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Im Sturm: Thriller (German Edition)

Im Sturm: Thriller (German Edition)

Titel: Im Sturm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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abgebogen, und der Bataillonskommandeur brüllte seine Untergebenen an. Nach zwei Minuten trat ein Hauptmann vor und wies auf die Landkarte. Ein Major wurde von der Szene verbannt, nachdem der jüngere Mann das Problem offenbar gelöst hatte. Die Kamera folgte dem niedergeschlagenen Major bis zu seinem Dienstwagen. Fünf Minuten später war das Bataillon aufgesessen und rollte wieder. Die Kameramänner packten gemächlich ihr Gerät ein, und der Chefreporter hatte Zeit, hinüber zu einem französischen Offizier zu gehen, der die Prozedur ebenfalls beobachtet hatte.
    Der Franzose war Verbindungsoffizier beim Viermächteausschuß, einem praktischen Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg, das es beiden Seiten ermöglichte, einander nachzuspionieren. Der hagere Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht trug die Flügel eines Fallschirmjägers und rauchte Gauloises. Selbstverständlich war er Geheimdienstoffizier.
    »Nun, Major, was halten Sie davon?« fragte der NBC-Reporter.
    »Sie haben sich verfahren, hätten vor vier Kilometern links abbiegen sollen.« Ein lakonisches Achselzucken.
    »Eine besonders beeindruckende Leistung haben die Russen da nicht geboten, finden Sie nicht?« Der Reporter lachte. Der Franzose wurde noch nachdenklicher.
    »Ist Ihnen aufgefallen, daß sie einen deutschen Offizier dabeihatten?«
    »Ein Deutscher war das? Mir fiel nur auf, daß er eine andere Uniform trug. Warum hat man ihn nicht nach dem Weg gefragt?«
    »Tja, warum nicht?« versetzte der französische Major. Was er verschwieg, war die Tatsache, daß er nun schon zum vierten Mal miterlebt hatte, wie ein sowjetischer Offizier auf die Hilfe seines deutschen Kameraden von der Volksarmee verzichtete. Daß sowjetische Einheiten sich verfranzten, war nichts Neues. Die Russen hatten nicht nur eine andere Sprache, sondern auch ein anderes Alphabet, und wurden aus diesem Grund von DDR-Offizieren begleitet. Aber nun ... Er schnippte seine Zigarette auf die Straße. »Was ist Ihnen sonst noch aufgefallen, Monsieur?«
    »Der Oberst war stinksauer auf den Major. Und dann wies ihn ein anderer Offizier – ein Hauptmann, glaube ich – auf den Fehler hin.«
    »Sehr gut.« Der Franzose lächelte. Der Major war auf dem Weg zurück nach Berlin, und das Bataillon hatte nun einen neuen Kommandeur. Das Lächeln verschwand.
    »Sieht ganz schön dumm aus, wenn sich ein ganzes Panzerbataillon verfährt, finden Sie nicht auch?«
    Der Franzose stieg in seinen Wagen, um den Russen zu folgen. »Haben Sie im Ausland noch nie die Orientierung verloren?«
    »Klar, wem ist so was noch nicht passiert?«
    »Sie haben den Fehler dann aber rasch bemerkt, nicht wahr?« Der Franzose gab seinem Fahrer ein Zeichen. Und diesmal dachte er: Sehr interessant ...
    Der Fernsehreporter zuckte die Achseln und ging zurück zu seinem Wagen. Er folgte dem letzten Panzer der Kolonne, die mit dreißig Stundenkilometern nach Nordwesten fuhr und auf der Staatsstraße 187 wie durch ein Wunder zu einer anderen sowjetischen Einheit stieß. Die Kettenfahrzeuge verringerten ihre Geschwindigkeit auf zwanzig Stundenkilometer und rasselten nach Westen zum Manövergebiet.

Norfolk, Virginia
    Es sah eindrucksvoll aus. In den Fernsehnachrichten aus Moskau war zu verfolgen, wie ein ganzes Panzerregiment über eine Ebene vorrückte. Über dem Angriffsziel stiegen Erdfontänen auf, als Artillerie die simulierten »feindlichen« Stellungen mit Trommelfeuer belegte. Jagdbomber am Himmel, Hubschrauber vollführten ihren Todestanz. Aus dem Off verkündete der Kommentator die Bereitschaft der Sowjetunion, jede fremde Bedrohung abzuwehren.
    Der nächste Bericht befaßte sich mit den Abrüstungsverhandlungen in Wien. Nach den üblichen Klagen über Einwände der Amerikaner gegen bestimmte Aspekte des großzügigen sowjetischen Vorschlags meldete der Sprecher, es seien dennoch echte Fortschritte erzielt worden, und es sei nun zum Sommer eine umfassende Übereinkunft in Sicht.
    »Klingt ganz normal«, kommentierte Chuck Lowe. »Wenn eine Übereinkunft bevorsteht, läßt das Gemecker nach. Und kurz vor der Unterzeichnung werden die Sowjets direkt euphorisch.«
    »Kam Ihnen das Manöver normal vor?«
    »Und wie. Haben Sie mal darüber nachgedacht, wie angenehm es ist, hundert Panzern mit Kanonen vom Kaliber 125 mm gegenüberzustehen? Nicht zu vergessen die Artillerieunterstützung und die Flugzeuge. Wenn die Russen kommen, setzen sie das gesamte Inventar ein. Sie beherrschen die Taktik aus dem Effeff.«
    »Und was

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