Im Sturm: Thriller (German Edition)
Haus.«
»Aber in Togliatti gibt es doch eine große Battericfabrik!« Toland meinte ein mit Hilfe von Fiat errichtetes riesiges Kraftfahrzeugwerk im europäischen Rußland.
»Die fährt drei Schichten. Was hältst du davon?«
Norfolk, Virginia
Toland musterte in der Offiziersmesse in Norfolk sein Spiegelbild. Die Uniform paßte noch, wenngleich sie um die Taille herum etwas eng saß. Seine Ordensspange wies nur kümmerliche anderthalb Riemen auf, aber er hatte immerhin das Seedienstabzeichen, seine »Schwimmflügel«, er war nicht immer nur ein glorifizierter Funker gewesen. An den Ärmeln trug er die zweieinhalb Streifen eines Lieutenant Commander. Noch einmal kurz über die Schuhe gefahren, und dann war er zur Tür hinaus, an diesem hellen Montagmorgen bereit, seine jährlichen zwei Wochen Dienst bei der Flotte anzutreten.
Fünf Minuten später fuhr er die Mitcher Avenue hinunter zum Hauptquartier des Oberbefehlshabers der Atlantikflotte – CINCLANTFLT –, einem niedrigen, nichtssagenden Gebäude, das einmal ein Krankenhaus gewesen war. Toland, ein Frühaufsteher, fand den Parkplatz an der Ingersoll Street halb leer vor, suchte sich aber trotzdem einen unmarkierten Platz, um nicht den Zorn eines hohen Offiziers heraufzubeschwören.
»Bob? Bob Toland?« rief jemand.
»Ed Morris!«
Inzwischen war er Commander Edward Morris, USN, stellte Toland fest, und der goldene Stern am Uniformrock identifizierte ihn als Kommandanten eines Schiffes. Toland salutierte, ehe er seinem Freund die Hand gab. Nachdem sie Erinnerungen ausgetauscht und von ihren Familien gesprochen hatten, wies Toland auf den Stern. »Dann erzähl mal von deiner neuen Liebe.«
»Schau dir mein Auto an.«
Toland drehte sich um. Morris’ Ford trug das Kennzeichen FF-1094. Dem Uneingeweihten war das eine ganz gewöhnliche Nummer, aber ein Seemann wußte, daß sie ein Kommando signalisierte: U-Jagdfregatte 1094 – USS Pharris.
»Bescheidenheit war ja schon immer deine Stärke«, bemerkte Toland grinsend. »Gratuliere, Ed. Seit wann hast du sie?«
« Seit zwei Jahren. Sie ist groß, schön und mein. Hättest dabeibleiben sollen, Bob. Der Tag, an dem ich sie übernahm, war wie Jimmys Geburt.«
»Fein, Ed, aber es stand doch schon immer fest, daß du ein Schiff bekommst und ich nicht.« Tolands Personalakte enthielt einen Tadel, weil er als Wachhabender einen Zerstörer auf Grund gesetzt hatte. Eigentlich nur Pech: eine unklare Eintragung auf der Seekarte und eine ungünstige Tide hatten den Irrtum ausgelöst, aber eine Karriere in der Navy war rasch ruiniert.
»Reißt also deine zwei Wochen runter.«
»Stimmt.«
»Celia ist ihre Eltern besuchen gefahren, und ich bin Strohwitwer. Was ißt du heute abend?«
»Gehn wir zu McDonalds?« Toland lachte.
»Von wegen. Danny McCafferty ist mit Chicago auch hier. Wenn wir einen vierten Mann auftreiben, können wir vielleicht Bridge spielen wie damals.« Morris versetzte seinem Freund einen Stoß. »So, ich muß weiter. Wir treffen uns um halb sechs im Foyer der Offiziersmesse. Danny hat mich für halb sieben zum Essen auf sein Boot eingeladen, da bleibt uns gerade eine Stunde zur Justierung der Geisteshaltung.«
»Aye, aye, Commander.«
»Wie auch immer, da war ich also auf Will Rogers« , erzählte McCafferty. »Schon fünfzig Tage auf Patrouille, und ich hatte Wache, klar? Sonar sagt, sie bekämen ein komisches Signal rein, Richtung null-fünf-zwo. Wir laufen auf Periskoptiefe. Ich fahre das Ding aus, stelle es auf null-fünf-zwo, und da zuckelt doch tatsächlich ein Segler mit vier Knoten und Ruderautomatik vorbei. Na, es war ein trüber Tag, ich schalte auf Vergrößerung um, und da liegen doch der Käpt’n und sein Fräulein Maat auf dem Ruderhaus und bumsen! Das Boot war vielleicht tausend Meter entfernt – ehrlich, das war, als hätte ich danebengestanden. Haben wir also die Fernsehkamera im Periskop eingeschaltet und das Band laufen lassen. Fünfzehn Minuten hat es gedauert. Die Crew hat die Kassette die ganze nächste Woche lang gespielt. Ist gut für die Moral, wenn man weiß, wofür man kämpft.« Alle drei Offiziere lachten.
»Ich hab’s doch schon immer gesagt, Bob«, bemerkte Morris, »U-Bootfahrer sind ein heimtückischer Verein. Und pervers dazu.«
»Und wie lange hast du Chicago schon, Danny?« fragte Toland bei der zweiten Tasse Kaffee nach dem Essen. Die drei hatten die Offiziersmesse des U-Bootes für sich, denn die anderen Offiziere an Bord waren entweder auf
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