Im Sturm: Thriller (German Edition)
ein.
»Er hat uns auch nicht verraten, daß die Langstreckenbomber der Nordflotte so gut wie ausradiert sind. Die Narren meinen, sie könnten mich hinters Licht führen! Die Amerikaner haben inzwischen eine ganze Division auf Island gelandet, die von ihrer Flotte massiv unterstützt wird. Wenn unsere U-Boote diese Konzentration von Schiffen nicht zerstören können - und solange sie das versuchen, können sie die Geleitzüge nicht angreifen –, geht Island binnen einer Woche verloren. Damit fiele unsere Strategie zur Isolierung Europas flach. Und was wird, wenn die Nato nach Belieben Nachschub heranschaffen kann?«
Iwan Sergetow rutschte unbehaglich hin und her. Er merkte nun, worauf das Gespräch hinauslief. »Dann haben wir also unter Umständen verloren?«
»Unter Umständen?« schnaubte Kosow. »Dann sind wir erledigt. Dann haben wir gegen die Nato verloren, haben keine neuen Energiequellen erobert, und unsere Streitkräfte sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Was soll das Politbüro dann unternehmen?«
»Aber wenn die Offensive bei Alfeld Erfolg hat –« Beide Mitglieder des Politbüros ignorierten diese Bemerkung.
»Wie entwickeln sich die Geheimverhandlungen mit den Deutschen in Indien?« fragte Minister Sergetow.
»Ah, ist Ihnen aufgefallen, wie der Außenminister da beschönigt hat?« Kosow lächelte sanft. »Die Deutschen sind von ihrer Verhandlungsposition nicht abgewichen. Bestenfalls war das Angebot eine Rückversicherung für den Fall des Zusammenbruchs der Nato. Vielleicht war es auch von Anfang an nur ein Trick. Genau können wir das nicht sagen.« Der KGB-Chef goß sich ein Glas Mineralwasser ein. »Das Politbüro tritt in acht Stunden zusammen. Ich werde der Sitzung nicht beiwohnen; meine Angina pectoris meldet sich wieder einmal.«
»Also wird Larionow an Ihrer Stelle vortragen?«
»Jawohl.« Kosow grinste. »Armer Josef, er ist jetzt der Gefangene seiner eigenen Lagebeurteilung und wird berichten, daß nicht alles nach Plan läuft, aber trotzdem gut klappt. Er wird sagen, die gegenwärtige Offensive der Nato sei nur ein verzweifelter Versuch, unseren Vorstoß zu verhindern, und die Verhandlungen mit den Deutschen seien noch vielversprechend. Genosse Major, ich muß Sie warnen: Einer seiner Männer ist in Ihrem Stab. Ich kenne zwar seinen Namen, habe seine Berichte aber nicht zu Gesicht bekommen. Es waren vermutlich seine Informationen, die zur Ablösung und Verhaftung des bisherigen OB West führten.«
»Was soll nun aus ihm werden?« fragte der Offizier.
»Das geht Sie nichts an«, erwiderte Kosow kalt. Im Lauf der vergangenen sechsunddreißig Stunden waren sieben hohe Offiziere verhaftet worden. Alle saßen jetzt im Lefortowo-Gefängnis, und Kosow hätte nichts an ihrem Schicksal ändern können, selbst wenn er es gewollt hätte.
»Vater ich muß wissen, wie es mit dem Treibstoff aussieht.«
»Wir sind bei den Minimalreserven angelangt – ihr bekommt Treibstoff für zwei Wochen, die für den Vorstoß an den Persischen Golf ausersehenen Armeen genug für eine Woche.«
»Sie können also Ihrem Vorgesetzten ausrichten, daß er zwei Wochen Zeit hat, den Krieg zu gewinnen«, ließ sich Kosow vernehmen. »Wenn er versagt, rollt sein Kopf, denn Larionow wird der Armee die Schuld für seine Fehleinschätzung zuschieben. Auch Ihnen droht dann Gefahr, junger Mann.«
»Wer ist der KGB-Mann in unserem Stab?«
»Der Operationsoffizier. Da sein Führungsoffizier zur Larionow-Fraktion gehört, weiß ich nicht genau, was er meldet.«
»General Alexejew mißachtet praktisch seinen Befehl, indem er eine Einheit von der Weser abzieht und zur Unterstützung von Alfeld nach Osten schickt.«
»Dann ist er bereits in Gefahr, und ich kann ihm auch nicht helfen.«
»Wanja, du solltest jetzt zurückfahren. Genosse Kosow und ich haben noch andere Themen zu besprechen.« Sergetow umarmte seinen Sohn und brachte ihn an die Tür.
»Ich benutze meinen Sohn nur ungern auf diese Weise«, sagte er, als er wieder bei Kosow saß.
»Wem wollen Sie sonst vertrauen, Michail Eduardowitsch? Das Vaterland ist von der Vernichtung bedroht, die Parteiführung ist verrückt geworden, und ich habe das KGB nicht mehr voll in der Hand. Verstehen Sie doch: Wir haben verloren! Nun müssen wir retten, was zu retten ist.«
»Noch immer halten wir feindliches Gebiet –«
»Was gestern oder heute war, ist unwesentlich. Wichtig ist, wie sich die Lage in einer Woche darstellt. Was tut unser Verteidigungsminister, wenn
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