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Im Sturm: Thriller (German Edition)

Im Sturm: Thriller (German Edition)

Titel: Im Sturm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wieder sehe ich mir Fotos an, kümmere mich aber hauptsächlich um den Fernmeldeverkehr. Dabei fing ich übrigens die Geschichte mit den vier Obersten auf. Es wird auch mehr geübt als sonst um diese Jahreszeit. Iwans Panzer scheinen freier herumkurven zu können, und es stört ihn offenbar auch nicht, wenn ein Bataillon ein gepflügtes Feld plattwalzt.«
    »Und Sie sollen auf alles achten, was sich ungewöhnlich ausnimmt, ganz gleich, wie lächerlich es auch scheinen mag, stimmt’s? Dann sehen Sie sich mal diese Bilder an, die wir von DIA bekommen haben.« Lowe zog zwei Fotos im Format 20 × 25 aus einem braunen Umschlag und reichte sie Toland. Sie zeigten das gleiche Stück Land, aber zu verschiedenen Jahreszeiten und aus verschiedenen Winkeln aufgenommen. Toland schaute auf.
    »Eine Kolchose?«
    »Ja. Nummer 1196, rund zweihundert Kilometer nordwestlich von Moskau. Sehen Sie den Unterschied?«
    Toland schaute sich die Bilder noch einmal an. Auf einem sah er eingezäunte Gärten, auf dem anderen einen neuen Zaun, der das eingefriedete Gebiet fast verdoppelte.
    »Die Bilder hat mir ein ehemaliger Kollege, ein Colonel von der Army, geschickt, weil er dachte, ich könnte sie interessant finden. Ich bin nämlich auf einer Maisfarm in Iowa aufgewachsen.«
    »Iwan gibt also mehr Land für die private Bestellung frei. Seltsam, davon habe ich nichts gehört.«
    Lowe schüttelte den Kopf. »Eben, und das finde ich sonderbar. So etwas sollten sie doch bekanntgeben. Für die Presse wäre das ein weiterer Hinweis auf die ›Liberalisierung‹, die wir beobachtet haben.«
    »Vielleicht betrifft das nur diese eine Kolchose?«
    »Nein, wir haben Ähnliches an fünf anderen Stellen beobachtet. Gewöhnlich benutzen wir unsere Aufklärungssatelliten ja nicht für so etwas, aber die Aufnahmen sind wohl an einem Tag entstanden, an dem die wichtigen Objekte unter einer Wolkendecke lagen.«
    »Kommt ein bißchen spät, oder? Können die Bauern mit dem Land um diese Jahreszeit noch etwas anfangen?«
    »Ich bekam die Bilder vor zwei Tagen, aber sie wurden wohl schon vor längerem aufgenommen – zur Saatzeit. Gehen wir davon aus, daß wir es hier mit einem landesweiten Programm zu tun haben. Bitte evaluieren Sie das, Bob.« Die Augen des Colonel wurden schmal.
    »Zweifellos ein geschickter Schachzug, der einen Teil ihrer Versorgungsprobleme löst, besonders, was Gemüse betrifft.«
    »Mag sein. Berücksichtigen Sie, daß Gemüseanbau arbeitsintensiv ist und nur geringen Maschineneinsatz erfordert. Was halten Sie vom demographischen Aspekt des Programms?«
    Toland blinzelte. In der US Navy neigte man dazu, die Marines für dumm zu halten, weil sie sich ihren Lebensunterhalt mit Sturmangriffen gegen MG-Feuer verdienten. »Die meisten Kolchosebauern sind relativ alt, im Durchschnitt Ende vierzig, Anfang fünfzig. Es sind diese Leute, die das Privatland bestellen, während die Jüngeren Traktoren und Mähdrescher fahren. Wollen Sie damit sagen, daß die Russen auf diese Weise ihre Lebensmittelerzeugung steigern – ohne die jungen Männer im Wehrdienstalter?«
    »So könnte man es sehen«, sagte Lowe. »Politisch gesehen ist das Dynamit. Der private Sektor, der einzige produktive der ganzen sowjetischen Landwirtschaft, wurde bislang aus ideologischen Gründen klein gehalten, weil man keine neue Generation von Kulaken heranziehen wollte. Nun erweitert man ihn auf einmal, ohne die Tatsache bekanntzugeben. Und gleichzeitig erhöht man den Bereitschaftsgrad der Streitkräfte. Toland, ich glaube nicht an Zufälle, auch wenn ich nur ein dummer Feldoffizier bin, dessen Aufgabe es ist, Strände zu stürmen.«
    Lowes Uniformjacke hing in der Ecke. Toland trank einen Schluck Kaffee und sah sich die Ordensspangen an. Drei Auszeichnungen in Vietnam, dazu das Navy Cross. Lowe, ein zierlich gebauter Mann, wirkte in dem olivgrünen Pullover, wie ihn die Offiziere der Marineinfanterie trugen, entspannt und fast gelangweilt, aber seine braunen Augen drückten etwas ganz anderes aus. Colonel Lowe war Tolands Gedankengängen gefolgt.
    »Chuck, wenn sie sich wirklich gefechtsbereit machen, ist es mit einem Exempel an vier Obersten nicht getan. Man wird auch am unteren Ende der Rangleiter etwas unternehmen müssen.«
    »Jawohl, und darauf müssen wir nun achten. Ich habe über DIA veranlaßt, daß uns ab sofort nach Erscheinen des Roten Stern über Satellit ein Fotofaksimile zugeht. Wenn sich etwas tut, taucht es bestimmt in Krasnaja Swesda auf.«
    Toland

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