Im Sturm: Thriller (German Edition)
die Sie mir gerade erzählt haben, für wahr?«
Toland richtete sich auf. »Jawohl, Sir.«
»Dann bekommen Sie die Chance, den Beweis zu erbringen. Haben Sie den Mumm, etwas zu riskieren, oder tun Sie Ihre Meinungen nur bei Freunden und Verwandten kund?« herrschte der Admiral.
Toland wußte, daß Pipes als harter Brocken galt. Der Reservist stand auf. »Legen wir los, Admiral.«
Pipes wählte eine dreistellige Nummer, seine Direktleitung zu CINCLANT. »Bill? Hier Dick. Ich hab hier einen Jungen im Büro, den Sie sich mal anhören sollten. Es geht um das, was wir letzten Donnerstag besprochen haben.« Eine kurze Pause. »Genau, finde ich auch ... Aye, aye, Sir, bin schon unterwegs.« Pipes legte auf. »McCafferty, ich bin dankbar, daß Sie diesen Mann mitgebracht haben. Ihren Bericht gehen wir heute nachmittag um 15 Uhr 30 durch. Toland, Sie kommen mit.«
Eine Stunde später wurde Lieutenant Commander Robert M. Toland beschieden, er sei auf Anweisung des Verteidigungsministers zum verlängerten aktiven Dienst bestimmt worden. In Wirklichkeit kam der Befehl von CINCLANT, aber die Formulare konnten erst in einer Woche korrekt ausgefüllt werden.
An diesem Tag lud der CINCLANT seine Gattungsbefehlshaber – Drei-Sterne-Admirale, die Flugzeuge, Schiffe, U-Boote und Versorgungsschiffe kommandierten – zum Mittagessen ins Gebäude I des Komplexes ein. Die Unterhaltung war gedämpft und verstummte ganz, als die Stewards den nächsten Gang servierten. Alle waren über fünfzig, erfahrene, ernsthafte Männer, die Pläne für einen Fall, von dem sie hofften, daß er nie eintreten würde, ausarbeiteten und ausführten. Diese Hoffnung bestand weiter, doch beim Kaffee wurde beschlossen, die Flottenübungen zu intensivieren und eine Reihe von unangemeldeten Inspektionen durchzuführen. CINCLANT ließ sich für den nächsten Morgen einen Termin beim Chef der Marineoperationen geben, und sein Nachrichtendienstchef bestieg eine Zivilmaschine nach Hawaii, um sich mit seinem für den Pazifik zuständigen Kollegen zu treffen.
Toland wurde von seinem Posten abgelöst und zu »Intentionen« versetzt, dem nachrichtendienstlichen Beraterstab von CINCLANT.
6
Die Beobachter
Norfolk, Virginia
»Intentionen« war ein kleines Büro im zweiten Stock, in dem normalerweise vier Offiziere arbeiteten. Es war also nicht einfach, Toland zusätzlich unterzubringen, insbesondere, da alle Geheimdokumente abgedeckt werden mußten, während die Möbelpacker den Schreibtisch aufstellten. Als sie endlich fort waren, stellte Bob fest, daß er gerade genug Platz hatte, um sich auf seinen Drehsessel zu zwängen. Die Bürotür war mit einem elektronischen Kombinationsschloß gesichert, das über fünf in eine Metallplatte eingelassene Kippschalter bedient wurde. Durch die vergitterten Fenster des Raumes in der Nordwestecke des CINCLANT-Gebäudes sah man eine Landstraße und sonst kaum etwas. Die tristen Vorhänge blieben zugezogen, und die verschossene Wandfarbe erinnerte an eine Gelbfieberstation.
Der ranghöchste Offizier war ein Colonel der Marineinfanterie, der den Einzug mit stummer Mißbilligung verfolgt hatte, die Bob erst verstand, als der Mann sich erhob.
»Weiß der Teufel, wie ich jetzt aufs Klo komme«, murrte der Colonel, der Chuck Lowe hieß, und manövrierte sein Gipsbein hinter dem Schreibtisch hervor. Sie gaben sich die Hände.
»Was haben Sie mit dem Bein angestellt, Colonel?«
»War auf der Gebirgsjägerschule in Kalifornien, lief in der Freizeit Ski und fiel auf die Nase. Die Ärzte meinen, es sei dumm, sich den Oberschenkelknochen so knapp überm Knie zu brechen«, erklärte Lowe mit einem ironischen Lächeln. »Da hab ich mich jahrelang abgerackert, um aus dem Nachrichtendienst rauszukommen, und ausgerechnet jetzt, wo ich mein eigenes Regiment bekommen habe, muß so etwas passieren. Willkommen an Bord, Toland. Besorgen Sie uns doch mal Kaffee.«
Auf einem Aktenschrank stand eine Kanne. Die drei anderen Offiziere, erklärte Lowe, hielten Vortrag.
»Ich habe Ihren Bericht an CINCLANT gesehen. Hochinteressant. Was hat der Iwan Ihrer Meinung nach vor?«
»Sieht so aus, als erhöhe er rundum seinen Bereitschaftsgrad, Colonel –«
»Hier können Sie ruhig Chuck zu mir sagen.«
»Fein, ich heiße Bob.«
»Sie beschäftigen sich bei der NSA mit Fernmeldeaufklärung, nicht wahr? Und sind Satellitenspezialist, wie ich höre.«
Toland nickte. »Für russische und amerikanische Satelliten, aber vorwiegend für unsere. Hin und
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