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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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ganz St. Bruno. »Wir sind uns bereits begegnet«, wandte er sich an Shade. »Zweimal sogar. Das erste Mal waren Sie noch ein kleiner Junge. Ihr Vater ist John X Shade, nicht wahr? Sie haben ihn begleitet, damals, vor vielen Jahren. Drei Jungs hatte er, einer war schon nicht mehr ganz so klein. Ihr Vater hat Wetten für mich angenommen, Detective.«
    »Hat er Ihnen zu wenig ausbezahlt und ist dann einfach durchgebrannt?«
    »Nein.«
    »Dann muss es ein anderer John X Shade gewesen sein, Mr. B.«
    »Sie verstehen die Welt, in der Sie leben, tatsächlich nicht, was? Ach« – Beaurain schüttelte den Kopf wie ein enttäuschter Lehrer – »das macht alles umso schwieriger.«
    »Er ist ein Dickschädel«, erklärte Shuggie. »Ich hab ihn schon gekannt, als wir noch auf den Fahrradsattel klettern mussten, um durch ein Fenster zu steigen.«
    »Das hast du mir bereits erzählt«, sagte Beaurain.
    »Sie haben gesagt, wir sind uns schon zweimal begegnet«, mischte sich Shade ein. »Wann war das zweite Mal? Ich erinnere mich nicht daran. Ich hab Sie zwar hin und wieder mal von Weitem gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, was mit Ihnen zu tun gehabt zu haben.«
    »Na ja, beim zweiten Mal waren Sie ein bisschen abgelenkt. Das erste Mal waren Sie noch ein Kind, und das zweite Mal kämpften Sie gerade gegen Foster Broome um den Titel. Ich bin nicht sicher, ob Sie mich überhaupt erkennen konnten, Ihre Augen sahen nämlich aus wie Tomaten, die man auf dem Beton zerquetscht hat.« Beaurain lachte. »Der Nigger hat Sie zusammengeschlagen, als hätte er Sie beim Hühnerstehlen erwischt, stimmt’s?«
    »Er war ein großartiger Boxer«, entgegnete Shade. »Ich hatte die Gelegenheit, gegen ihn anzutreten, und er hat mir ’ne Abreibung verpasst. Kein Weltuntergang.«
    »Ich wusste, dass Sie sich dem Kampf stellen würden«, sagte Beaurain. Er pulte eine Cashew aus der Schüssel und steckte sie sich in den Mund. »Und ich wusste auch, dass Sie verlieren würden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Beaurain lachte und sagte zu Shuggie: »Er ist wirklich ein Dickschädel, oder?«
    Dann wandte er sich mit verdrossener Miene wieder Shade zu. »Was glauben Sie denn, wie Sie an den Kampf gekommen sind, Sie Arschloch? Wie war Ihr Punktestand – achtzehn zu sieben?«
    »Achtzehn zu sechs«, korrigierte Shade. »Zum Schluss vierundzwanzig zu neun.«
    »Wie auch immer. Ich hab das Geld für den Kampf vorgestreckt, Detective. Ich wollte, dass einer von unseren Jungs eine Chance auf den Titel kriegt. Ich hab Broomes Kampfbörse garantiert, damit Sie sie sich holen konnten.«
    »Warum?« Mit einem Ruck nahm Shade die Füße vom Glastisch und richtete sich auf. Seine Dreistigkeit hatte sich in Neugier verwandelt »Warum hätten Sie das tun sollen?«
    »Wie ich schon gesagt habe, ich wusste, dass Sie verlieren. Aber ich dachte an Ihren Daddy, den ich schon immer gern gehabt hatte, und ich wusste, dass jeder Redneck, jeder Gangster und jeder ehrliche Bürger dieser Stadt auf Sie setzen würde. Noch besser, die Nigger haben auch auf Sie gesetzt! Hat mich zwar überrascht, aber die waren zu schätzungsweise sechzig Prozent auf Ihrer Seite. Da sieht man’s mal wieder. Deshalb heißt es ja Glücksspiel.«
    »Tja, Sie haben richtig vermutet«, sagte Shade, »ich hab verloren.«
    »Ja, aber Sie hatten Ihre Chance. Das dürfen Sie nicht vergessen. Es waren nicht die Nonnen von St. Peter, die Ihnen dazu verholfen haben. Keine Anwälte, Richter, Ärzte oder Dichter. Nein, Shade, es war kein Konsortium von betuchten Heiligen und schicken Bankiers aus Hawthorne Hills, die sich dafür eingesetzt haben, dass ein Frogtown-Boy eine Chance kriegt, sich einen Platz in der Geschichte zu erboxen. Nein«, Beaurain schüttelte bedächtig den Kopf, »die guten Menschen von St. Bruno haben sich von Ihnen ferngehalten, aber ich nicht.«
    Für Shade war das alles neu, und diese Phase seines Lebens, als er zu beiden Welten gehört hatte und zwischen dem schmalen und dem breiten Pfad hin und her geschwankt war, lag nicht besonders lange zurück. Ausgerechnet die Tatsache, dass er die Chance bekam, einen Titelkampf auszufechten, hatte ihn damals überzeugt, dass die Welt ihm doch freundlicher gesonnen war, als er bis dahin gedacht hatte. Shade war noch nicht alt – höchstens für eine Spitzensportlerkarriere –, aber auf einmal fühlte er sich wie ein seniler Esel, ein verkalkter Trottel, wie ein Mann, der frische, cremige Butter nicht von Rindertalg unterscheiden kann.
    »Ich

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