Im Sturm: Thriller (German Edition)
Wache oder schlafen gegangen.
»Drei hektische Monate, die Zeit auf der Werft nicht mitgerechnet«, sagte McCafferty und trank seine Milch aus. Toland war aufgefallen, daß Dan in der Messe des Stützpunktes bei der »justierung der Geisteshaltung«, die aus dem Kippen dreier kräftiger Drinks bestand, nicht mitgemacht hatte. McCafferty war nicht mehr der alte.
»Merkt man das nicht an der käsigen Haut, die Höhlenbewohner und U-Boot-Fahrer gemeinsam haben?« witzelte Morris. »Ganz zu schweigen von dem schwachen Leuchten, das Leute von atomgetriebenen Booten umgibt?« McCafferty grinste. Dann traf der vierte Mann ein, ein junger Ingenieur, der gerade Reaktorwache gehabt hatte. Chicagos Reaktor war nicht in Betrieb. Das Boot wurde von Land mit Strom versorgt, aber die Vorschriften verlangten auch dann volle Reaktorwache, wenn der »Teekessel« nicht siedete.
»Na, Jungs, ich kann euch verraten, daß ich vor vier Wochen echt blaß geworden bin.« McCafferty wurde ernst.
»Wie das?« fragte Toland.
»Du weißt ja, was wir mit diesen Booten für eine Dreckarbeit machen müssen.«
»In Küstennähe Informationen sammeln? Dan, du solltest wissen, daß die elektronischen Daten, die ihr da auffangt, in unserer Behörde landen. Vielleicht kenne ich sogar die Leute, auf deren Datenanforderung hin ihr eure Einsatzbefehle bekommt.« Bob widerstand der Versuchung, sich zu auffällig umzusehen. Er war nämlich noch nie an Bord eines Atom-U-Boots gewesen. Es war kalt und roch stark nach Maschinenöl. Rundum glänzte und funkelte alles wie neu. Also das war die eine Milliarde Dollar teure Maschine, die die elektronischen ELINT-Daten sammelte ...
»Wir waren oben in der Barentssee nordöstlich vom Kola-Fjord und verfolgten ein russisches Boot, eins aus der Oscar-Klasse, lagen gut zehn Meilen hinter ihm – und landen auf einmal mitten in einer Übung mit scharfer Munition! Überall sausten Raketen rum. Sie versenkten drei alte Schiffe und bepflasterten ein halbes Dutzend Zielleichter.«
»Nur das Oscar?« fragte Morris.
»Wie sich herausstellte, fuhren da auch noch ein Papa und ein Mike herum. Das ist der Nachteil unserer leisen Boote. Wenn die anderen nicht wissen, daß wir da sind, können wir ganz schön in die Scheiße geraten. Ringsum werden Raketenabschußrohre geflutet, Sonar schlägt Alarm. Wie sollten wir wissen, daß nicht auf einmal echte Torpedos abgeschossen werden? Wir fuhren die ESM-Antenne aus und fingen ihr Periskopradar auf, dann fetzten so ein paar Dinger direkt über unsere Köpfe weg. Für ein paar Minuten war das ganz schön haarig, Jungs.« McCafferty schüttelte den Kopf. »Zwei Stunden später zogen die drei Boote mit zwanzig Knoten wieder heim in den Stall. Ziemlich lebhaft für eine erste Dienstfahrt.«
»Hattest du dabei den Eindruck, daß die Russen etwas Ungewöhnliches taten?« Tolands Interesse war jäh geweckt.
»Hast du denn nicht gehört, daß sie ihre Patrouillen mit Dieselbooten im Norden stark reduziert haben? Gut, die hört man normalerweise kaum, aber seit zwei Monaten sind sie einfach nicht mehr da. Nur eins hab ich gehört, ein einziges. Früher war das da oben anders. Satellitenfotos zeigen massenhaft Dieselboote im Hafen. Offenbar läuft ein massives Instandsetzungsprogramm. Und gewöhnlich wird auch um diese Jahreszeit nicht mit scharfer Munition geübt.« McCafferty lachte. »Vielleicht waren sie es auch müde, dauernd an den ollen Zerstörern rumzukratzen und zu pinseln, und schickten sie dahin, wo sie auch hingehören – auf den Grund.«
»Unsinn!« schnaubte Morris.
»Nenne mir doch einmal einen Grund, aus dem du einen ganzen Haufen Dieselboote außer Dienst stellen würdest«, sagte Toland, der inzwischen bedauerte, bei der zweiten und dritten Runde im Kasino nicht gepaßt zu haben. Etwas Wichtiges löste in seinem Kopf einen Alarm aus, aber der Alkohol ließ sein Gehirn langsamer arbeiten.
»Verdammt«, versetzte McCafferty. »Es gibt keinen.«
»Was stellen sie dann mit diesen Dieselbooten an?«
»Selbst gesehen habe ich die Satellitenfotos nicht, Bob, sondern nur von ihnen gehört. Da aber in den Trockendocks keine besondere Aktivität herrscht, kann es keine Generalüberholung sein.«
Endlich ging Toland ein Licht auf. »Sag mal, ist es einfach, in einem U-Boot die Batterien auszuwechseln?«
»Nein. Das ist ein schwerer, unangenehmer Job. Spezielle Maschinen braucht man dazu aber nicht. Unsere Teams erledigen das in drei bis vier Wochen. Iwans Boote haben
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