Im Sturm des Lebens
freundlich ein wenig miteinander
flirten. Sie verstanden einander sehr gut. Zwischen Le Coeur und Giambelli herrschte erbitterte Konkurrenz, und Jeremy DeMorney war nicht immer vorsichtig in der Wahl seiner Mittel, wenn es darum ging, seine Position zu vertreten.
Sophia bewunderte das.
»Ich lade dich dann zum Abendessen ein«, sagte sie zu ihm. »Und zum Wein. Wein von Giambelli-MacMillan. Wir wollen schließlich nur das Beste.«
»Und hinterher vielleicht noch ein wenig Cognac von Le Coeur in meiner Wohnung.«
»Nein, du weißt doch, dass ich nicht gern Geschäft ... mit Geschäft vermische.«
»Du bist eine grausame Frau, Sophia.«
»Du bist ein gefährlicher Mann, Jerry. Wie geht es deinen Kindern?«
»Den Kindern geht’s gut. Sie verbringen die Ferien mit ihrer Mutter in Sankt Moritz.«
»Sie fehlen dir bestimmt.«
»Natürlich. Übrigens, ich habe schon überlegt, ob ich nicht ein oder zwei Tage im Valley verbringen soll, bevor ich wieder nach Hause fahre. Warum vermischen wir beide nicht einfach mal Vergnügen mit Vergnügen?«
»Das klingt verführerisch, Jerry, aber ich bin zurzeit sehr überlastet. Bis zum Jahresanfang werde ich wohl kaum zum Luftholen kommen.« Aus den Augenwinkeln sah sie, dass ihre Mutter zur Damentoilette ging. Und René war nur wenige Schritte hinter ihr.
»Wo ich gerade von überlastet rede, ich muss rasch etwas erledigen. Es war schön, dich zu sehen.«
»Ebenso«, erwiderte Jerry. Es wäre schöner gewesen, sie zu sehen, dachte er, wenn sie und der Rest
ihrer Familie ruiniert wären. Und dabei wäre es hilfreich, Geschäft mit Geschäft zu vermischen, dachte er. Und Vergnügen mit Vergnügen.
Kurz nach Pilar betrat René den hübschen, holzgetäfelten Raum vor der Damentoilette. »Es ist dir gelungen, auf den Füßen zu landen, was?« René lehnte sich gegen die Tür, damit niemand anderer hereinkam.
»Du hast bekommen, was du wolltest, René.« Äußerlich ruhig öffnete Pilar ihre Abendtasche und holte ihren Lippenstift heraus. Sie hatte nur zwei Minuten allein sein wollen, bevor sie eine abschließende Runde machte, um sich dann in die Villa zu begeben. »Das sollte doch jetzt kein Thema mehr für dich sein.«
»Ex-Frauen sind immer ein Thema. Ich sage dir, ich dulde nicht, dass du mich oder Tony noch einmal anrufst und deine neurotische Scheiße über uns auskippst.«
»Ich habe nicht angerufen.«
»Du bist eine Lügnerin! Und ein Feigling. Und jetzt versteckst du dich auch noch hinter David Cutter.« René griff nach Pilars Hand und hielt sie hoch, sodass der Rubin im Licht funkelte. »Was musstest du tun, um den aus ihm herauszukitzeln?«
»Ich brauche keinen Mann, der mir Schmuck oder sonst etwas kauft, René. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen uns.«
»Nein, ich sage dir, was der Unterschied zwischen uns ist: Ich gehe offen auf das zu, was ich will. Wenn du denkst, dass ich Tony fallen lasse, weil du deiner Familie etwas vorgejammert hast, irrst du dich. Du wirst ihn nicht hinausdrängen, und dein David Cutter
auch nicht. Und wenn du es versuchst ... denk nur mal an all die interessanten Informationen, die er an eure Konkurrenz weitergeben könnte.«
»Die Familie oder das Unternehmen zu bedrohen, macht Tonys Position nicht sicherer. Und deine auch nicht.«
»Das werden wir ja sehen. Ich bin jetzt Mrs. Avano. Und Mr. und Mrs. Avano werden sich heute Abend mit den anderen Führungskräften in der Villa aufhalten. Ich bin sicher, dass unsere Einladung hierher nur ein Irrtum war.«
»Du bringst dich nur selbst in Verlegenheit«, erwiderte Pilar.
»Ich werde nicht leicht verlegen, merk dir das. Tony hat ein Stück von Giambelli, und ich habe ein Stück von ihm. Ich bin jünger als du und tausendmal jünger als deine Mutter. Wenn ihr tot seid, bin ich immer noch da.«
»Tatsächlich?« Pilar wandte sich zum Spiegel und begann, sich langsam und sorgfältig die Lippen nachzuziehen. »Wie lange, glaubst du, wird es dauern, bis Tony dich betrügt?«
»Das würde er nicht wagen.« Selbstsicher lächelte René. »Er weiß, dass ich ihn umbringe, wenn er es tut. Ich bin keine passive, geduldige Ehefrau. Tony hat mir gesagt, wie schlecht du im Bett warst. Wir lachen darüber. Soll ich dir einen Rat geben? Wenn du Cutter halten willst, gib ihn an deine Tochter weiter. Sie scheint jemand zu sein, mit dem ein Mann im Bett wenigstens Spaß haben kann.«
Pilar wirbelte herum, und genau in dem Moment trat Sophia durch die Tür. »Oh, wie lustig.
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