Im Sturm des Lebens
wahres Wesen offenbarte und der Rest Fassade war. Aber ich habe es nicht gesehen, weil ich daran gewöhnt bin, dass mich die Männer umschwärmen.«
Wieder stieg das Gefühl von Kummer und Unzufriedenheit in ihr auf. »Und ich benutze diesen Umstand ja auch, um das zu bekommen, was ich haben will, wann immer es mir passt.«
»Warum denn nicht? Du bist eben clever genug, um mit den Mitteln zu arbeiten, über die du verfügst. Und wenn die Männer das zulassen, ist das ihr Problem, nicht deins.«
»Nun ...« Lachend trank sie einen Schluck. »Das kommt unerwartet von einem Mann, an dem ich die Mittel ausprobiert habe.«
»Es hat mir ja nicht wehgetan.« Ty streckte die Beine aus und kreuzte die Knöchel, wohl wissend, dass sie versuchte, ihn zu durchschauen. Gut, dachte er. Soll sie sich doch zur Abwechslung mal Fragen stellen. »Auf jeden Fall hat ein Typ, auf den DeMorneys Beschreibung passt, sich im Weingut aufgehalten«, erzählte er. »Er hatte auch Zugang zur Flaschenabfüllung. Mit Donato.«
»Ach ...« Wie traurig, dachte sie. »Das Dreieck wird also zum Viereck. Jerry und Don. Don und mein Vater. Und Jerry und Dad verbinden sich mit Kris. Sauber.«
»Was willst du unternehmen?«
»Es der Polizei hier und zu Hause sagen. Und ich werde mit David reden. Er weiß mehr über Jerrys Arbeit bei Le Coeur.« Sophia nahm eine Erdbeere von einem Teller und biss langsam hinein. »Morgen fahre ich nach Venedig. Ich gebe ein paar Interviews, und ich werde Don bluten lassen. Ich werde meinem Entsetzen darüber Ausdruck verleihen, dass er die Familie in Verruf gebracht und Verrat an den loyalen Angestellten und Kunden von Giambelli begangen hat. Ich werde sagen, wie groß unser Schock, unser Kummer und unser Bedauern ist, und dass wir ohne zu zögern mit den Behörden zusammengearbeitet haben, weil wir hoffen, dass er möglichst schnell vor Gericht gestellt wird und dadurch seiner unschuldigen,
schwangeren Frau, seinen kleinen Kindern und seiner trauernden Mutter jeden weiteren Schmerz erspart.«
Sie griff nach der Flasche, um sich noch ein Glas Wein einzuschenken. »Du findest das sicher kalt und hart und ziemlich gemein.«
»Nein, im Gegenteil. Ich denke, es ist schwer für dich. Schwer, diejenige zu sein, die solche Dinge sagt, und dabei den Kopf oben behalten muss. Du hast das Rückgrat deiner Großmutter, Sophie.«
»Wieder ein unerwartetes Kompliment, aber grazie . Ich werde auch mit Gina und mit meiner Tante reden müssen. Wenn sie von der Familie unterstützt werden wollen, emotional und auch finanziell, dann müssen sie in der Öffentlichkeit unsere Meinung vertreten.«
»Um wie viel Uhr fahren wir?«
»Ich brauche dich nicht dazu.«
»Stell dich nicht so dumm an, es steht dir nicht. MacMillan ist genauso in die Geschichte verwickelt und genauso angreifbar. Es macht sich vor den Medien besser, wenn wir als Team auftreten. Familie, Unternehmen, Partnerschaft. Solidarität.«
»Wir fahren Punkt sieben.« Sophia setzte sich wieder. »Ich schreibe eine Erklärung und ein paar Antworten für dich auf. Du kannst sie dir auf dem Weg in die Stadt durchlesen, damit du sie noch im Kopf hast, wenn man dir Fragen stellt.«
»Gut. Aber das sollte auch der einzige Bereich sein, in dem du mir Worte in den Mund legst.«
»Bei euch schweigsamen Typen ist es schwer, zu widerstehen, aber ich versuche es.«
Er strich ein wenig Pastete auf einen Cracker und reichte ihn ihr. »So, und jetzt lass uns mal eine Zeit lang das Thema wechseln. Wie findest du die Sache mit deiner Mutter und David?«
»Ich finde es toll.«
»Wirklich?«
»Ja. Du nicht?«
»Doch. Aber du kamst mir seit der großen Ankündigung ein bisschen verwirrt vor.«
»Ich finde, das darf ich unter den gegebenen Umständen auch sein. Ihre Neuigkeit ist jedoch eine Wendung der Ereignisse, über die ich mich freuen kann. Ich bin glücklich für meine Mutter und für ihn. Er wird gut zu ihr sein und ihr gut tun. Und die Kinder ... Sie wollte immer mehrere Kinder, und jetzt hat sie sie endlich. Auch wenn sie schon halb erwachsen sind.«
»Ich war auch schon halb erwachsen, und sie war mehr eine Mutter für mich als meine eigene.«
Sophia entspannte sich wieder. »Sie ist noch zu jung, um deine Mutter zu sein.«
»Das habe ich ihr auch immer gesagt. Und sie hat geantwortet, es sei keine Frage des Alters, sondern der Lebenserfahrung.«
»Sie liebt dich sehr.«
»Das beruht auf Gegenseitigkeit. Worüber lächelst du?«
»Ich weiß nicht, ich war heute
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