Im Sturm des Lebens
Lippen fuhr sie leicht seine Mundwinkel entlang. »Ins Bett?«, flüsterte sie.
Er richtete sich auf und schlang die Arme um sie. »Nächstes Mal.«
Irgendwann gegen Mitternacht fand Sophia sich mit dem Gesicht nach unten auf seinem Bett. Die Laken waren zerwühlt und warm, und sie fühlte sich ganz matt.
»Wasser«, krächzte sie. Jetzt, wo sie ein Bedürfnis gestillt hatte, wollte sie nicht riskieren, vor Durst zu
sterben. »Ich brauche Wasser. Ich gebe dir alles, was du willst, erfülle deine wildesten sexuellen Träume, aber gib mir eine Flasche Wasser.«
»Die wilden sexuellen Träume hast du schon erfüllt.«
»Oh, ach ja.« Sie tätschelte ihm die Schulter. »Sei lieb, MacMillan.«
»Okay. Hilf mir – wo sind wir denn?«
»Auf dem Bett.« Sie seufzte. »Wir haben es am Ende doch noch geschafft.«
»Gut. Ich bin gleich zurück.« Er erhob sich schwankend, und da er quer über dem Bett gelegen hatte, irrte er sich in der Richtung und stieß gegen einen Stuhl.
Sophia lauschte seinen unterdrückten Flüchen und lächelte in sich hinein. Er war so süß! Und lustig. Klüger, als sie geglaubt hatte, und unglaublich im Bett. Auf dem Fußboden. An der Wand. Sie konnte sich an keinen anderen Mann erinnern, den sie derart attraktiv fand. Vor allem, wenn man bedachte, dass er jemand war, der nur dann einen Anzug anzog, wenn man ihn mit der Pistole bedrohte.
Sie war so in Gedanken verloren, dass sie aufschrie, als Ty ihr das eiskalte Wasser an die bloße Schulter hielt. »Ha ha«, murrte sie, setzte sich dann aber dankbar auf und trank das halbe Glas in einem Zug leer.
»Hey, ich dachte, wir würden teilen.«
»Ich habe nichts von teilen gesagt.«
»Dann möchte ich noch mehr sexuelle Wünsche erfüllt haben.«
»Das schaffst du gar nicht«, kicherte sie.
»Du weißt, wie gern ich dich eines Besseren belehre.«
Als seine Hand an ihrem Oberschenkel entlang glitt, seufzte sie auf. »Das stimmt.« Trotzdem reichte sie ihm das Wasserglas. »Vielleicht habe ich ja noch ein paar sexuelle Wünsche. Aber dann muss ich wirklich nach Hause gehen. Morgen früh ist Besprechung.«
Tyler trank das Glas aus und stellte es weg. »Darüber denken wir jetzt noch nicht nach.« Dann schlang er Sophia einen Arm um die Taille und zog sie unter sich. »Ich werde dir jetzt erzählen, was ich mir vorstelle.«
Es ist lange her, dachte Sophia, seit ich mich das letzte Mal morgens um zwei ins Haus geschlichen habe. Und doch gehörte es wie Reiten oder Fahrradfahren oder, nun ja, auch Sex, zu den Fähigkeiten, die man nicht verlernte. Sie schaltete ihre Scheinwerfer aus, damit sie nicht die Fenster der Villa anleuchteten, und fuhr langsam um die Kurve in die Garage.
Es war eine kalte, sternenklare Nacht und Sophia blieb noch einen Moment draußen stehen. Sie war schrecklich müde, wunderbar ausgelaugt und fühlte sich äußerst lebendig.
Tyler MacMillan, dachte sie, ist ein Mann voller Überraschungen, mit zahlreichen Geheimfächern und erstaunlicher Energie. Sie hatte in den letzten Monaten viel über ihn erfahren. Jetzt freute sie sich darauf, ihn noch weiter zu erforschen.
Im Moment jedoch sollte sie lieber zu Bett gehen und ein bisschen schlafen, sonst war sie am nächsten Morgen zu nichts zu gebrauchen.
Seltsam, dachte sie, während sie von hinten um das Haus herumging, ich wäre am liebsten bei ihm geblieben. Hätte bei ihm geschlafen. Angekuschelt
an seinen langen, warmen Körper. Sicher, warm, behütet.
Über die Jahre hatte sie sich angewöhnt, sich nach dem Sex emotional abzukapseln. So wie es ein Mann für gewöhnlich tat, hatte sie immer gedacht. Im selben Bett zu schlafen und gemeinsam aufzuwachen, nachdem der Spaß und die Spielchen vorüber waren, konnte peinlich sein. Und es war zu intim. Indem sie solche Situationen vermied, hielt sie das Gefühlschaos in Grenzen.
Aber Tylers Bett zu verlassen war ihr schwer gefallen. Vielleicht mag ich ihn ja mehr, dachte sie, während sie durch den Garten ging. Und fühle mich viel mehr zu ihm hingezogen, als ich erwartet habe. Doch nach einer Weile würde der Glanz der Erregung sicher nachlassen.
So war es doch immer.
Wenn man lebenslange Liebe anstrebte, wurde man immer enttäuscht. Es war viel besser, den Augenblick zu genießen und dann zu gehen.
Als sie um die letzte Ecke des Gartens bog, stand sie auf einmal vor ihrer Mutter.
Verblüfft starrten sie einander an.
»Ähm, es ist eine schöne Nacht«, sagte Sophia schließlich.
»Ja. Ich war gerade,
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