Im Sturm des Lebens
für Beteuerungen ewiger Liebe hielt. »Hör zu, du Idiot, du Feigling! Du bleibst jetzt auf der Stelle stehen und kämpfst wie ein Mann.«
Tyler blieb abrupt stehen und wirbelte herum, sodass sie in ihn hineinrannte. Schnaufend wie eine Dampfmaschine hüpfte sie auf und ab, um ihren verletzten Fuß nicht zu belasten. »Wo willst du eigentlich hin?«, fragte sie erbost.
»Du brauchst mich ja nicht.«
»So ein Quatsch!«
»Geh zurück ins Haus. Du bist nass und halb nackt.«
»Ich gehe erst zurück, wenn du mitkommst. Wir können die Sache aber genauso gut hier draußen diskutieren. Du bist böse, weil ich dir diese gemeine Anzeige nicht gezeigt habe. Nun, es tut mir Leid, ich habe getan, was ich für das Beste hielt.«
»Das stimmt nur zur Hälfte. Du hast getan, was du für das Beste hieltest, aber es tut dir nicht Leid. Es überrascht mich, dass du mich heute Abend überhaupt angerufen hast, nur weil jemand versucht hat, dich umzubringen.«
»Ty, das ist doch nicht dasselbe! Es ist doch nur ein blödes Bild. Ich wollte mich dadurch nicht aus
der Fassung bringen lassen und dich oder jemand anderen auch nicht.«
»Du wolltest es nicht zulassen! So viel zur Teamarbeit!«
Er brüllte jetzt, was so selten vorkam, dass Sophia ihn nur noch anstarren konnte.
»Du entscheidest, was du gibst, wie viel und wann. Alle müssen sich nach deinen Terminen, deinen Plänen richten. Vergiss es, Sophie. Vergiss es. Ich mache nicht mehr mit. Verdammt, ich liebe dich.« Mit seinen schwieligen Händen zog er sie hoch. »Du bist alles für mich. Und wenn das nicht auf Gegenseitigkeit beruht, dann ist das nichts. Verstehst du? Nichts.«
Wütend ließ er sie los. »Und jetzt geh hinein und zieh dich an. Ich fahre dich nach Hause.«
»Bitte nicht. Bitte«, sagte sie und ergriff seinen Arm. Sie zitterte schon wieder, aber nicht mehr, weil sie Angst um ihr Leben hatte. Hier ging es um viel mehr. »Es tut mir sehr Leid, dass ich dich verletzt habe, nur weil ich dir Sorgen ersparen wollte. Ich bin daran gewöhnt, mich um mich selbst zu kümmern und meine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
»Die Zeiten sind aber vorbei. Und wenn du damit nicht zurecht kommst, verschwenden wir nur unsere Zeit.«
»Du hast Recht. Und du machst mir Angst, weil ich begreife, dass diese Sache so wichtig ist, dass du mich deswegen verlässt. Ich will nicht, dass du das tust. Du hast Recht, und ich habe Unrecht gehabt. Ich wollte es auf meine Art regeln, und das war ein Fehler. Schrei mich an, fluche, aber schick mich nicht weg.«
Seine Wut war schon wieder abgeebbt, und wie immer war er nur noch wütend auf sich. »Dir ist kalt. Lass uns hineingehen.«
»Warte!« Seine Stimme hatte so endgültig geklungen, so distanziert. Ihr Magen krampfte sich zusammen. »Hör mir bitte zu.«
Sie packte seinen Arm und grub die Finger in sein Hemd. Wenn er sich jetzt abwandte, würde sie so allein sein wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
»Ich höre zu.«
»Ich war wütend, als diese Drohung kam. Mein einziger Gedanke war, dass dieser Bastard – und ich weiß, es ist Jerry – meine eigene Arbeit benutzt, um mich zu bedrohen. Um mir Angst einzujagen. Und das werde ich nicht zulassen. Ich werde nicht zulassen, dass er mich, meine Mutter oder irgendjemanden sonst, der mir nahe steht, einschüchtert. Ich dachte, ich könnte es allein regeln und dich davor bewahren. Doch jetzt stelle ich fest, dass ich genauso verletzt und wütend gewesen wäre, wenn du dich so verhalten hättest.«
Ihre Stimme brach, und sie hatte Angst, sie würde in Tränen ausbrechen. Eine unfaire Taktik, sagte sie sich und drängte die Tränen zurück. »Ich liebe dich. Das ist vielleicht das Einzige, womit ich nicht umgehen kann. Noch nicht. Gib mir eine Chance, mich daran zu gewöhnen. Ich bitte dich, mich nicht zu verlassen. Das könnte ich nicht ertragen. Jemanden zu brauchen, zu lieben und dann zusehen zu müssen, wie er weggeht ...«
»Ich bin nicht wie dein Vater.« Tyler hob ihr Kinn und sah die Tränen in ihren Augen glänzen. »Und du auch nicht. Wenn ich für dich da bin und dir etwas von deiner Last abnehme, dann macht dich das noch lange nicht schwach. Es macht dich nicht geringer, Sophie.«
»Mein Vater hat die unangenehmen Dinge immer
von anderen erledigen lassen.« Sie holte tief Luft und stieß sie zitternd wieder aus. »Ich weiß, warum ich Menschen zurückweise, die mir helfen wollen. Ich weiß, was ich zu beweisen versuche. Ich weiß auch, dass es dumm und selbstsüchtig
Weitere Kostenlose Bücher