Im Sturm: Thriller (German Edition)
dem Gebäude wehte. Von SIGINT (Signal Intelligence) verstand der Pilot nicht viel, doch SOSUS, das Sonar-Überwachungssystem auf dem Meeresboden, war das wichtigste Mittel zum Aufspüren von Zielen, auf die die Orion dann losgehen konnte. Die Station unter ihnen deckte die Lücken zwischen Grönland und Island und zwischen Island und Faröer ab. Die Hauptbarriere zwischen den russischen U-Booten und den Seewegen des Nordatlantik war praktisch permanent ausgefallen. Großartig.
Eine Minute später waren sie über Keflavik. Sieben oder acht Flugzeuge hatten den Start nicht mehr geschafft und brannten. Der Pilot sah sich durchs Fernglas die Startbahnen an und stellte entsetzt fest, daß sie weitgehend intakt waren.
»Tacco, stehen Sie in Verbindung mit einer Sentry?«
»Ich kann Ihnen sofort eine geben. Sprechen Sie, Sie haben Sentry Zwei.«
»Sentry Zwei, hier Penguin Acht. Hören Sie mich? Over.«
»Roger, Penguin Acht, hier spricht der Chefcontroller. Wir orten Sie über Keflavik. Wie sieht es aus?«
»Acht Vögel brennend am Boden. Die Raketen haben die Startbahnen nicht beschädigt. Wiederhole: keine Krater in den Startbahnen.«
»Sind Sie ganz sicher, Penguin Acht?«
»Positiv. Schwere Schäden durch Sprengwirkung, aber keine Löcher im Boden. Die nahegelegenen Treibstofftanks sehen unbeschädigt aus, und nichts scheint das Tanklager bei Hakotstangar getroffen zu haben. Wir haben unseren Freunden eine Riesenmenge Saft und einen intakten Flugplatz hinterlassen. Der Tower steht noch. Um den Leitstand herum brennt’s wie Zunder, aber die Startbahnen sind eindeutig benutzbar. Over.«
»Und das Schiff, das Sie angegriffen haben?«
»Volltreffer, ich sah den Zielanflug selbst. Zwei F-15 griffen mit Bordwaffen an, aber das reichte nicht. Vermutlich schafft der Kahn es in den Hafen. Schätze, daß er versucht, in Reykjavik oder Hafnarfjördur zu löschen. Muß eine Menge Zeug an Bord haben, ist rund vierzigtausend Tonnen groß. Noch zwei bis drei Stunden, dann ist er im Hafen, wenn wir ihn nicht versenken können.«
»Verlassen Sie sich nicht darauf. Wie sieht’s mit Treibstoff aus?«
»Wir müssen uns sofort auf den Weg nach Stornoway machen. Meine Kameras haben Aufnahmen von der Umgebung und vom Schiff gemacht. Mehr können wir jetzt nicht tun.«
»Okay, Penguin Acht. Suchen Sie sich einen Landeplatz. Wir ziehen uns in ein paar Minuten ebenfalls zurück. Viel Glück. Out.«
Hafnarfjördur, Island
Edwards stellte den Volvo an einem Einkaufszentrum ab. Auf der Fahrt hatte er einige Leute gesehen, die vorwiegend nach Westen in Richtung Keflavik schauten. Hier schien zum Glück noch niemand zu sein.
»Wohin jetzt, Lieutenant?« fragte der Sergeant Smith.
»Sergeant, stellen wir mal ein paar Dinge klar. Sie sind der Mann mit Erdkampferfahrung. Wenn Ihnen etwas einfällt, möchte ich es erfahren.«
»Nun, Sir, ich würde mich sofort nach Osten absetzen, um Distanz zwischen uns und den Straßen zu schaffen, und mir dann einen Platz suchen, an dem Sie am Funkgerät drehen können, und zwar schnell.«
Edwards schaute sich um. Es war zwar noch niemand auf der Straße, aber er wollte verhindern, daß sie beim Rückzug ins Gelände beobachtet und verraten wurden. Er nickte, und der Sergeant ließ einen Schützen vorangehen. Sie nahmen die Helme ab und hängten sich die Gewehre über, um so harmlos wie möglich auszusehen. Schöner Kriegsbeginn, dachte Edwards.
MS Julius Fucik
»Gott sei Dank, die Brände sind gelöscht«, verkündete General Andrejew. »Unsere Ausrüstung hat schweren Schaden erlitten, vorwiegend durch Löschwasser, aber das Feuer ist aus.« Seine Miene änderte sich, als er Cherow erblickte.
Der Kapitän war leichenblaß. Ein Sanitäter hatte seine Wunde verbunden, die inneren Blutungen aber nicht ganz stillen können. Der Mann hielt sich mit Mühe am Kartentisch aufrecht.
»Kurs null-null-drei.«
Der Dritte Offizier stand am Ruder. »Null-null-drei liegt an, Genosse Kapitän.«
»Sie müssen sich hinlegen«, sagte Andrejew leise.
»Erst muß ich mein Schiff sicher in den Hafen bringen.«
Die Fucik lief fast genau nach Norden und hatte Wind und See dwars. Wasser leckte in das von der Rakete geschlagene Loch, und Cherows anfänglicher Optimismus schwand. Der Einschlag des Flugkörpers hatte Nähte unter der Wasserlinie aufgerissen, durch die nun Seewasser ins untere Frachtdeck eindrang, aber bisher hielten die Lenzpumpen noch mit.
»Käpt’n, Sie müssen ärztlich versorgt werden«,
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