Im Sturm: Thriller (German Edition)
dann bleibt uns noch genug Zeit, für Abhilfe zu sorgen.«
»Was unternimmt der OB West?«
»Ähnliches, hoffe ich.« Alexejew schüttelte den Kopf. »Hat er bei Ihnen schon Einheiten angefordert?«
»Nein, aber das kommt noch. Offensive Operationen gegen die Südflanke der Nato sollen nämlich unterbleiben, das ist Teil der fortgesetzten maskirowka. Sie können davon ausgehen, daß viele unserer Einheiten der Kategorie B nach Deutschland verlegt werden, möglicherweise sogar Panzereinheiten der Kategorie A. Ganz gleich, wie viele Divisionen dieser Idiot bekommt, es ist ihm nie genug.«
»Gut, solange wir genug Truppen zur Eroberung der Ölfelder haben, wenn die Zeit gekommen ist«, meinte Pascha. »Welchen Plan sollen wir ausführen?«
»Den alten. Er muß natürlich auf den neuesten Stand gebracht werden.« Der alte Plan war vor dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan ausgearbeitet worden, und inzwischen sah die Rote Armee die Entsendung von Panzergrenadierdivisionen in von bewaffneten Moslems bewohnte Gebiete aus einer ganz neuen Perspektive.
Alexejew ballte die Fäuste. »Ist ja großartig. Wir sollen einen Plan formulieren, ohne zu wissen, wann er ausgeführt wird und welche Kräfte wir zur Verfügung haben.«
»Tja, da werden Sie zustoßen müssen, Pascha.« Der OB Südwest lachte in sich hinein.
Der jüngere Mann lächelte bedrückt. »Allerdings, Genosse General. Geschlafen wird nach dem Krieg.«
5
Seeleute und Spione
Chesapeake Bay, Maryland
Er blinzelte schmerzlich geblendet zum Horizont. Über der grünlich-braunen Küste von Maryland war die Sonnenscheibe nur zur Hälfte zu sehen und erinnerte ihn daran, daß er am Vortag bis spät gearbeitet hatte, noch später zu Bett gegangen und um halb fünf aufgestanden war, um Angeln zu gehen. Langsam nachlassende Kopfschmerzen wiesen auf die Sechserpackung Bier hin, die er vor dem Fernseher geleert hatte.
Aber er war zum ersten Mal in diesem Jahr hinausgefahren und warf nun mit Vergnügen die Angel an einer Stelle aus, wo das stille Wasser der Bucht sich kräuselte. War das ein Blaufisch oder ein Klippenbarsch? Auf jeden Fall ließ er sich von seinem Köder nicht locken.
»Kaffee, Bob?«
»Gerne, Pop.« Robert Toland steckte seine Angelrute in den Halter und lehnte sich in den mittschiffs angebrachten Drehsessel seines Boston Whalers zurück. Edward Keegan, sein Schwiegervater, reichte ihm die gefüllte Plastikkappe einer großen Thermosflasche.
»Kalt oder nicht, es tut gut, mal wieder hier draußen zu sein.« Keegan trank aus seinem Becher und setzte einen Fuß auf den Köderkasten. Es war nicht nur das Fischen, stimmten die beiden überein, sondern auch die Gelegenheit, einmal der Zivilisation zu entkommen.
»Wäre schön, wenn die Klippenbarsche sich wieder mal sehen ließen.«
»Ja. Und vor allem: Hier gibt’s kein Telefon.«
»Und dein Piepser?«
»Hm, den muß ich in der anderen Hose vergessen haben.« KeeganSergetowlachte in sich hinein. »Die DIA wird heute ohne mich auskommenSergetowmüssen.«
»Meinst du, das schaffen die?«
»Die Navy hat’s auch überstanden.« Keegan, Absolvent der Marineakademie, hatte seine dreißig Jahre abgedient und dann eine Stelle beim Verteidigungsnachrichtendienst angenommen.
Toland war Lieutenant auf einem in Pearl Harbor stationierten Zerstörer gewesen, als er Martha Keegan kennenlernte, die an der Universität von Hawaii im Hauptfach Psychologie und im Nebenfach Surfen studierte. Sie waren jetzt seit fünfzehn Jahren glücklich verheiratet.
Keegan stand auf und griff nach seiner Angel. »Nun, was gibt’s im Fort?«
Bob Toland war Analytiker der mittleren Ebene in der Nationalen Sicherheitsbehörde NSA. Die Navy hatte er nach sechsjähriger Dienstzeit verlassen, blieb aber Reservist. Seine Arbeit bei der NSA paßte gut zum Dienst als Marinereservist. Er war Kommunikationsexperte, hatte Elektronik studiert und hörte derzeit von Horchposten der NSA oder Lauschsatelliten aufgefangene sowjetische Signale ab. So nebenbei hatte er auch sein Russischdiplom erworben.
»Letzte Woche kam mir etwas Hochinteressantes unter, aber mein Chef wollte seine Bedeutung nicht erkennen.«
»Wer ist denn dein Abteilungsleiter?«
»Captain Albert Redman, US Navy.« Toland sah einem Fischerboot nach, das einige Meilen weiter dahintuckerte und Krabbenfallen auswarf. »Ein Arschloch.«
Keegan lachte. »So was solltest du nicht laut sagen, Bob. Immerhin wirst du nächste Woche zum Reservedienst einberufen. Mit Bert
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