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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verstehe. Hat man die Theorie aufgestellt, Sie und Mama hätten eine lange, geheime Liebesaffäre? Das könnte man leicht durch die Tatsache entkräften, dass Sie bis vor ein paar Monaten an der Ostküste gewohnt haben. Und wenn man bedenkt, dass mein Vater offen mit einer anderen Frau zusammengelebt hat, dann bedeuten ein paar Verabredungen zum Abendessen gar nichts.«
    »Die Polizei betrachtet das sicher aus allen möglichen Blickwinkeln.«
    »Verdächtigen sie Sie oder Mama?«
    »Ich würde sagen, sie verdächtigen jeden. Das ist ihr Job. Sie haben mir gegenüber bis jetzt noch keinen Kommentar darüber abgegeben, wie Sie meine Beziehung zu Ihrer Mutter einschätzen.«
    »Ich bin mir diesbezüglich übrigens auch noch nicht sicher. Wenn ich so weit bin, werde ich es Sie wissen lassen.«
    »Das ist nur zu fair«, erwiderte er gelassen. »Ich weiß auf jeden Fall, wie ich es einschätze, also sage ich es Ihnen: Ich mag Pilar sehr. Ich habe nicht vor, ihr Probleme oder Kummer zu bereiten. Das möchte ich auch Ihnen nicht gern antun, zum einen, weil sie Sie liebt und zum anderen, weil ich Sie mag. Aber ich musste mich soeben entscheiden, ob ich Ihnen beiden Kummer bereite oder ob ich zulasse, dass meine Kinder von der Polizei verhört werden – wobei das die Ermittlungen nicht weitergebracht hätte.«
    Jetzt hätte Sophia sich doch am liebsten hingesetzt, aber ihr Stolz zwang sie, stehen zu bleiben. »Was haben Sie denn der Polizei gesagt, das mir Kummer bereiten könnte?«
    Die Wahrheit, dachte er, verabreicht man wie Medizin besser in einer großen Dosis. »Ihr Vater hat seit Jahren im Unternehmen Geld unterschlagen. Die einzelnen Beträge waren relativ gering, deshalb ist es auch so lange unentdeckt geblieben.«
    Alle Farbe wich aus Sophias Gesicht, aber sie zuckte nicht zusammen. »Und das ist kein Irrtum?«, fragte sie, verwarf aber die Frage sofort wieder, noch bevor er antworten konnte. »Nein, natürlich nicht. Sie können sich nicht irren.« Ihre Stimme klang leicht verbittert. »Wie lange wissen Sie es schon?«
    »Mit absoluter Sicherheit wusste ich es am Tag der Party. In den Tagen danach wollte ich mich mit Ihrem Vater zusammensetzen, um ...«
    »... ihn zu entlassen«, beendete sie seinen Satz.
    »Ihn darum zu bitten, dass er kündigt. Wie Ihre Großeltern es vorgesehen hatten. Am Tag nach der Party habe ich ihnen von den Unterschlagungen berichtet. Sie wollten ihm die Gelegenheit geben, die Gelder zurückzuzahlen und zu kündigen. Das haben sie Ihretwegen getan – zwar auch wegen Ihrer Mutter und dem Unternehmen, aber hauptsächlich Ihretwegen. Es tut mir Leid.«
    Sophia nickte und wandte sich ab. »Ja, natürlich. Ich danke Ihnen, dass Sie aufrichtig mit mir waren.«
    »Sophia ...«
    »Bitte nicht.« Sie erstarrte, als er näher trat. »Ich werde daran nicht zerbrechen. Ich wusste schon, dass er ein Dieb war. Ich habe bei René eine Brosche aus dem Familienschmuck meiner Mutter entdeckt. Ich sollte sie erben, deshalb weiß ich, dass Mutter sie ihm nicht geschenkt hat. Als ich die Brosche auf ihrem Witwenkostüm sah, wusste ich, dass er sie gestohlen hatte. Er hat es allerdings garantiert nicht so gesehen. Auch die Sache mit dem Geld nicht, das er aus dem Unternehmen entwendet hat. Pilar, mag er gedacht haben, hat so viele Schmuckstücke, sie würde es gar nicht merken. Das Unternehmen, mag er gedacht haben, kann es sich leisten, mir ein bisschen mehr Kapital zu borgen. Ja, er war ein Meister darin, sein jämmerliches Benehmen zu entschuldigen.«
    »Wenn Sie jetzt lieber nach Hause gehen möchten, statt an der Sitzung teilzunehmen, werde ich Sie entschuldigen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, die Sitzung zu verpassen.« Sie drehte sich wieder um. »Ist es nicht seltsam? Ich wusste, was er Mama all die Jahre über angetan hat – ich habe es ja selbst gesehen. Aber ich habe ihm immer verziehen oder mir eingeredet, dass es eben seine Art war, und dadurch konnte ich es akzeptieren. Er hat Geld und Schmuck gestohlen – was so viel unwichtiger ist, als jemandem die Würde und die Selbstachtung zu stehlen, wie er es bei meiner Mutter getan hat. Aber genau das musste ich erfahren, um mir endlich eingestehen zu können, wie wertlos er als Mensch war. Warum mag das wohl so sein? – Nun, wir sehen uns bei der Sitzung.«
    »Lassen Sie sich noch ein paar Minuten Zeit ...«
    Doch Sophia war schon davongerauscht. Ganz wie ihre Großmutter, dachte David.
     
    Da Sophia heute fuhr, saß Tyler während der

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