Im Sturm des Lebens
Giambelli über die Finanzen ihres Mannes sprechen.«
»Seine Witwe dürfte mehr darüber wissen.«
Maguire widersprach: »Pilar Giambelli war wesentlich länger mit ihm verheiratet und sie gehört zu dem Unternehmen, für das er arbeitete.«
David steckte die Hände in die Taschen. »Sie versteht noch weniger vom Geschäft als Sie beide.«
Bei dem Gedanken an Pilar traf er spontan eine Entscheidung. »Avano hat in den letzten drei Jahren systematisch Geld von Giambelli erschwindelt. Er hat Ausgabenquittungen gefälscht, Verkaufszahlen aufgebläht, Reisekosten für Reisen abgerechnet, die er gar nicht oder lediglich aus privaten Gründen angetreten hatte. Es waren nie große Summen, und es ist in verschiedene Kanäle geflossen, sodass es nicht auffiel. In seiner Position, sowohl beruflich als auch privat, hat niemand seine Abrechnungen infrage gestellt.«
Claremont nickte. »Außer Ihnen.«
»Ja. Am Tag der Party fielen mir einige Belege auf, und als ich die Sache nachprüfte, begann ich, das Muster zu verstehen. Manchmal hat er die Betrügereien unter seinem Namen gemacht, manchmal unter Pilars oder dem seiner Tochter. Er hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, ihre Unterschriften zu fälschen, sondern hat die Schecks einfach selbst unterschrieben. So sind in den letzten drei Jahren etwas über sechshunderttausend Dollar zusammengekommen.«
»Und als Sie ihn damit konfrontierten ...«, warf Maguire ein.
»Das habe ich nicht getan. Ich hatte allerdings die Absicht, und ich glaube, das ist ihm bei unserem Gespräch auf der Party auch klar geworden. Mein Eindruck war jedenfalls, dass er wusste, worum es ging. Am Tag nach der Party habe ich Teresa Giambelli und Eli MacMillan das Problem vorgetragen. Das Ergebnis war, dass ich alles regeln und dafür sorgen sollte, dass Avano das Geld zurückzahlte. Er hätte zudem das Unternehmen verlassen müssen. Wenn er eine der Forderungen abgelehnt hätte, hätten die Giambellis rechtliche Schritte unternommen.«
»Warum wurde diese Information bisher zurückgehalten?«
»Es war der Wunsch von Mrs. Giambelli senior, dass ihre Enkelin nicht einer Demütigung ausgesetzt werden sollte, indem wir das Verhalten ihres Vaters öffentlich machten. Ich wurde gebeten, nichts zu sagen, es sei denn, die Polizei spräche mich direkt darauf an. Zurzeit sind La Signora , Eli MacMillan und ich die Einzigen, die davon wissen. Avano ist tot, und es schien unnötig, den Skandal noch größer zu machen, indem wir ihn als Dieb und Schürzenjäger hinstellten.«
»Mr. Cutter«, sagte Claremont, »wenn es um Mord geht, ist nichts unnötig.«
David hatte kaum die Tür hinter den Polizisten geschlossen und einmal tief Luft geholt, um sich zu beruhigen, als die Tür schon wieder aufging. Sophia klopfte grundsätzlich nicht an.
»Was wollten die beiden?«
Rasch zwang David sich zur Gelassenheit. »Wir kommen beide zu spät zur Sitzung.« Er ergriff seine Unterlagen und schob sie zusammen mit den Berichten, den Statistiken und den Memos in seine Aktentasche.
»David!« Sophia blieb mit dem Rücken zur Tür stehen. »Ich hätte hinter den Polizisten hergehen und sie fragen können. Ich hatte gehofft, Sie seien verständnisvoll.«
»Die beiden haben Fragen gestellt, Sophia. Sie ermitteln weiter.«
»Warum bei Ihnen und nicht bei mir oder einigen anderen Leuten in diesem Gebäude? Sie haben doch meinen Vater kaum gekannt, Sie haben nie mit ihm
zusammengearbeitet! Was könnten Sie denn der Polizei über ihn oder seine Ermordung erzählen, was nicht schon bekannt ist?«
»So gut wie gar nichts. Es tut mir Leid, Sophia, aber wir müssen das Gespräch jetzt abbrechen. Die Leute warten.«
»David. Geben Sie mir doch bitte einen Anhaltspunkt. Gerüchte verbreiten sich rasch«, schloss sie. »Ich habe ein Recht, es zu erfahren.«
Einen Moment lang sagte er gar nichts und musterte sie nur. Ja, sie hat ein Recht, es zu erfahren, dachte er dann. Und er hatte nicht das Recht, es ihr vorzuenthalten.
Entschlossen griff er zum Telefonhörer. »Ms. Giambelli und ich kommen ein paar Minuten später zur Sitzung«, teilte er seiner Assistentin mit. Mit dem Kopf wies er dann auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich.«
»Ich bleibe stehen. Sie haben vielleicht schon bemerkt, dass ich nicht so zart besaitet bin.«
»Ich habe bemerkt, dass Sie sich gut im Griff haben. Nun, die Polizei hat einige Fragen gestellt, die zumindest teilweise etwas damit zu tun hatten, dass ich mit Ihrer Mutter ausgehe.«
»Ich
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