Im Sturm des Lebens
Produkte.«
»Richtig. Und ich habe eine Menge Arbeit.«
»Sie müssen Tyler entschuldigen.« Sophia biss die Zähne zusammen und schlang verlegen die Arme um sich. »Er hat einen sehr eingeschränkten Fokus, und im Moment sieht er nur die Weinstöcke. Außerdem verfügt er nicht über besonders ausgeprägte soziale Fähigkeiten. Nicht wahr, MacMillan?«
»Weinstöcke brauchen keinen Smalltalk.«
»Aber alles wächst besser mit freundlicher Ansprache.« Maddy zuckte bei Tys verärgertem Gesichtsausdruck noch nicht einmal zusammen. »Warum beschneiden Sie im Winter?«, wollte sie wissen. »Warum nicht im Herbst oder im Frühling?«
»Wir beschneiden während der Ruheperiode.«
»Warum?«
»Maddy ...«, begann David.
»Ist schon okay.« Ty musterte sie näher. Sie zieht sich zwar an wie ein Vampirlehrling, dachte er,
aber sie hat ein intelligentes Gesicht. »Wir warten ab, bis der erste schwere Frost die Weinstöcke zur Ruhe zwingt. Wenn man sie dann beschneidet, bereitet sie das auf das Wachstum im Frühjahr vor. Winterschnitt verringert den Ertrag. Und wir wollen Qualität, nicht Quantität. Zu üppig tragende Weinstöcke bringen nur viele minderwertige Trauben hervor.«
Er blickte David an. »Vermutlich gibt es nicht allzu viele Weinberge in Manhattan.«
»Das stimmt. Es ist einer der Gründe, warum ich dieses Angebot angenommen habe. Ich habe die Felder vermisst. Vor zwanzig Jahren habe ich einen sehr kalten, nassen Januar in Bordeaux verbracht und Weinstöcke für Le Coeur beschnitten. Im Laufe der nächsten Jahre habe ich zwischendurch immer mal wieder in Anbaugebieten gearbeitet, um das Gefühl dafür nicht zu verlieren. Aber nichts war so wie dieser lange Winter.«
»Können Sie mir zeigen, wie man es macht?«, fragte Maddy Tyler.
»Nun, ich ...«
»Ich nehme euch mit.« Sophia bekam Mitleid mit Tyler und lächelte die Kinder strahlend an. »Kommt ruhig beide mit mir. Wir schauen uns genau an, wie das Beschneiden geht, und dann gehen wir in die Produktion. Es ist ein faszinierender Prozess, auch wenn diese Phase hier sehr simpel aussieht. Es erfordert äußerste Präzision und Übung. Ich zeige es euch.« Sie ging mit den Kindern davon.
»Theo wird die Zähne nicht auseinander kriegen.« David stieß einen Seufzer aus. »Sie ist eine schöne Frau. Ich kann es ihm nicht verdenken.«
»Ja, sie sieht gut aus.«
David unterdrückte bei dem warnenden Unterton ein Lächeln. Er nickte. »Und ich bin alt genug, um ihr Vater zu sein, also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
Nach Tys Sicht der Dinge war Cutter genau der Typ, auf den Sophia eigentlich fliegen musste. Gesetzt, schick, weltmännisch. Unter dem rauen Auftreten steckte Klasse.
Aber darum ging es hier nicht.
»Zwischen mir und Sophia ist nichts«, sagte Tyler entschieden.
»Wie auch immer ... Lassen Sie uns etwas klarstellen. Ich bin nicht hier, um Ihnen in die Quere zu kommen oder mich in Ihre Alltagsarbeit einzumischen. Sie sind der Weinbauer, MacMillan, nicht ich. Aber ich habe vor, meinen Job zu tun und mich über jeden Schritt und jede Phase in den Weinbergen auf dem Laufenden zu halten.«
»Sie haben Ihr Büro, ich die Weinberge.«
»Nicht ganz, nein. Ich bin zur Koordination und Überwachung eingestellt, und weil ich etwas von Weinstöcken verstehe. Ich bin nicht einfach nur ein Anzugträger, und ehrlich gesagt war ich es auch leid, mich dazu zu zwingen. Was dagegen?«
David zog die Baumschere aus Tylers Gürteltasche und wandte sich zur nächsten Reihe. Ohne Handschuhe hob er die Ruten, betrachtete sie prüfend und machte seinen Schnitt.
Schnell und effizient. Und korrekt.
»Ich verstehe etwas von Weinstöcken«, wiederholte David und gab Tyler das Werkzeug zurück. »Aber deswegen gehören sie noch lange nicht mir.«
Irritiert nahm Tyler die Schere entgegen und steckte sie wieder in die Gürteltasche, als wenn er ein
Schwert zurück in die Scheide rammen würde. »Gut, lassen Sie uns noch ein bisschen mehr klären. Ich mag es nicht, wenn mir jemand über die Schulter blickt und mir wie in der Schule Noten gibt. Ich weiß nicht, wie die Dinge bei Le Coeur stehen, und es interessiert mich auch nicht. Ich leite dieses Weingut.«
»Sie haben es geleitet«, erwiderte David gelassen. »Jetzt tun wir es gemeinsam, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht.«
»Es gefällt mir nicht«, sagte Ty knapp und ließ ihn stehen.
Dickköpfig, unflexibel, besitzergreifend, dachte David. Das würde ein interessanter kleiner Kampf
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