie. Nur die stärksten durften wachsen und ausgerichtet werden.
»Selbstzufriedenheit macht schwach, Eli. Man muss die Traditionen achten und trotzdem Veränderungen ausprobieren.«
Sie blickte über das Land. Der Nebel war dicht und die Luft feucht. Heute würde die Sonne wohl nicht durchkommen. Jedes Jahr dauerte der Winter länger.
»Manche dieser Weinstöcke habe ich mit meinen eigenen Händen gesetzt«, fuhr sie fort. »Weinstöcke,
die mein Vater aus Italien mitgebracht hat. Als sie alt wurden, haben wir neue aus ihnen gezogen. Die neuen müssen Platz haben, damit sie wurzeln können, Eli, und die alten haben ein Recht auf Respekt. Was ich hier aufgebaut habe, was wir in unserer gemeinsamen Zeit aufgebaut haben, gehört uns. Und ich mache damit, was ich für das Beste halte.«
»Das hast du schon immer getan. In dieser Hinsicht stimme ich, wie in den meisten Fällen, mit dir überein. Es bedeutet nicht, dass wir eine leichte Saison vor uns haben.«
»Aber eine gute Weinlese«, erwiderte sie. »Dieses Jahr ...« Teresa griff nach einer Rebe. »Dieses Jahr gibt es einen edlen Jahrgang, da bin ich mir sicher.«
Als sie sich umdrehte, sah sie, wie ihre Enkelin über den Hügel auf sie zugelaufen kam. »Sie ist so schön, Eli.«
»Ja, und stark.«
»Das muss sie auch sein.« Teresa streckte Sophia die Hände entgegen. »Buon giorno, cara. Come va? «
»Bene, bene.« Sie küssten einander auf die Wangen. »Nonna.« Sophia trat einen Schritt zurück und musterte das Gesicht ihrer Großmutter. Es war ein attraktives Gesicht, nicht weich und hübsch wie das des Mädchens auf dem Etikett, das vor so langer Zeit entstanden war, sondern stark, beinahe wild. Geprägt von Ehrgeiz und von der Zeit, dachte Sophia immer. »Du siehst wundervoll aus! Und du auch.«
Sie umarmte Eli. Hier war alles so einfach. Er war Eli, einfach nur Eli, der einzige Großvater, den sie jemals gekannt hatte. Beständig, liebevoll und unkompliziert.
Er hob sie leicht hoch, sodass sie in der Luft hing.
Sie zappelte lachend. »Ich habe euch vom Fenster aus gesehen.« Als ihre Füße wieder den Boden berührten, trat sie einen Schritt zurück und bückte sich, um die geduldige Sally zu streicheln. »Ihr drei gebt ein richtiges Gemälde ab. Ich würde es Der Weinberg nennen«, fuhr sie fort und reckte sich, um Elis Jacke am Hals zu schließen. Schließlich sollte er sich nicht erkälten. »Was für ein Morgen!«
Sie schloss die Augen, warf den Kopf zurück und atmete tief ein. Sie konnte die feuchte Luft riechen, die Seife ihrer Großmutter und den Tabak, den Eli in einer seiner Taschen verstaut hatte.
»Deine Reise war erfolgreich?«, fragte Teresa.
»Es gibt einen Bericht. Und einen Bericht über den Bericht«, fügte Sophia lachend hinzu, während sie sich bei beiden einhakte. »Du wirst entzückt sein, Nonna . Und ich habe ein paar brillante Ideen zu der Werbekampagne.«
Eli blickte zu Teresa hinüber, und als sie nichts erwiderte, tätschelte er Sophias Hand. Der Ärger wird jetzt bald beginnen, dachte er.
»Der Schnitt hat angefangen.« Sophia waren die frischen Schnittstellen an den Weinstöcken aufgefallen. »Bei MacMillan auch?«
»Ja. Es ist an der Zeit.«
»Mir kommt es noch so lang vor bis zur Weinlese. Nonna , erzählst du mir, warum du uns alle herbestellt hast? Du weißt, dass ich schrecklich gern bei dir, Eli und Mama bin, aber bei Giambelli müssen nicht nur die Weinstöcke bearbeitet werden.«
»Wir reden später darüber. Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken, bevor diese kleinen Ungeheuer von Donato aufstehen und uns alle in den Wahnsinn
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