Im Sturm des Lebens
Tyler, gestellt hat, tappt sie noch im Dunkeln. Sie wissen nicht, wann das Digitalis in den Wein gelangt ist. Vom rechtlichen Standpunkt betrachtet ist
Giambelli damit noch einen wichtigen Schritt vom Problem entfernt.«
»Das Problem «, sagte Tyler, »ist der Tod einer Frau.«
»Das ist ein Problem für die Polizei. Es gefällt dir vielleicht nicht, aber ich rate dir dringend, keine Fragen mehr ohne den Beistand eines Anwalts zu beantworten. Es ist der Job von Polizisten, einen Fall zu lösen. Aber es ist nicht deine Aufgabe, ihnen dabei zu helfen.«
»Ich kannte Margaret.«
»Das ist richtig. Und sie hatte ein nettes, romantisches Essen für den Abend vorbereitet, an dem sie starb. Ein Abendessen, zu dem du nicht erschienen bist. Im Augenblick fragt sich die Polizei, wie gut du sie gekannt hast. Lass sie rätseln. Und während sie noch herumrätseln, sehen wir uns mal Margaret Bowers an. Wer sie war, wen sie kannte, was sie wollte.«
»Ziemliches Chaos, was?«
Sophia blickte zu Linc hoch. »Ich habe das Gefühl, dass wir noch lange daran zu knabbern haben.«
»Das glaube ich auch. Doch Dad steht an deiner Seite, und somit kann dir nichts passieren. Und Mom wird sich auch nicht raushalten. Und dann hast du noch mich.«
Sie lächelte. »Eine dreifache Bedrohung.«
»Verdammt richtig. Moore, Moore und Moore. Wer könnte sich etwas ...«
»Hör auf.« Sophia speicherte die Pressemitteilung in ihrem Computer und faxte sie an P.J. »Es ist besser, wenn sie aus dem Büro in San Francisco statt
von hier kommt. Es soll zwar persönlich sein, aber es soll nicht wie eine Familienverschwörung aussehen. Ich habe schon mit weiteren Meldungen und ein paar Anekdoten angefangen. Willst du sie dir mal ansehen und mir deinen juristischen Rat geben, ob ich mein Hinterteil bedeckt gehalten habe?«
»Klar. Ich habe dein Hinterteil immer schon gemocht.«
»Haha.« Sie stand auf und überließ ihm ihren Platz am Schreibtisch. »Wie geht’s der Ärztin?«
»Es läuft gut. Du solltest mal eine deiner zahlreichen Verabredungen absagen und dich abends mit uns treffen. Wir könnten zusammen ausgehen und Spaß haben. Und du siehst im Moment so aus, als ob du ein bisschen Spaß gebrauchen könntest.«
»Mehr als ein bisschen. In der letzten Zeit hat mein gesellschaftliches Leben ziemlich brachgelegen, und so wird es offenbar noch lange bleiben.«
»Und das sagt die Partykönigin?«
»Die Partykönigin hat ihre Krone verloren.« Da Linc an ihrem Computer saß, griff Sophia zum Telefon, um mit P.J. zu sprechen.
»Wenn du mich fragst, könnte dir eine kleine Pause nicht schaden, Sophie. Du bist nervös. Nur Arbeit und keine Spiele und Tralala.«
»Ich habe keine Zeit zum Spielen«, giftete sie. »Ich habe noch nicht mal Zeit, um über die aktuellen Schritte hinauszudenken oder Luft zu holen. Ich habe seit drei Monaten ausschließlich Zwölf-Stunden-Tage, habe Blasen an den Händen, musste eine Topmitarbeiterin hinauswerfen und hatte seit sechs verdammten Monaten keinen Sex mehr.«
»Aua. Und damit meine ich nicht die Blasen. Ich würde dir ja gern anbieten, bei dem Problem auszuhelfen,
aber da hätte Frau Doktor höchstwahrscheinlich Einwände.«
Sophia stieß die Luft aus. »Ich glaube, ich lerne besser Yoga.« Sie zog ihre Schreibtischschublade auf und nahm ein Aspirin heraus. Kurz darauf hatte sie P.J. in der Leitung. »Ist das Fax durchgekommen?« Sie hörte zu und nickte. »Jag es so schnell wie möglich raus, dann ... Was? Du lieber Himmel, wann? Gut, gut. Schick die Meldung raus. Und mail mir die Nachricht, Wort für Wort. Ich entwerfe eine Antwort. Gib keinen Kommentar ab und sorg dafür, dass alle Abteilungsleiter, alle wichtigen Angestellten eine Kopie von der Pressemitteilung bekommen. Das ist die vorläufige Sprachregelung. Halt mich auf dem Laufenden.«
Sie legte auf und blickte Linc an. »Die Geschichte ist schon durchgesickert.«
17
G IAMBELLI-MACMILLAN, DER GIGANT DER WEININDUSTRIE, WIRD VON EINER WEITEREN KRISE GESCHÜTTELT. ES WURDE BESTÄTIGT, DASS EINE VERGIFTETE FLASCHE WEIN FÜR DEN TOD VON MARGARET BOWERS, EINER LEITENDEN ANGESTELLTEN DES UNTERNEHMENS, VERANTWORTLICH WAR. DIE POLIZEI ERMITTELT. DER TATBESTAND DER PRODUKTMANIPULATION KANN NICHT AUSGESCHLOSSEN WERDEN, UND GIAMBELLI-MACMILLAN RUFT ALLE FLASCHEN CASTELLO DI GIAMBELLI MERLOT, JAHRGANG 1992, ZURÜCK. SEIT DER FUSION DER GIAMBELLI-MACMILLAN-WEINGÜTER IM LETZTEN DEZEMBER ...
Perfekt, dachte Jerry, als er die Abendnachrichten sah.
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