Im Sturm des Lebens
worden. Ein ganzes Lebenswerk in den Schmutz gezogen durch eine vergiftete Flasche Wein.
Und jetzt musste sie sich auf andere verlassen, um ihr Erbe zu retten.
»Wir schaffen das schon, Teresa.«
»Ja.« Sie drückte Elis Hand. »Ich habe gerade daran gedacht, wie mein Großvater, als ich ein kleines Mädchen war, mit mir durch die Weinberge gegangen ist. Er sagte immer, es reiche nicht aus, nur zu pflanzen. Man muss die Pflanzen pflegen, behüten, achten und formen. Die Weinstöcke waren seine Kinder. Und dann wurden sie meine.«
»Du hast sie gut aufgezogen.«
»Und den Preis dafür bezahlt. Ich war dem Mann, den ich vor so langer Zeit hier geheiratet habe, keine gute Ehefrau, meiner Tochter keine gute Mutter. Mir wurde die Verantwortung übergeben, aber ich habe auch den Ehrgeiz geerbt, Eli. So viel Ehrgeiz ... Ob ich wohl mehr Kinder bekommen hätte, wenn ich nicht immer nur an meine Weinstöcke gedacht hätte? Hätte meine Tochter wohl eine andere Berufswahl getroffen, wenn ich ihr eine bessere Mutter gewesen wäre?«
»Alles geschieht so, wie es geschehen soll.«
»Da spricht der praktisch veranlagte Schotte. Wir Italiener neigen mehr dazu, an Zufälle zu glauben. Und an Vergeltung.«
»Was geschehen ist, ist keine Vergeltung, Teresa. Es ist entweder ein schrecklicher Unfall oder eine kriminelle Handlung. Und in beiden Fällen bist du nicht dafür verantwortlich.«
»Ich habe die Verantwortung an dem Tag übernommen, als ich Giambelli übernahm.« Sie blickte über die Reihen der schlafenden Weinstöcke. »Bin ich
nicht verantwortlich dafür, was mit Tyler und Sophia geschieht? Ich habe nur an das Unternehmen gedacht und nie einen Gedanken daran verschwendet, was auf einer anderen Ebene mit ihnen passieren könnte.«
»Teresa!« Eli drehte sie zu sich herum. »Dass du sie zum Arbeiten zusammengebracht hast, musste nicht unbedingt bedeuten, dass sie sich miteinander auf dem Fußboden wälzen.«
Sie seufzte. »Nein, aber es beweist, dass ich ihren menschlichen Bedürfnissen nicht Rechnung getragen habe. Wir übergeben ihnen unser Erbe. Ich habe erwartet, dass sie sich auseinander setzen, das haben wir beide ja auch getan. Aber Sex kann die Menschen zu Feinden machen. Und das habe ich nicht bedacht. Gott, ich fühle mich so alt!«
»Teresa ...« Eli küsste sie auf die Stirn. »Wir sind alt.«
Er wollte sie damit zum Lachen bringen, und sie tat ihm den Gefallen. »Nun, wir sind jedenfalls keine Feinde geworden. Wir können nur hoffen, dass beide ein Stück von uns in sich tragen.«
»Ich liebe dich, Teresa.«
»Ich weiß. Aber ich habe dich nicht aus Liebe geheiratet, Eli.«
»Ich weiß, mein Liebes.«
»Aus geschäftlichen Gründen«, sagte sie und trat einen Schritt zurück. »Eine Fusion, ein kluger Schritt für das Unternehmen. Ich respektierte dich. Ich mochte dich sehr und war gern mit dir zusammen. Doch statt für mein berechnendes Verhalten bestraft zu werden, wurde ich belohnt. Ich liebe dich inzwischen sehr, und ich hoffe, du weißt das auch.«
»Ja. Wir werden das alles schon in den Griff bekommen, Teresa.«
Er ergriff ihre Hand, die sie ihm entgegenstreckte. »Lass uns hinuntergehen. James wird gleich da sein.«
James überflog Sophias Pressemitteilung und nickte. »Gut.« Dann nahm er seine Lesebrille ab. »Klar, ruhig, mit einer persönlichen Note. Vom rechtlichen Standpunkt her würde ich nichts ändern.«
»Dann gehe ich jetzt hinauf, tippe sie sauber ab und schick sie hinaus.«
»Nimm Linc mit.« James zwinkerte ihr zu. »Für Hilfsarbeiten ist er gut zu gebrauchen.«
Er wartete, bis die beiden das Zimmer verlassen hatten. »Teresa, Eli, ich habe mich mit euren Anwälten in Italien beraten. Ihr seid das Problem schnell und entschlossen angegangen. So habt ihr rechtliche Schritte gegen das Unternehmen vermutlich verhindert. Vielleicht müsst ihr euch hier auf ein paar individuelle Prozesse gefasst machen. Ich versuche, die entsprechenden Informationen von der Polizei zu bekommen. Bevor nicht bewiesen ist, dass sich das Gift schon in der verkorkten Flasche befunden hat, müsst ihr euch nur über den Schaden in der Öffentlichkeit Gedanken machen. Doch sollte man Giambelli Nachlässigkeit vorwerfen, werden wir auch damit fertig.«
»Es geht mir nicht um Nachlässigkeit, James. Wenn der Wein von Anfang an vergiftet war, dann ist das keine Nachlässigkeit, sondern Mord.«
»Im Moment sind das noch Spekulationen, denn den Fragen nach zu urteilen, die die Polizei dir und
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