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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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hellem Tageslicht die Seventh Street hinuntergeht und alle Diebe aufsehen und »Bingo!« rufen lässt.
    »Leon, warum holst du nicht deinen Boss und lässt ihn entscheiden, ob er ein neues Gesicht brauchen kann? Würdest du das für mich tun, Süßer?«
    Leon führte Wanda in den Raum hinter der interessanten Tür und stellte sie Fat Frank Pischelle vor. Fat Frank saß an einem kleinen Tisch über einem Teller Hotdogs mit Chilisauce. Seine schwarzen Haare waren glatt zurückgekämmt, und er trug einen langen Spitzbart mit grauen Strähnen.
    »Hast du so was schon mal gemacht?«, wollte er wissen.
    »Na ja, so was Ähnliches«, antwortete Wanda. »Hin und wieder auf Partys.« Fat Franks fetter Wanst war aus der Nähe ziemlich abstoßend. »Aber nicht profimäßig.«
    »Wir lassen hier alle Hüllen fallen«, erklärte Frank. »Bist du sicher, dass du das ausprobieren willst?«
    Wanda schob das Becken vor und grinste.
    »Mister«, sagte sie, »ich mach alles für ’nen anständigen Kick.«
    »Das glaub ich sofort«, murmelte er. Mit der Gabel schnitt er ein Stück Hotdog ab, dann lehnte er sich zurück, um Wanda kauend zu mustern.
    Wanda drehte sich auf den Absätzen, betont langsam, damit ihre Qualitäten auch richtig zur Geltung kamen, und während dieser Drehung prägte sie sich alles genau ein: die beiden Pokertische und den Würfeltisch, die Ausgangstür in der südwestlichen Ecke und den seltsamen Hochsitz an der Wand, von dem aus man alles überblicken konnte. Sie stemmte die Hände in die Hüften und machte noch eine Drehung.
    »Ich bin ein interessanter Anblick«, sagte sie. »Tolle Figur. Ich spiele Basketball wie ein Mann, deshalb wabbelt mein Hintern nicht das kleinste bisschen. Oh nein, Sir!« Sie tätschelte sich das Hinterteil. »Dieser kleine Arsch ist härter als das Eheleben.«
    Fat Franks Aufmerksamkeit schwankte zwischen den Hotdogs und Wanda. Sein Gesicht war ausdruckslos, fast gelangweilt. Er nahm noch einen kräftigen Bissen von seiner Mahlzeit, mit der man glatt zwei Jockeys eine Woche lang hätte ernähren können.
    »Du kannst ja mal probetanzen«, sagte er. »Leon, schmeiß ’ne Münze in die Jukebox.«
    Leon stand der Schweiß auf der Stirn, und er war kreidebleich. Insgeheim machte er Amor ein Gelübde, denn seine Träume schienen endlich in Erfüllung zu gehen. Er signalisierte Wanda mit dem Daumen: »Gut gemacht!« und ging zur Jukebox.
    »Was soll ich drücken?«
    » A -sieben«, befahl Fat Frank mit vollem Mund. Er deutete auf Wanda und hob den Finger, bis er geschluckt hatte. »Das ist Love Potion Number Nine, Schätzchen. Ich nehme immer denselben Song, weil den alle kennen.« Mit der Serviette tupfte er sich den Mund ab, dann faltete er die Hände auf dem Tisch. »Also, dann lass mal sehen, was du kannst.«
    Ehe der Song begann, entschied sich Wanda dafür, mit dem Strip eine Geschichte zu erzählen, bei der in erster Linie viel Titten und Arsch das Publikum fesseln sollten. Als die Musik losdröhnte, folgte sie dem Text: Sie hielt sich die Nase zu, schloss dramatisch die Augen, dann tat sie so, als würde sie etwas trinken. Als es im Song hieß, sie wisse nicht, ob Tag oder Nacht sei, hüpfte sie absichtlich ungeschickt auf ihren hohen Absätzen durch die Gegend und küsste in scheinbarer Unschuld alles in Reichweite. Sie lockerte ihr Kleid und ließ es langsam, langsam, langsam zu Boden gleiten, während sie den falschen Cop an der Ecke Thirtyfourth und Vine küsste. Sie entblößte die Brüste, und ihre rosaroten Nippel, so groß wie Pfirsichhälften, wurden sichtbar. Schließlich kickte sie die Klamotten zur Seite, und da stand sie, nackt bis auf die hochhackigen Schuhe, die Perlen und den roten Tanga.
    Sie beugte sich vor, Fat Frank den Arsch hinstreckend, den Blick immer auf Leon gerichtet, und schüttelte sich, vibrierte, vibrierte, erst seitwärts, dann von vorn nach hinten, eine publikumswirksame Nachahmung einer bestimmten Form des Geschlechtsaktes – bis der Cop die kleine Flasche mit Love Potion Number Nine zerbrach. Wanda beendete ihre Nummer aufrecht stehend, die Hände am weit geöffneten Mund, mit erstaunt aufgerissenen Augen.
    Der Song war zu Ende, und sie ließ die Hände auf die Hüften sinken.
    »Na?«, fragte sie.
    Fat Frank nickte bedächtig und sagte: »Kitschige Interpretation, hat aber Schwung. Du kannst von mir aus Freitag nächste Woche anfangen. Wie willst du heißen?«
    »Wie wär’s mit Sinful Cindy?«
    »Nee. Wir haben schon ’ne Sinful Suzie.« Fat

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