Im Sturm des Lebens
denn für Probleme?«
»Ich habe gar kein Problem. Die Männer in diesem Haus machen sich wegen der Frauen in der Villa zu Idioten, das ist das Problem. Es ist Ekel erregend. Und peinlich.«
Theo wischte sich das Blut vom Mund. Was Sophia anging, so hatte er lebhafte Fantasien. Und die würde ihm seine kleine Schwester nicht verderben.
Er warf die lockigen Haare zurück und gähnte. »Du bist ja nur eifersüchtig.«
»Bin ich nicht.«
»Bist du doch. Weil du dünn und flachbrüstig bist.«
»Ich habe lieber Verstand als Brüste.«
»Wie du meinst. Ich weiß gar nicht, warum du dich so darüber aufregst, dass Dad mit Pilar rummacht. Er hat doch sonst auch Frauen gehabt.«
»Du bist so dumm«, erwiderte Maddy verächtlich. »Er macht nicht mit ihr rum, Blödmann. Er liebt sie.«
»Ach komm. Woher willst du das denn wissen?« Dennoch versetzten Maddys Worte ihm einen seltsamen kleinen Stich. Er holte eine Tüte Chips aus seiner Kommode. »Mann!«
»Alles wird sich ändern. Achte nur darauf.« Es schnürte ihr die Kehle zusammen und sie stand auf. »Nichts wird wieder so sein wie früher, darauf kannst du Gift nehmen.«
»Seit Mama weg ist, ist sowieso nichts mehr so wie früher.«
»Es ist besser geworden.« Tränen traten Maddy in die Augen, aber da sie vor ihrem Bruder nicht weinen wollte, rannte sie aus dem Zimmer.
»Ja«, murmelte Theo. »Aber es ist nicht mehr so wie früher.«
Sophia hoffte, dass die Dunkelheit und die kalte, klare Luft ihre trüben Gedanken verscheuchen würde. Sie musste logisch denken. Die Nachricht hatte einiges an Schaden angerichtet, und die Leute erinnerten sich meistens nur an den ersten Eindruck. Den schlechten.
Und sie hatte jetzt die Aufgabe, diesen schlechten Eindruck abzumildern. Sie musste der Öffentlichkeit
zeigen, dass zwar Giambelli beschädigt worden war, das Unternehmen jedoch nichts getan hatte, um andere zu beschädigen. Worte reichten dazu nicht aus, das war Sophia klar. Jetzt mussten sie handeln.
Wenn ihre Großeltern nicht schon die Absicht gehabt hätten, nach Italien zu fliegen, hätte sie sie dazu gedrängt. Sie mussten sich dort jetzt zeigen und durften sich nicht darauf zurückziehen, »keinen Kommentar« abzugeben. Immer wieder sollten sie sich zu dem Problem äußern, und vor allem immer wieder den Namen des Unternehmens nennen. Sie mussten das Ganze zu ihrer persönlichen Angelegenheit machen.
Aber ... zu Margaret Bowers durften sie sich nur vorsichtig äußern. Sie mussten natürlich Mitgefühl zeigen, durften aber keine Verantwortung übernehmen.
Und um ihnen dabei zu helfen, durfte Sophia an Margaret nicht mehr als Person denken.
Das mochte zwar kalt sein, aber dann war sie eben kalt. Mit ihrem Gewissen würde sie sich später auseinander setzen.
Sie stand am Rande des Weinbergs. Er wird vor Schädlingen und den Unbilden des Wetters geschützt, dachte sie. Alles wurde bekämpft, was ihn bedrohte. Auch jetzt. Sie würde den Kampf aufnehmen, und zwar mit ihren Mitteln. Und sie würde nichts bedauern, das ihr zum Sieg verhalf.
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Sofort dachte sie: Eindringling, Saboteur, Mörder! Sie stürzte sich auf den Schatten – und hielt kurz darauf ein zappelndes, junges Mädchen fest.
»Lassen Sie mich los! Ich darf mich hier aufhalten!«
»Entschuldigung. Tut mir Leid.« Sophia trat einen Schritt zurück. »Du hast mir Angst eingejagt.«
Sie hat nicht gerade ängstlich ausgesehen, dachte Maddy. Eher Angst einflößend. »Ich tu doch gar nichts Schlimmes.«
»Das habe ich ja auch nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass du mir Angst eingejagt hast. Wir sind zurzeit alle etwas nervös. Sieh mal ...«
Sie bemerkte Tränenspuren auf den Wangen des Mädchens. Doch da sie es auch nicht gern hatte, wenn man sie nach dem Grund für ihre Tränen fragte, gestand sie Maddy das gleiche Recht zu.
»Ich bin hierher gekommen, um mich ein bisschen durchpusten zu lassen. Da drinnen ist im Moment einfach zu viel los.«Sophia blickte zum Haus.
»Mein Vater arbeitet auch.«
Sophia hörte die Anspannung in Maddys Stimme und machte sich ihre eigenen Gedanken. »Er steht im Moment ziemlich unter Druck, wie wir alle. Morgen früh fliegen meine Großeltern nach Italien. Ich mache mir ihretwegen Sorgen. Sie sind nicht mehr jung.«
Maddy empfand Sophias Vertrauen als beruhigend. Langsam ging sie neben ihr her. »Sie benehmen sich aber nicht so, als wären sie alt. Nicht hinfällig oder so.«
»Nein, das stimmt. Ich
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