Im Sturm: Thriller (German Edition)
bewundernswert, Genosse Oberst«, meinte Andrejew, ging in eine Ecke und nahm ein Gewehr. »Hier, das dürfen Sie mit an die Front nehmen.«
»Aber —«
»Leutnant Gasparenko, besorgen Sie dem Oberst einen Fahrer. Er will an die Front, um den Amerikanern zu zeigen, wie sowjetische Soldaten kämpfen.« Andrejew empfand grimmige Befriedigung. Nun konnte der Tschekist keinen Rückzieher machen. Als der Mann gegangen war, ließ Andrejew den Fernmeldeoffizier der Division kommen. Alle weitreichenden Sender bis auf zwei waren zu zerstören. Noch konnte er nicht kapitulieren, vorher hatten seine Soldaten eine Rechnung zu bezahlen, in Blut. Doch er wußte, daß der Augenblick, in dem weiterer Widerstand nutzlos war, kommen würde.
Alfeld, BRD
Für eine Weile herrschte Ruhe. Bei der zweiten Attacke hätten die Russen es fast geschafft, dachte Mackall. Ihre Panzer waren mit Höchstgeschwindigkeit bis auf fünfzig Meter an die amerikanischen Stellungen herangefahren und hatten mit ihren alten Geschützen die Hälfte der Panzer der Kompanie zerstört. Doch dieser Angriff war kurz vorm Erfolg zusammengebrochen, und der dritte, eine halbherzige, von erschöpften Männern vorgetragene Sache, hatte bei Einbruch der Dunkelheit die Todeszone noch nicht einmal erreicht. Von Westen her dröhnte Geschützdonner: Nun wurden die Deutschen westlich der Stadt angegriffen.
Stendal, DDR
»General Beregowoy meldet einen schweren Gegenangriff aus dem Norden – Stoßrichtung Alfeld.«
Alexejew nahm die Nachricht gleichmütig auf. Er hatte alles riskiert und verloren. Was nun?
Im Kartenzimmer war es totenstill. Der General stand neben seinem Operationsoffizier.
»Jewgeni Iljitsch, ich bitte um Ihre Vorschläge.«
Der Mann zuckte die Achseln. »Wir müssen weitermachen. Unsere Männer sind erschöpft, aber die des Gegners ebenfalls.«
»Wie werfen unerfahrene Truppen kampfgehärteten Veteranen entgegen. Das muß anders werden. Wir werden Offiziere und Unteroffiziere von Einheiten der Kategorie I abziehen und mit ihnen die gerade eintreffenden Dreier-Verbände verstärken. Die Reihen dieser Reservisten müssen mit kampferfahrenen Soldaten durchsetzt werden. Anschließend stellen wir die Offensivoperationen vorübergehend ein –«
»Genosse General, wenn wir das tun –«
»Wir sind stark genug für einen letzten Vorstoß. Zeit und Ort dieses Schlages bestimme ich, und es wird eine perfekt vorbereitete Attacke sein. Beregowoy werde ich empfehlen, sich abzusetzen – diesen Befehl kann ich nicht über Funk geben. Jewgeni Iljitsch, Sie fliegen heute abend zu Beregowoys Hauptquartier und stehen ihm zur Seite.« Auf diese Weise schaffte er sich den KGB-Spitzel vom Hals. Nachdem der Mann sich entfernt hatte, nahm Alexejew Sergetow mit in sein Büro.
»Sie fahren zurück nach Moskau.«
42
Die Lösung des Konflikts
Brüssel
»Erstaunlich, was zwei Fünfer bewirken –«
»Wie bitte, Herr General?« fragte der für den Nachrichtendienst verantwortliche Bundeswehrgeneral. Der SACEUR schüttelte nur den Kopf und schaute zur Abwechslung einmal zuversichtlich auf die Karte. Alfeld gehalten; den Deutschen war zwar westlich davon mörderisch zugesetzt worden, aber ihre Front hatte nur nachgegeben, zusammengebrochen war sie nicht. Nun war zu ihrer Verstärkung eine Panzerbrigade unterwegs. Die frisch eingetroffene Panzerdivision drang nach Süden vor, um eine russische Division von jenen an der Weser abzuschneiden. Die am weitesten vorgedrungenen sowjetischen Divisionen hatten alle ihre Boden-Luft-Raketen verschossen und wurden von der Nato mit entschlossener Regelmäßigkeit aus der Luft angegriffen.
Die Luftaufklärung stellte das offene Gelände östlich von Alfeld als einen Friedhof von ausgebrannten Tanks dar. Auch in diese Richtung waren Verstärkungen unterwegs. Mit den Russen mußte zwar bald wieder gerechnet werden, aber der Himmel war frei. Nun kam die volle Macht der Nato-Luftwaffen ins Spiel.
»Joachim, ich glaube, wir haben sie zum Stehen gebracht.«
»Jawohl, Herr General! Und jetzt treiben wir sie zurück!«
Moskau
»Vater, General Alexejew hat mir aufgetragen, dir auszurichten, daß es uns seiner Ansicht nach unmöglich ist, die Nato zu schlagen.« Major Sergetow nahm im Zimmer des Ministers Platz. »Die strategische Überraschung ist uns mißlungen. Wir haben die Luftmacht der Nato unterschätzt und ihr den Nachschub nicht abschneiden können. Wäre diese letzte Gegenoffensive nicht gewesen, hätte es vielleicht
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