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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eine andere Schüssel lege ich genau dieselbe Art und die gleiche Menge von Trauben, und da gebe ich aber etwas hinzu. Na ja, ähnlich wie im Chemieunterricht.«
    »Normalerweise esse ich Trauben, die in einer Schüssel liegen«, erwiderte Tyler, aber Maddy hatte sein Interesse geweckt.
    »Sehen Sie, in der einen Schüssel, wo nur die Trauben sind, müsste Mr. Delvecchios Wunder passieren. Bei der anderen würde ich Zusatzstoffe hinzufügen und bestimmte Techniken anwenden. Sozusagen die chemische Reaktion beschleunigen. Und dann könnte ich sehen, was besser funktioniert.«
    »Selbst wenn du dieselbe Sorte Trauben nimmst, wirst du unterschiedliche Testergebnisse haben.«
    »Warum?«
    »Um diese Jahreszeit kannst du Trauben nur im Laden kaufen. Sie kommen wahrscheinlich gar nicht vom selben Weinberg. Und selbst wenn, gibt es Unterschiede. Erdtyp, Fruchtbarkeit, Wasserzufuhr ... Wann sie gepflückt worden sind, wie sie gepflückt worden sind. Du kannst die Trauben nicht mehr am Weinstock testen, weil sie nicht mehr daran hängen. Der Most in beiden Schüsseln würde sich selbst dann deutlich unterscheiden, wenn du beide in Ruhe ließest.«
    »Was ist Most?«
    »Saft. Aber wenn du es versuchen möchtest, solltest du Holzschüsseln verwenden. Das Holz verleiht dem Most einen gewissen Charakter.«
    »Eine chemische Reaktion«, erwiderte Maddy grinsend. »Sehen Sie? Es ist Wissenschaft, keine Religion.«
    »Kleines, Wein ist das und viel, viel mehr.« Ohne nachzudenken, bot Tyler ihr sein Glas an.
    Sie nahm vorsichtig einen Schluck und blickte sich dabei verstohlen um, für den Fall, dass ihr Vater in der Nähe war. Probeweise ließ sie den Wein über die Zunge rollen, bevor sie ihn hinunterschluckte. »Schmeckt ganz gut.«
    »Ganz gut?« Kopfschüttelnd nahm Tyler sein Glas wieder entgegen. »Das ist Pinot Noir Auslese. Nur ein Barbar würde ihn ›ganz gut‹ nennen.«
    Maddy lächelte ihn charmant an. Jetzt wusste sie, dass er auf ihrer Seite war. »Zeigen Sie mir denn irgendwann mal die großen Weinfässer und die Maschinen?«
    »Na klar.«
    »Mr. Delvecchio hat gesagt, den Weißwein machen Sie in nicht rostendem Stahl und den Rotwein in Holzfässern. Ich hatte keine Gelegenheit, ihn nach dem Grund zu fragen. Warum ist das so?«
     
    Sah er nicht süß aus? Der große, brummige MacMillan war in ein offenbar ernsthaftes Gespräch mit der Miniatur-Morticia vertieft. Sophia lächelte. Und wenn sie der Schein nicht trog, hatte er sogar Spaß daran. Und er sah wirklich gut aus.
    Deshalb war sie froh darüber, dass sie heute Abend keinen Mann mitgebracht hatte, denn das hätte bedeutet, dass sie sich auf ihn hätte konzentrieren müssen. Ohne Begleitung konnte sie viel besser herumspazieren und sich mit den Leuten unterhalten, die sie am nettesten fand.
    Im Moment gehörte Tyler dazu.
    Es würde eine Zeit lang dauern, bis sie sich zu ihm durchgekämpft hatte. Sie hatte schließlich gesellschaftliche
Pflichten zu erfüllen. Aber sie behielt ihn im Auge und begann, sich durch die Menge zu drängen.
    »Sophia! Hinreißend wie immer!«
    »Jerry! Fröhliche Weihnachten!« Sie küsste ihn auf beide Wangen. »Wie läuft das Geschäft?«
    »Wir hatten ein tolles Jahr.« Er legte ihr den Arm um die Schultern und geleitete sie durch die Menge im Probierraum zur Bar. »Und erwarten ein weiteres gutes. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du eine brillante Werbekampagne vorbereitest.«
    »Diese Vögelchen zwitschern die ganze Zeit, nicht wahr?« Sophia strahlte der Barkeeper an. »Champagner, bitte. Mir hat ein anderes Vögelchen erzählt, dass du ein neues Label herausbringen willst. Mittlere Qualität, amerikanische Zielgruppe.«
    »Irgendjemand sollte die Vögel abschießen. Ich habe in Vino über euren Cabernet ’84 gelesen.«
    »Ein ausgezeichneter Jahrgang.«
    »Und die Auktion ist ziemlich gut für euch gelaufen. Schäm dich, Sophia, dass du mich versetzt hast, als du in New York warst. Du weißt doch, dass ich mich darauf gefreut habe, dich zu sehen.«
    »Es ging nicht anders. Aber ich mache es auf der nächsten Reise wieder gut.«
    »Ich verlasse mich darauf.«
    Sie trank einen Schluck Champagner.
    Er war ein attraktiver Mann. Der leise Silberhauch an den Schläfen verlieh ihm ein distinguiertes Aussehen, und das leichte Grübchen im Kinn wirkte charmant. Keiner von ihnen beiden würde Sophias Vater erwähnen, oder auch nur ein Wort darüber verlieren, dass Jerrys Frau ihm untreu gewesen war. Stattdessen würden sie

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