Im Sturm: Thriller (German Edition)
Kampfziele erreicht?« fragte Cherow.
»Den Meldungen zufolge wird auf dem Stützpunkt noch immer gekämpft, doch wir sollten ihn bald gesichert haben. Der erste Trupp am Hafen stieß auf keinen nennenswerten Widerstand. Dort ist also alles sicher. Sie sollten sich ausruhen, Käpt’n.«
Cherow schüttelte den Kopf wie ein Betrunkener. »Ruhe krieg ich bald mehr als genug. Nur noch fünfzehn Kilometer. Wir fahren ohnehin viel zu schnell. Mag sein, daß die Amerikaner Flugzeuge losgeschickt haben. Noch vor Mittag müssen wir im Hafen sein und Ihre Ausrüstung gelöscht haben. Ich habe zu viele Besatzungsmitglieder verloren, um jetzt noch zu versagen.«
Hafnarfjördur, Island
»Das müssen wir melden«, meinte Edwards leise. Er schüttelte seinen Rucksack ab und öffnete ihn. Er hatte einmal einem Mann beim Testen des Funkgerätes zugesehen und festgestellt, daß an der Seite des Gehäuses eine Gebrauchsanweisung angebracht war. Die sechsteilige Antenne ließ sich leicht in den Pistolengriff einschieben. Dann stöpselte er den Kopfhörer ein und schaltete das Funkgerät an. Er sollte die Antenne, die einer Blüte ähnlich sah, auf den 30. Meridian ausrichten, aber es fehlte ihm ein Kompaß, der ihm zeigte, wo dieser Meridian war. Smith entfaltete eine Landkarte und wählte einen Orientierungspunkt in der ungefähren Richtung. Edwards richtete die Antenne aus und schwenkte sie langsam, bis er das Zwitschern der Trägerfrequenz des Satelliten hörte.
»Okay.« Edwards stellte einen vorgewählten Kanal ein und ging durch Umlegen eines Kippschalters auf Sendung.
»Hier spricht Mike Edwards, First Lieutenant, United States Air Force, Island. Bitte melden, over.« Es tat sich nichts. Edwards las die Bedienungsanleitung noch einmal durch, um sicherzugehen, und setzte den Spruch noch dreimal ab.
»Bitte identifizieren, over.« Endlich hatte eine Stimme geantwortet.
»Edwards, Michael D., First Lieutenant, US Air Force, Nr. 328-61-4030. Ich bin der Meteorologie-Offizier der in Keflavik stationierten 57. Abfangjägerstaffel. Wer spricht? Over.«
»Wenn Sie das nicht wissen, haben Sie in diesem Funkkreis nichts verloren. Machen Sie den Kanal frei, der wird für dienstlichen Verkehr gebraucht«, erwiderte die Stimme kalt. Edwards starrte das Gerät einige Sekunden lang in sprachlosem Zorn an, ehe er explodierte.
»Hören Sie mal, Sie Arschloch! Der Mann, der mit diesem verdammten Gerät umzugehen versteht, ist tot, und außer mir haben Sie niemanden. Der Stützpunkt Keflavik wurde vor sieben Stunden von den Russen aus der Luft und vom Boden angegriffen. Hier wimmelt es nur so vor Feinden, ein russisches Schiff läuft gerade nach Hafnarfjördur ein, und Sie treiben hier beschissene Wortspiele. Reißen Sie sich mal zusammen, Mister! Over.«
»Verstanden. Abwarten. Wir müssen erst feststellen, wer Sie sind.« Keine Spur von Reue.
»Verdammt noch mal, dieser Kasten ist batteriebetrieben. Sollen sich die Batterien entladen, während Sie in Aktenschränken kramen?«
Nun meldete sich eine neue Stimme. »Edwards, hier spricht der ranghöchste Wachoffizier. Beenden Sie die Sendung. Der Gegner könnte Sie abhören. Wir melden uns in dreißig Minuten wieder. Out.« Edwards schaltete das Gerät ab. »Los, machen wir, daß wir weiterkommen. Ich wußte nicht, daß der Gegner dieses Signal aufspüren kann.«
»Sergeant, halten wir auf diese Höhe hundertzweiundfünfzig zu. Von dort aus sollten wir einen guten Überblick haben. Außerdem gibt es auf dem Weg Wasser.«
»Heißes Wasser, Sir, voller Schwefel.«
»Unser Pech.« Edwards trabte langsam los. Als kleiner Junge hatte er einmal die Feuerwehr rufen müssen. Damals hatte man ihm geglaubt. Warum nicht jetzt?
MS Julius Fucik
Cherow wußte, daß er nun das Werk der Amerikaner zu Ende führte. In diesen Hafen mit achtzehn Knoten einzufahren war mehr als leichtsinnig. Der Meeresboden war felsig, und eine Grundberührung konnte den Boden des Schiffes aufreißen. Doch noch mehr fürchtete er einen neuen Luftangriff und war sicher, daß nun ein Schwarm amerikanischer Jäger zu ihm unterwegs war, beladen mit Raketen und Bomben, die den wichtigsten Auftrag seines Lebens zu einem Mißerfolg machen würden.
»Aufkommen!« rief er.
Vor einigen Minuten hatte er erfahren, daß sein Erster Offizier den beim ersten Jägerangriff erlittenen Verletzungen erlegen war. Sein bester Rudergänger war vor seinen Augen schreiend gestorben. Viele seiner besten Matrosen hatten das gleiche Schicksal
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