Im Sturm des Lebens
Vorliebe für Klatsch und Mobbing war einer der Gründe, warum es ihm so leicht gefallen war, Le Coeur zu verlassen. »Jedenfalls ist es eine tolle Party. Entschuldigen Sie mich, da ist jemand, auf den ich gewartet habe.«
Vielleicht schon mein ganzes Leben lang, fügte David in Gedanken hinzu. Er ließ Jerry einfach stehen und drängte sich durch die Menge zu Pilar.
Sie trug Blau. Tiefblauen Samt mit einer langen Perlenkette. Sie sah warmherzig und königlich aus, und David hätte gesagt, auch unglaublich selbstbewusst, wenn er nicht das panische Aufflackern in ihren Augen gesehen hätte.
Dann drehte sie ganz leicht den Kopf und entdeckte ihn. Und, Himmel, sie errötete! Oder zumindest kam mehr Farbe in ihr Gesicht. Die Vorstellung, dass er das bewirkt hatte, machte ihn ganz nervös.
»Ich habe nach Ihnen gesucht.« Er ergriff Pilars Hand, bevor sie sie verstecken konnte. »Wie ein Junge auf dem Schulball. Ich weiß, dass Sie sich unter die Leute mischen müssen, aber zuerst möchte ich ein paar Worte mit Ihnen reden.«
Es kam ihr vor, als rolle eine warme Welle über sie hinweg. »David ...«
»Sie können sich nicht ohne Wein ins Getümmel stürzen. Das geht nicht.« Er zog sie mit sich. »Wir
reden übers Geschäft, über das Wetter. Ich will Ihnen dabei nur fünf oder sechs Dutzend Mal sagen, dass Sie wunderschön aussehen. Hier.« David nahm ein Champagnerglas von einem Tablett. »Ich glaube nicht, dass Sie etwas anderes trinken können, so wie Sie aussehen.«
In ihrem Magen flatterte es schon wieder. »Ich kann mit Ihnen nicht Schritt halten.«
»Ich kann mit mir selbst gerade nicht Schritt halten. Ich mache Sie nervös.« David stieß leicht mit ihr an. »Ich müsste jetzt sagen, dass es mir Leid tut, aber dann würde ich lügen. Eine Beziehung beginnt man doch am besten mit Aufrichtigkeit, nicht wahr?«
»Nein. Ja. Ach, hören Sie auf.« Pilar versuchte zu lachen. Er sah wie ein eleganter Ritter aus, in seinem schwarzen Anzug und mit den dichten blonden Haaren, die im Licht schimmerten. Ein alberner Gedanke für eine Frau mittleren Alters, sagte sie sich. »Sind Ihre Kinder auch hier?«
»Ja. Sie haben erst gejammert, dass ich sie hierher mitschleppen wollte, und jetzt amüsieren sie sich prächtig. Pilar, Sie sind wunderschön. Ich habe bereits erwähnt, dass ich das sagen würde, oder?«
Unwillkürlich musste Pilar kichern. »Ja, ich glaube, das haben Sie gesagt.«
»Vermutlich können wir uns nicht in eine dunkle Ecke verdrücken und knutschen?«
»Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Dann müssen Sie mit mir tanzen, und mir eine Chance geben, dass Sie Ihre Meinung ändern.« Verblüfft stellte sie fest, dass sie ihn auch begehrte. Das ist unpassend, ermahnte sie sich. Lächerlich. Sie war um Jahre älter als er.
Gott, was sollte sie bloß tun? Was sollte sie sagen? Fühlen?
»Im Moment gehen Ihnen tausend Dinge durch den Kopf«, murmelte er. »Ich wünschte, Sie würden sie mir alle sagen.«
»Du meine Güte.« Pilar presste die Hand auf den Bauch. Durch die Schmetterlinge glitt ein sanft glühender Ball. »Sie sind richtig gut im Flirten.«
»Es freut mich, dass Sie das denken, weil ich mich immer so unbeholfen fühle, wenn ich Sie sehe.«
Pilar holte tief Luft und rang um Fassung. »David, Sie sind sehr attraktiv ...«
»Finden Sie?« Unwillkürlich berührte er ihre Haare. Es gefiel ihm, wie sie sich an ihre Wangen schmiegten. »Könnten Sie das genauer erklären?«
»Und sehr charmant«, fügte sie hinzu und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen. »Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber ich kenne Sie nicht. Und außerdem ...« Sie brach ab und ihr Lächeln gefror. »Hallo, Tony. Hallo, René.«
»Pilar. Du siehst reizend aus.« Tony hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Danke. Darf ich vorstellen? David Cutter, Tony Avano und René Foxx.«
»René Foxx Avano«, korrigierte René zuckersüß. Sie hob ihre Hand und zeigte den diamantbesetzten Ehering. »Seit heute.«
Es war kein Stich ins Herz, wie Pilar befürchtet hatte. Mehr ein Brennen, ein rascher Schlag, der ebenso wütend machte, wie er wehtat. »Herzlichen Glückwunsch. Ich bin sicher, ihr werdet glücklich miteinander.«
»Oh, das sind wir bereits.« René hakte sich bei Tony ein. »Direkt nach Weihnachten fliegen wir
nach Bimini. Es wird schön sein, dieser Kälte und dem Regen zu entfliehen. Du solltest dir auch ein wenig Urlaub gönnen, Pilar. Du siehst blass aus.«
»Seltsam. Ich habe gerade gedacht,
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