Im Sturm: Thriller (German Edition)
zwanzig bis fünfundzwanzig Knoten.« Er klappte die Griffe hoch und trat zurück. »Sehrohr einfahren.« Ehe er das zweite Wort ausgesprochen hatte, war die geölte Stahlsäule in ihrem Schacht verschwunden. Das Sehrohr hatte sich exakt 5,9 Sekunden über der Oberfläche befunden. Selbst nach fünfzehn Jahren auf U-Booten fand er immer noch erstaunlich, was die Männer innerhalb von sechs Sekunden vollbringen konnten.
Der Navigator schaute rasch auf seine Seekarte, und ein Steuermann half ihm bei der Ermittlung der Ausgangspunkte der Signale.
»Sir.« Der Navigator sah auf. »Richtungen konsistent mit zwei bekannten Küstenradarstationen; drei Don-2-Anlagen entsprechend den Richtungen von Sierra-2, 3 und 4.« Er bezog sich auf die errechneten Positionen der drei sowjetischen Überwasserschiffe. »Ein unidentifiziertes Signal, Richtung zwei-vier-sieben. Wie sieht das aus, Harkins?«
»Landgestütztes Oberflächensuchradar, India-Band«, erwiderte der Techniker und las die Frequenz und Pulsbereitewerte ab. »Schwaches, unscharfes Signal, Sir. Allerdings eine Menge Aktivität, Sir, und alle Anlagen sind auf verschiedene Frequenzen eingestellt.« Die Radarsuche war also wohlkoordiniert, damit die Sender sich nicht gegenseitig störten.
Ein Elektriker spulte das Videoband zurück, damit McCafferty überprüfen konnte, was er durchs Periskop gesehen hatte. Das Bild war schwarzweiß; das Band wurde wegen der durch die rasche Rundumsuche des Kommandanten entstandenden Unschärfen mit halber Geschwindigkeit abgespielt.
»Schon toll, wie schön nichts aussehen kann, was Joe?« fragte er seinen Ersten Offizier. Die Wolkendecke hing gut unter tausend Fuß, und der Seegang hatte das Periskopobjektiv rasch mit Tröpfchen besprüht. Seit über achtzig Jahren bauen sie jetzt U-Boote, sinnierte McCafferty, aber eine effiziente Methode zum Klarhalten der Linse hat noch keiner erfunden.
»Das Wasser sieht auch ziemlich trüb aus«, antwortete Joe. Sichtung durch ein U-Boot-Abwehrflugzeug ist der Alptraum aller U-Boot-Fahrer.
»Mieses Flugwetter. Keine Sorge, uns sieht keiner«, sagte der Kommandant so laut, daß alle in der Zentrale es hören konnten.
»Über die nächsten zwei Meilen wird das Wasser langsam tiefer, Sir«, meldete der Navigator.
»Wieviel?«
»Fünf Faden, Sir.«
McCafferty warf dem LO, der gerade das Steuer überwachte, einen Blick zu. »Nutzen wir die aus.«
»Aye. Tauchoffizier, langsam zwanzig Fuß tiefer gehen.«
»Aye.« Der Chief gab den Tiefenrudergängern die entsprechenden Befehle, und in der Zentrale wurde hörbar aufgeatmet.
McCafferty ging wieder nach vorne in den Sonar-Raum. »Was treiben unsere Freunde, Chief?«
»Die Patrouillenboote klingen noch schwach, Sir, scheinen Kreise zu fahren – die Richtungen ändern sich entsprechend. Auch die Schraubenumdrehung des Boomers ist konstant, Sir. Er zuckelt mit etwa fünfzehn Knoten dahin. Sonderlich leise ist er dabei nicht. Immer noch eine Menge mechanische Schallimpulse. Dem Krach nach zu schließen, den die da machen, wird dort gewartet. Wollen Sie mal reinhören, Skipper?« Der Chief hielt einen Kopfhörer hoch. Sonarsuchpeilungen wurden vorwiegend visuell wahrgenommen – der Bordcomputer wandelte akustische Signale um und ließ sie auf einem Bildschirm erscheinen. Doch für richtiges Horchen war das noch immer kein echter Ersatz. McCafferty setzte den Kopfhörer auf.
Als erstes hörte er das Surren der Reaktorpumpen des Delta. Sie liefen im mittleren Umdrehungsbereich und drückten Wasser aus dem Reaktor in den Wärmetauscher des Sekundärkreislaufs. Dann konzentrierte er sich auf die Schraubengeräusche. Das russische strategische U-Boot war mit zwei fünfschaufeligen Schrauben ausgerüstet, und er versuchte erfolglos mitzuzählen, wie rasch sie rotierten. Da mußte er sich auf das Wort seines Chiefs verlassen, wie üblich... peng!
»Was war das?«
Der Chief wandte sich an einen anderen leitenden Sonar-Operator. »Hat da wer ein Luk zugeschlagen?«
Der Sonarmann First Class schüttelte heftig den Kopf. »Klang eher, als hätte jemand einen Schraubenschlüssel fallen gelassen. Und zwar ganz in der Nähe.«
Der Captain mußte lächeln. Alle Mann an Bord gaben sich betont lässig. In Wirklichkeit war jeder so angespannt wie er selbst, und McCafferty hatte nichts anderes im Sinn, als aus diesem verfluchten Teich zu verschwinden. Selbstverständlich durfte er seine Crew seine Besorgnis nicht spüren lassen – der Kommandant mußte
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