Im Sturm: Thriller (German Edition)
mehr, Sir.« Der Offizier fragte sich, ob es überhaupt richtig gewesen war, den Kommandanten von dem Kontakt zu unterrichten.
»Gut, das war bestimmt nicht der letzte blinde Alarm.«
19
Wege enden – Wege beginnen
Hafnarfjördur, Island
Sergeant James Smith war Kompanieschreiber und trug als solcher die Karten seines Chefs bei sich, wie Edwards zu seiner Erleichterung erfuhr. Weniger erfreut wäre er gewesen, wenn er erfahren hätte, was Smith von ihrem Unternehmen hielt und wer seiner Ansicht nach die Gruppe führte. Sie marschierten schweigend nach Osten, vorbei an einem zwei Kilometer langen Lavafeld, ohne Ruhepausen einzulegen. Die See hatten sie im Rücken, und solange sie das Wasser sehen konnten, waren sie auch von der Küste aus zu entdecken. Jede von ihren Stiefeln aufgewirbelte Staubwolke ließ das Gefühl der Verwundbarkeit intensiver werden, und Schütze Garcia, der die Nachhut bildete, machte periodisch kehrt und ging ein paar Meter zurück, um sich zu vergewissern, daß ihnen niemand folgte. Die anderen schauten voraus, nach links und rechts und auch nach oben, denn sie waren sicher, daß der Russe einen oder zwei Hubschrauber mitgebracht hatte.
Die Szenerie erinnerte an eine Mondlandschaft – aus diesem Grund waren auch die Apollo-Astronauten in Island ausgebildet worden. Eine leichte Brise strich an den Hängen hoch, die sie erklommen, und wirbelte Staub auf. Edwards mußte niesen.
»Hubschrauber!« rief Garcia.
Der Schütze hatte scharfe Augen. Hören konnten sie die Maschine noch nicht, aber da hing sie überm Horizont, kam von See her angeflogen.
»Alles in Deckung. Geben Sie mir das Fernglas, Sergeant.« Smith warf sich neben ihn und hatte das Fernglas schon angesetzt.
»Ein Hip, Sir. Transporthubschrauber, wahrscheinlich mit Truppen an Bord.« Er reichte Edwards den Feldstecher.
»Ich glaub’s Ihnen«, erwiderte Edwards. Er konnte die ungeschlachte Maschine gut drei Meilen entfernt auf Hafnarfjördur zuhalten sehen. »Sieht so aus, als wollten sie zum Hafen. Klar, sie kamen ja mit einem Schiff. Ehe das anlegen kann, muß der Hafen eingenommen und gesichert werden.«
»Klingt logisch«, stimmte Sergeant Smith zu.
Edwards verfolgte den Hubschrauber, bis er hinter einigen Gebäuden verschwand. Eine Minute später war er wieder in der Luft und flog zurück nach Nordwesten. Er sah sich den Horizont genauer an.
»Sicht aus, als käme da ein Schiff.«
MS Julius Fucik
Cherow schleppte sich zum Kartentisch. Die Lenzpumpen wurden mit dem einströmenden Wasser fast fertig. Der Bug der Fucik lag einen halben Meter tiefer als normal. Cherow lächelte schwach in sich hinein. Der General hatte ihn praktisch mit Waffengewalt gezwungen, sich von einem Sanitäter an einen Plasma-Tropf hängen und Morphium geben zu lassen. Für letzteres war er dankbar – die Schmerzen waren zwar noch da, aber nicht mehr so unerträglich. Die Plasmaflasche, die der Sanitäter im Ruderhaus hinter ihm hertrug, ging ihm aber auf die Nerven. Doch Cherow wußte, daß sie notwendig war, wenn er noch ein paar Stunden länger am Leben bleiben wollte — und wer weiß, dachte er, wenn der Regimentsarzt sein Handwerk versteht, komme ich vielleicht sogar durch ...
Nun stand Wichtigeres an. Er hatte sich die Karte des Hafens genau angesehen. Ihm fehlte ein Lotse. Mit Hafenschleppern war nicht zu rechnen, und die Mini-Schlepper für die Leichter, die sich in dem gabelförmigen Heck seines Schiffes befanden, waren zum Anlegen nutzlos.
Nach dem ersten Erkundungsflug umkreiste der Hubschrauber sein Schiff. Ein Wunder, daß er überhaupt noch fliegt, dachte der Kapitän, denn die Schwestermaschine war direkt neben ihm von den Bordwaffen eines amerikanischen Jägers zerstört worden. Es war den Mechanikern gelungen, das Feuer rasch zu löschen und den zweiten Hubschrauber mit einem Wasservorhang zu schützen. Es waren einige kleine Reparaturen notwendig gewesen, da die Außenhaut Einschüsse aufwies, aber nun war die Maschine wieder einsatzbereit, schwebte achterlich der Aufbauten und setzte dann langsam und schwerfällig auf.
»Wie geht es Ihnen, Käpt’n?« fragte der General. Am liebsten hätte er sich den Mann geschnappt und von seinem Arzt versorgen lassen, aber wer sollte dann das Schiff in den Hafen bringen? Kapitän Cherow starb vor seinen Augen, das hatte der Sanitäter deutlich genug gesagt. Cherow litt an inneren Blutungen, gegen die Plasma und Verbände nichts ausrichten konnten.
»Haben Ihre Männer die
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