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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Scheinbar fasziniert hörte sie Don zu, denn sie hatte ihre großen dunklen Schokoladenaugen aufmerksam auf sein Gesicht gerichtet, aber Ty sah, wie sie Sally diskret mit Hors d’oeuvres fütterte. Die Bewegung
war zu gezielt, als dass sie sich wirklich auf das Gespräch konzentrieren konnte.
    »Hier. Die gefüllten Oliven sind hervorragend.« Pilar trat mit einem kleinen Teller neben ihn.
    »Danke.« Tyler wandte sich ihr zu. Von allen Giambellis fühlte er sich in Pilars Gegenwart am wohlsten. Sie erwartete nie endlose, leere Konversation von ihm, nur damit sie ihre eigene Stimme hören konnte. »Hast du eine Ahnung, warum wir hier unsere Zeit vertun?«
    »Erst, wenn Mama es uns sagt, vorher nicht. Meine Quellen haben mir berichtet, das Mittagessen sei auf vierzehn Uhr angesetzt, aber ich weiß nicht, worauf wir warten. Wer auch immer es sein mag und um was auch immer es geht, Eli scheint jedenfalls zufrieden zu sein. Das ist ein gutes Zeichen.«
    Tyler wollte einen Grunzer ausstoßen, erinnerte sich aber seiner guten Manieren. »Na, hoffentlich.«
    »Wir haben dich hier seit Wochen nicht mehr gesehen. Was machst du denn eigentlich noch außer arbeiten?«
    »Gibt es noch etwas anderes?«
    Kopfschüttelnd hielt sie ihm noch einmal die Oliven hin. »Du ähnelst meiner Mutter mehr als jeder von uns. Hattest du nicht letzten Sommer eine Freundin? Eine hübsche Blonde? Pat? Patty?«
    »Patsy. Sie war keine richtige Freundin. Nur eine Art ...« Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Du weißt schon.«
    »Mein Lieber, du solltest mehr ausgehen. Und nicht nur wegen ... du weißt schon.«
    Sie verhielt sich so sehr wie seine Mutter, dass er lächeln musste. »Das Gleiche könnte ich zu dir sagen.«
    »Oh, ich bin doch nur eine alte Schreckschraube.«
    »Die bestaussehende Schreckschraube in diesem Zimmer«, konterte er und brachte sie damit zum Lachen.
    »Mama, du hortest die Oliven.« Sophia tauchte neben ihr auf und nahm sich eine vom Teller. Neben ihrer hübschen, gelassenen Mutter wirkte sie wie ein Feuerball, der vor Elektrizität knisterte. Sie war die Art von Frau, die einem unerwartet Stromschläge verpasste, wenn man ihr zu nahe kam. Jedenfalls kam es Ty immer so vor.
    Und allein aus diesem Grund hatte er stets versucht, einen Sicherheitsabstand einzuhalten.
    »Schnell, sag was zu mir. Wolltest du mich etwa für immer in den Fängen von Don dem Langweiler lassen?«, murrte Sophia.
    »Arme Sophie. Nun, sieh es doch einmal so: Wahrscheinlich konnte er zum ersten Mal seit Wochen fünf Wörter hintereinander sagen, ohne dass Gina ihn unterbrochen hat.«
    »Glaub mir, er hat sich an mir schadlos gehalten.« Sophia verdrehte ihre dunklen, exotischen Augen. »Hey, Ty, wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    »Schwer bei der Arbeit für MacMillan?«
    »Klar.«
    »Kennst du auch Wörter mit mehr als einer Silbe?«
    »Ein paar. Ich dachte, du wärst in New York.«
    »War«, entgegnete sie, ihn nachäffend. Ihre Mundwinkel zuckten. »Jetzt bin ich hier.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter, weil ihre beiden jungen Verwandten anfingen zu kreischen und zu schluchzen. »Mama, wenn ich jemals auch so grässlich war, wie hast du es dann geschafft, mich nicht im Brunnen zu ertränken?«
    »Du warst nicht grässlich, Liebling. Fordernd, arrogant, temperamentvoll, aber nie grässlich. Entschuldige mich.« Sie reichte Sophia die Platte und ging, um das zu tun, was sie immer am besten gekonnt hatte: Frieden stiften.
    »Vermutlich hätte ich das machen sollen«, sagte Sophia seufzend, während sie zusah, wie ihre Mutter das schluchzende kleine Mädchen auf den Arm nahm. »Aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so unangenehme Kinder gesehen.«
    »Das kommt davon, wenn man verwöhnt und vernachlässigt wird.«
    »Beides zugleich?« Nachdenklich musterte sie Don, der seinen brüllenden Sohn ignorierte, und Gina, die alberne Beschwichtigungslaute von sich gab. »Gut beobachtet«, sagte Sophia. Aber das war schließlich nicht ihr Problem – Gott sei Dank –, also wandte sie ihre Aufmerksamkeit lieber wieder Tyler zu.
    Er war so ein ... richtiger Mann, dachte sie. Er sah aus wie eine der indianischen Gottheiten, die das Tal bewachten. Und er war auf jeden Fall angenehmer anzuschauen als der vierjährige Wutanfall hinter ihr. Wenn sie ihm jetzt noch ein vernünftiges Gespräch entlocken konnte, dann wäre die Zeit bis zum Mittagessen angenehm überbrückt.
    »Hast du irgendeine Ahnung, worum es heute geht?«, fragte

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