Im Sturm: Thriller (German Edition)
schaute zu, wie die Feuerkugel sich in einen abstürzenden Kometen verwandelte.
Fünfhundert Meter weiter stand im Wald ein Feldlazarett. Der Wind trug die Schreie der Verwundeten hinüber zum Befehlsstand. Dies war nun ganz anders als in den Filmen, die er als Kind gesehen hatte und sich jetzt noch gerne anschaute. Die Verwundeten hatten stumm, entschlossen und vor allem würdevoll zu leiden, an von gütigen, schwerbeschäftigten Sanitätern angebotenen Zigaretten zu ziehen und abzuwarten, bis die mutigen, schwerbeschäftigten Ärzte und die hübschen, hingebungsvollen Krankenschwestern sich ihrer annahmen. Alles erstunken und erlogen, dachte er. Wir schicken picklige Jünglinge in eine von Stahl beregnete und mit Blut bewässerte Landschaft. Am schlimmsten waren die Verbrennungen. Panzersoldaten, die mit brennenden Kleidern aus ihren abgeschossenen Fahrzeugen entkommen waren, wollten nicht zu schreien aufhören. An die Stelle jener, die dem Schock oder dem Gnadenschuß aus der Pistole eines Offiziers zum Opfer fielen, traten immer wieder neue. Wer das Glück hatte, zu einem Hauptverbandsplatz gebracht zu werden, fand Sanitäter vor, die zu beschäftigt waren, um Zigaretten anzubieten, und Ärzte, die vor Erschöpfung fast umfielen.
Alexejews brillanter taktischer Erfolg bei Alfeld hatte bislang noch keine konkreten Ergebnisse gehabt. Zweifel, Pascha? fragte er sich. »Nichts ist so schrecklich wie eine gewonnene Schlacht – abgesehen von einer verlorenen.« Alexejew entsann sich, diesen Kommentar Wellingtons zur Schlacht von Waterloo in der Bibliothek der Frunse-Akademie gelesen zu haben. Der russische General hätte das nicht schreiben können oder dürfen. Er pinkelte an einen Baum und ging zurück in den Befehlsstand.
Dort beugte sich Beregowoy über die Karte. »Genosse, diese belgische Brigade ist wieder aufgetaucht und greift unsere linke Flanke an. Dabei überraschte sie zwei Regimenter, die gerade in neue Positionen gehen wollten. Das ist ein Problem.«
Alexcjew trat an Beregowoys Seite und sah sich die verfügbaren Einheiten an. Der Angriff war an der Schnittstelle zwischen zwei Divisionen erfolgt, eine erschöpft, die andere noch kampfunerfahren. Ein Leutnant verschob Symbole. Die sowjetischen Regimenter zogen sich zurück.
»Lassen Sie das Reserveregiment an Ort und Stelle«, befahl Alexejew. »Und verlegen Sie dieses hier nach Nordwesten. Wir wollen versuchen, die Belgier vor dieser Straßenkreuzung in der Flanke zu fassen.«
Island
»Na endlich, da wären wir.« Edwards reichte Sergeant Smith das Fernglas. Der Hvammsfjördur, den sie nun von der Kuppe eines sechshundert Meter hohen Berges erblickten, war noch Meilen entfernt. Unter ihnen schlängelte sich ein glitzernder Fluß in den Fjord. Alle blieben geduckt, um sich vor der tiefstehenden Sonne nicht gegen den Himmel abzuheben. Edwards packte das Funkgerät aus.
»Doghouse, hier Beagle. Das Marschziel ist in Sicht.« Was für ein dummer Spruch, dachte Edwards. Der Hvammsfjördur war knapp fünfzig Kilometer lang und bis zu sechzehn Kilometer breit.
Der Mann in Schottland war beeindruckt. Edwards’ Trupp hatte im Lauf der vergangenen zehn Stunden fünfzehn Kilometer zurückgelegt.
»In welcher Verfassung sind Sie?«
»Wenn Sie verlangen, daß wir noch weiter marschieren, kriegt das Funkgerät eine Funktionsstörung.«
»Roger.« Der Major verkniff sich das Lachen. »Wo genau sind Sie?«
»Rund fünf Meilen östlich von Höhe 578. Dürfen wir jetzt vielleicht erfahren, was wir hier sollen?«
»Sie sollen jede russische Aktivität sofort melden. Wenn nur ein Mann an einen Felsen pißt, wollen wir das wissen. Verstanden?«
»Roger, Sie kriegen die Schwanzlänge in Zoll. Bislang sind noch keine Russen zu sehen. Links von uns ein paar Ruinen, ein Stück flußabwärts ein Gehöft. Nirgends rührt sich etwas. Wollen Sie uns an einem bestimmten Punkt haben?«
»Mit dieser Frage befassen wir uns noch. Bleiben Sie vorerst, wo Sie sind. Wie sieht es mit der Verpflegung aus?«
»Für heute haben wir noch genug Fisch, und ich sehe auch einen See, wo es noch mehr gibt. Sie wollten uns doch Pizza schicken, Doghouse. Einmal mit Peperoni und Zwiebeln, bitte.«
»Fisch ist gesund, Beagle. Ihr Signal wird schwächer, schonen Sie die Batterien. Sonst noch etwas zu melden?«
»Negativ. Wir melden uns wieder, wenn etwas anliegt. Out.« Edwards schlug auf den Schalter. »Leute, wir sind zu Hause!«
Smith lachte trocken. »Und wo ist das, wenn ich
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