Im Sturm: Thriller (German Edition)
Tatsache, daß man den Einsatz von Kernwaffen auf befreundetem Territorium nicht so leicht nehmen darf. Genossen, ich warne Sie: Ein Gegenschlag der Nato wird nicht so einfach zu verhindern sein.«
»Kümmern Sie sich um das Schlachtfeld, Genosse General«, schlug der Verteidigungsminister leichthin vor. »Und überlassen Sie die politischen Fragen uns.«
Nun gab es nur noch einen Weg, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. »Gut. In diesem Fall brauche ich die direkte Verfügungsgewalt über die Waffen.«
»Warum?« herrschte der Generalsekretär.
Damit sie nicht abgeschossen werden, du Arsch! dachte Alexejew. »Das ist eine rein praktische Frage. Ziele werden sich von Minute zu Minute bieten und wieder verschwinden. Wenn ich die Nato-Front mit Kernwaffen aufreißen soll, werde ich nicht die Zeit haben, auf Ihre Genehmigung zu warten.«
Alexejew stellte entsetzt fest, daß selbst dies sie nicht ins Wanken brachte.
»Wie viele brauchen Sie denn?« wollte der Verteidigungsminister wissen.
»Das hängt von Zeit und Ort des Durchbruchs ab. Wir würden die Waffen auch nur gegen festumrissene militärische Ziele und nicht gegen Bevölkerungszentren einsetzen. Sagen wir, maximal dreißig Sprengköpfe im Bereich von fünf bis zehn Kilotonnen, die wir mit Kurzstreckenraketen ins Ziel bringen würden.«
»Wie bald können Sie bereit sein?« fragte Marschall Bucharin.
»Das hängt davon ab, wie rasch ich kampferfahrene Soldaten in die neuen Divisionen bringen kann. Wenn diese Reservisten auf dem Schlachtfeld überleben sollen, müssen erfahrene Männer ihre Reihen stärken.«
»Eine gute Idee, Genosse General«, sagte der Verteidigungsminister. »Und nun wollen wir Sie nicht länger aufhalten. In zwei Tagen möchte ich die detaillierten Pläne für Ihren Durchbruch sehen.«
Alexejew grüßte, machte auf den Hacken kehrt und ging hinaus. Kosow sah Marschall Bucharin an.
»Und diesen Mann wollten Sie ablösen?«
Der Generalsekretär war seiner Meinung. »Der erste richtige Kämpfer, der mir seit Jahren untergekommen ist.«
Alexejew bedeutete Sergetow mit einer Geste, ihm zu folgen. Nur er hatte den eiskalten Klumpen in der Magengrube, nur er hatte weiche Knie, als sie die Marmortreppe hinunterschritten. Alexejew glaubte nicht an Gott, aber er hatte gerade einen Blick in die Hölle getan.
»Major Sergetow«, meinte er beim Besteigen des Wagens beiläufig, »möchten Sie nicht Ihren Vater besuchen, ehe wir zurück an die Front fahren?«
»Sehr freundlich von Ihnen, Genosse General.«
»Sie haben es verdient. Außerdem würde mich die Versorgungslage beim Treibstoff interessieren.«
Den Inhalt des Gesprächs würde der Fahrer natürlich weitermelden.
»Die wollen, daß ich an der Front Kernwaffen einsetze!« flüsterte Alexejew, sowie sich die Tür zum Amtszimmer des Ministers geschlossen hatte.
»Ja, das hatte ich befürchtet.«
»So weit darf es nicht kommen! Unvorstellbar, was für eine Katastrophe das heraufbeschwören könnte!«
»Der Verteidigungsminister meint, ein taktisches nukleares Umfeld ließe sich leicht unter Kontrolle halten.«
»Der schwätzt daher wie diese Idioten von der Nato! Zwischen einem taktischen und einem strategischen nuklearen Schlagabtausch gibt es keine Wand, sondern nur eine unscharfe Linie in der Phantasie der Amateure und Akademiker, die die politische Führung beraten. Der nukleare Holocaust – unser Überleben hinge von der Entscheidung des psychisch labilsten Nato-Führers ab.«
»Was haben Sie ihnen gesagt?« fragte der Minister.
»Ich muß überleben und in der Lage sein, diesem Wahnsinn einen Riegel vorzuschieben. Aus diesem Grund sagte ich, ich fände die Idee großartig!« Der General setzte sich. »Außerdem verlangte ich Verfügungsgewalt über die Waffen. Dem werden sie wohl zustimmen. Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, daß diese Waffen niemals eingesetzt werden.«
»Sie sind also der Auffassung, daß dem Verteidigungsrat Einhalt geboten werden muß?«
»Ja.« Der General schaute zu Boden, hob den Kopf dann wieder. »Die Alternative ist unvorstellbar. Der Plan könnte eine Entwicklung in Gang setzen, die sich von niemandem mehr aufhalten läßt. Wenn wir schon sterben müssen, dann wenigstens für eine gute Sache.«
»Wie bewerkstelligen wir das praktisch?«
»Wann tritt das Politbüro zusammen?«
»Im Augenblick täglich um halb zehn.«
»Auf wen können wir uns verlassen?«
»Kosow steht auf unserer Seite, vielleicht auch noch andere Mitglieder
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