Im Sturm des Lebens
dachte sie, während sie sich an ihn schmiegte. Er würde ihr nicht wehtun. Aber sie musste ihm wehtun.
»Ty ...« Wieder wollte sie ihn wegstoßen, packte aber nur sein Hemd. Sie hatte die Wärme vermisst, die er ihr brachte. Sie war hin und her gerissen zwischen der Lust auf Risiko und dem Bedürfnis nach Sicherheit. »Das ist ein Fehler.«
»Ich glaube nicht. Weißt du, was ich denke?« Er hob sie hoch. »Es ist blödsinnig, wenn wir uns streiten, zumal wir beide wissen, dass ich Recht habe.«
»Hör auf damit. Du trägst mich jetzt nicht ins Haus. Das Personal wird wochenlang darüber reden.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass sie bereits Wetten darüber abgeschlossen haben, wie die Geschichte hier heute Abend wohl ausgeht.« Er öffnete die Tür mit dem Ellbogen. »Und wenn du nicht willst, dass die Dienstboten über dich tratschen, dann solltest du keine Dienstboten haben. Wenn wir wieder zu Hause sind, ziehst du am besten zu mir. Dann bekommt keiner mit, was wir machen.«
»Zu dir ... zu dir? Hast du den Verstand verloren? Lass mich runter, Ty! Ich will nicht die Treppe hinaufgetragen werden wie die Heldin in einem Schundroman!«
»Gefällt dir das nicht? Okay, dann machen wir es anders.« Er warf sie sich über die Schulter. »Besser?«
»Das ist nicht witzig!«
»Baby!« Er tätschelte ihr den Hintern. »Das kommt auf den Standpunkt an. Auf jeden Fall habe ich in meinem Haus jede Menge Platz für dein Zeug. Es gibt noch drei zusätzliche Schlafzimmer mit leeren Schränken. Das sollte für deine Kleider reichen.«
»Ich ziehe nicht bei dir ein.«
»Doch.« Er trat in ihr Schlafzimmer und stieß die Tür mit dem Fuß zu. Er hatte niemanden auf der Treppe gesehen und nicht einen Muckser gehört. Das rechnete er dem Personal hoch an. Auch Sophia verdiente seine Achtung. Sie hatte weder geschrien noch um sich getreten. Zu viel Klasse, dachte er, während er die Kerzen im Zimmer anzündete.
»Tyler, ich kann dir einen guten Therapeuten empfehlen. Es ist absolut keine Schande, wenn man Hilfe bei mentaler Instabilität sucht.«
»Ich komme gern darauf zurück. Ich war wirklich nicht mehr klar im Kopf, seit ich mich mit dir eingelassen
habe. Wenn du zu mir gezogen bist, können wir gemeinsam bei ihm einen Termin machen.«
»Ich ziehe nicht zu dir.«
»Doch.« Er ließ sie langsam herunter, bis sie wieder auf ihren Füßen vor ihm stand. »Weil ich es will.«
»Wenn du denkst, dass ich mich auch nur einen Deut darum schere, was du jetzt gerade willst ...«
»Weil ich«, fuhr er fort und streichelte ihre Wange, »genauso verrückt nach dir bin wie du nach mir. Jetzt hat es dir die Sprache verschlagen, was? Es ist an der Zeit, Sophia, dass wir uns der Sache endlich stellen, statt dauernd darum herumzutanzen.«
»Es tut mir Leid.« Ihre Stimme zitterte. »Ich will das nicht.«
»Mir tut es auch Leid, dass du es nicht willst. Weil es gar keine Alternative gibt. Sieh mich an.« Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen. »Ich habe das auch nicht unbedingt so gewollt. Aber das Gefühl war schon lange Zeit da. Lass uns doch sehen, wohin es uns führt.« Er küsste sie. »Nur uns.«
Nur ihn, dachte sie. Sie wollte es gern glauben, wollte all diesen weichen Gefühlen, die sie überfluteten, trauen. Jemanden zu lieben und sich seiner sicher zu sein ... Dazu fähig zu sein. Es wert zu sein.
Sie wollte es so gern glauben.
Von einem ehrenhaften Mann geliebt zu werden, einem Mann, der Versprechen machte und sie auch hielt. Der sie liebte, auch wenn sie es nicht verdiente.
Das war ein Wunder.
Sie wollte an Wunder glauben.
Sein Mund lag warm und fest auf ihrem, und geduldig weckte er ihr Verlangen. Das stetige, unwiderstehliche Wachsen der Leidenschaft war eine Erleichterung. Das konnte sie verstehen, dem konnte
sie vertrauen. Und das, dachte sie, als sie ihre Arme um ihn schlang, kann ich auch zurückgeben.
Bereitwillig sank sie mit Tyler aufs Bett.
Er ließ ihnen beiden Zeit. Dieses Mal sollte es keinen Zweifel daran geben, dass sie sich in einem Akt der Liebe begegneten. Großzügig, selbstlos und süß. Er verschränkte seine Finger mit ihren, während sein Kuss tiefer wurde, und er spürte, wie sie sich ihm hingab.
Es musste so sein. Und es musste hier geschehen, in dem alten Bett im Castello , wo alles vor einem Jahrhundert begonnen hatte. Und jetzt war es wieder ein neuer Beginn, ein neues Versprechen. Ein neuer Traum. Als Tyler Sophia anblickte, wusste er es.
»Blütezeit«, sagte er leise.
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