Im Sturm: Thriller (German Edition)
morgen noch einmal zu erwischen. Wo müßte es sich dann befinden?«
»Im Augenblick? Hier, Sir.« Der ASW-Offizier wies auf einen Punkt achtzehn Meilen hinter der Fregatte. »Leider können wir nicht umkehren, um es zu jagen.«
»Nein, aber wir können horchen für den Fall, daß es aufzuholen versucht.« Morris dachte angestrengt nach. Der Geleitzug sollte in einer Stunde auf Kurs eins-zwei-null gehen, um sich weiter südlich der unvermittelt größeren Bedrohung durch sowjetische Langstrekkenbomber zu entziehen. Bis der Konvoi sich wieder formiert hatte und alle Schiffe auf Station waren, würde Zeit vergehen – die das November bestimmt nutzte, um sich seinem Ziel zu nähern. Und da die Frachter im Zickzack liefen, kamen sie nur mit sechzehn Knoten voran. Ein November mochte versuchen, sie einzuholen. »Die Operatoren sollen diesem Sektor ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Mag sein, daß es wieder auftaucht.«
»Rufen wir eine P-3?« fragte der TAO.
Morris schüttelte den Kopf. »Die werden vorne gebraucht, wo die Hauptbedrohung ist. Wir haben uns um Verfolger zu kümmern. Wetten, daß dieser Kerl sich bald an uns hängt?«
Kiew, Ukraine
»Gute Nachrichten«, meldete der Marineoffizier. »Unsere Bomber melden die Versenkung von drei Flugzeugträgern, zwei Kreuzern und zwei Zerstörern.«
Alexejew und sein Vorgesetzter tauschten einen Blick: Die Arroganz der Kameraden in Blau würde nun unerträglich werden.
»Wie verläßlich sind diese Informationen?« frage der OB Südwest.
»Vor dem Angriff wurden vier flugzeugträgerähnliche Schiffe fotografiert. Beim nächsten Satellitendurchlauf acht Stunden später war nur noch eines zu sehen. Es fehlten auch zwei Kreuzer und zwei Zerstörer. Und nachrichtendienstlichen Meldungen zufolge landete eine große Zahl trägergestützter Flugzeuge auf einem französischen Luftstützpunkt in der Bretagne. Unsere U-Boote waren nicht in der Lage, Kontakt mit dem Verband zu bekommen — es hat den Anschein, als wäre eines versenkt worden –, aber unsere erste See/Luftschlacht war ein durchschlagender Erfolg. Wir sperren ihnen den Atlantik, Genossen«, prophezeite der Kapitän zur See.
»Das wird auch nötig sein«, meinte Alexejew.
Sein Chef brummte zustimmend. Die Entwicklungen in Deutschland sahen ungünstig aus. Die Luftwaffe war schwerer angeschlagen, als man befürchtet hatte, und das Resultat war eine Verzögerung der Landoffensive. Am zweiten Kriegstag waren die Angriffsziele des ersten nur an einem Frontabschnitt erreicht worden, und dort hatte der Feind zwanzig Kilometer östlich von Hamburg einen heftigen Gegenangriff gestartet. Die Panzerverluste waren fünfzig Prozent höher als erwartet, und viele Einheiten meldeten schwere Luftangriffe. Bisher war nur die Hälfte der Elbbrücken durch Pontonbrücken ersetzt worden, die jedoch eine verminderte Tragfähigkeit hatten. Die Nato-Armeen hatten ihre volle Kampfstärke noch nicht erreicht. Noch immer trafen amerikanische Verstärkungen auf dem Luftweg ein und stießen zu ihrer bereitstehenden Ausrüstung. Die erste sowjetische Angriffswelle mußte bluten, die zweite saß zum größten Teil noch hinter der Elbe fest.
Island
»Dunkler, als es jetzt ist, wird es nicht mehr«, sagte Edwards. Es herrschte »nautisches Zwielicht«, wie Meteorologen und Seeleute sagen. Die Sichtweite betrug nur noch wenige hundert Meter; die Sonne stand knapp unterm Nordwesthorizont. Der Lieutenant nahm das Funkgerät auf den Rücken und stand auf. Seine Marines folgten seinem Beispiel und legten so viel Begeisterung an den Tag wie Kinder auf dem Weg zur Schule.
Sie gingen über leicht abfallendes Gelände auf den Fluß Sudura zu, der, wie Edwards fand, eher ein mittelgroßer Bach war. Das Lavafeld bot gute Deckung. Der Boden war mit Felsen übersät, manche bis zu einem Meter hoch; hier blieb Bewegung dem oberflächlichen Beobachter verborgen. Edwards konnte nur hoffen, daß keine Späher in der Nähe waren. Sie hatten eine Anzahl sowjetischer Streifen beobachtet, vorwiegend auf Militär-Lkws, die alle dreißig Minuten vorbeikamen. Feste Positionen machten sie nicht aus. Mit Sicherheit mußte das Wasserkraftwerk bei Burfell besetzt worden sein. Diese Einrichtung war bislang noch nicht bombardiert worden, denn in den Häusern unter ihnen brannte noch elektrisches Licht.
Die Felsen wurden kleiner, das Gelände ging in eine Wiese über. Dem Geruch und der Kürze des Grases nach zu urteilen, hatten hier vor kurzem Schafe
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