Im Sturm: Thriller (German Edition)
Kapitänleutnant und lächelte breit.
»Viel moderner als unsere«, erwiderte Calloway. »Und Hafenarbeitergewerkschaften gibt es bei Ihnen wohl auch nicht?«
Der Offizier lachte. »In der Sowjetunion sind Gewerkschaften überflüssig, weil die Werktätigen schon alle Produktionsmittel besitzen.«
»Dienen Sie auf einem U-Boot?« fragte der Engländer.
»Nein!« rief der Offizier aus und lachte wieder. »Ich komme aus der Steppe und liebe blauen Himmel und den weiten Horizont. Ich respektiere meine Kameraden von den U-Booten, aber mit ihnen fahren möchte ich nicht.«
»Geht mir auch so«, stimmte Calloway zu. »Wir älteren Engländer lieben unsere Parks und Gärten. Auf welchem Schiff fahren Sie?«
»Im Augenblick tue ich Dienst an Land, aber meine letzte Fahrt war auf dem Eisbrecher Leonid Breschnew. Wir hatten einen Forschungsauftrag und hielten auch vor der arktischen Küste Handelsschiffe den Weg zum Pazifik frei.«
»Das muß eine schwierige Aufgabe gewesen sein«, meinte Calloway und dachte: Red schön weiter, alter Junge. »Und eine gefährliche obendrein.«
»Gewiß, man muß vorsichtig sein, aber wir Russen sind an Kälte und Eis gewöhnt.«
»Ich würde mich nie zum Seemann eignen«, fuhr Calloway fort. Flynn sah ihn zweifelnd an. »Viel zuviel Arbeit, selbst wenn man im Hafen liegt. Ist auf Ihren Werften immer so viel los?«
»Ach, das ist noch gar nichts«, versetzte der Russe, ohne nachzudenken.
Der Mann von Reuter nickte. Die Decks der Schiffe waren vollgestellt, aber es herrschte keine sonderliche Aktivität. Nur wenige Männer liefen herum. Viele Kräne standen still. Laster waren abgestellt. Doch auf den Decks herrschte ein Durcheinander, als ob ... Er schaute auf die Armbanduhr. Halb vier. Längst noch nicht Feierabend. »Ein großer Tag für die Entspannung«, wechselte er das Thema. »Und eine großartige Story für unsere Leser.«
»Sehr gut.« Der Kapitänleutnant lächelte. »Es ist Zeit für einen echten Frieden.«
Nach der vierstündigen Tortur auf den unbequemen Aeroflot-Sitzen waren die Korrespondenten wieder in Moskau. Sie gingen zu Flynns Auto – Calloways stand immer noch in der Werkstatt. »Hätte ich doch meinen Morris mitgebracht«, murrte Calloway. »Für diese russischen Mühlen kriegt man ja keine Ersatzteile.«
»Gibt das eine gute Story, Patrick?«
»Klar. Schade, daß ich keine Aufnahmen machen konnte.« Immerhin hatte man ihnen Sovfoto-Bilder von der »Beton-Zeremonie« versprochen.
»Was hielten Sie von der Werft?«
»Groß genug war sie jedenfalls. Ich war mal einen Tag lang auf der Werft der US-Marine in Norfolk. Sehen alle gleich aus.«
Calloway nickte nachdenklich. Warum war ihm Poljarnij so sonderbar vorgekommen? War er als Reporter zu argwöhnisch, fragte immer wieder: Was wird hier vertuscht? Er arbeitete nun schon zum dritten Mal in Moskau, aber bisher hatte man ihn nie auf einen Marinestützpunkt gelassen. Einmal hatte er Murmansk besuchen dürfen. Bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister hatte er gefragt, welche Auswirkung die vielen Seeleute auf die Stadtverwaltung hatten. Man sähe ja immer Uniformierte auf den Straßen. Der Bürgermeister hatte versucht, der Frage auszuweichen, und schließlich erklärt: »Keine Marine in Murmansk.« Die typisch russische Antwort auf eine unangenehme Frage – aber nun ließ man auf einmal ein halbes Dutzend Reporter aus dem Westen auf eine der geheimsten Einrichtungen. Also hatten sie nichts zu verbergen. Oder? Calloway beschloß, seine Story zu schreiben und loszuschikken und dann mit einem Freund bei der Botschaft einen Cognac zu trinken. Außerdem sollte es dort eine Party geben.
Zurück in Moskau schrieb Calloway seinen Bericht. Aus einem Brandy wurden vier, und beim letzten Glas beugte sich der Korrespondent über eine Karte des Marinestützpunkts und erklärte mit Hilfe seines trainierten Gedächtnisses die Aktivitäten, die er gesehen hatte. Eine Stunde später waren diese Daten verschlüsselt und wurden nach London telegrafiert.
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Weitere Observationen
Grassau, DDR
Das Kamerateam vom Fernsehen war begeistert. Zum ersten Mal seit Jahren durfte es eine sowjetische Einheit in Aktion filmen, und die vielen Schnitzer, die sie miterlebten, würden ihrem Bericht für die Abendnachrichten des Netzes NBC so die rechte Würze verleihen. Im Augenblick steckte gerade ein Panzerbataillon an einer Kreuzung der Staatsstraße 101 fünfzig Kilometer südlich von Berlin fest. Irgendwo waren sie falsch
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