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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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Frank fuchtelte mit der Gabel in der Luft herum. »Was hältst du von Moaning Lisa?«
    Wanda zuckte die Achseln.
    »Klingt ein bisschen gekünstelt, oder?«
    Fat Frank nickte und piekste die Gabel in die Wurst.
    »Das ist meine verborgene Seite«, sagte er. »Mein Gesicht täuscht über meine Künstlernatur hinweg. Leon, erklär du ihr alles, aber woanders. Ich will weiteressen.«
    Wanda hob das zerknüllte Kleid auf und folgte Leon mit klackenden Absätzen in den vorderen Raum. Sie ging zur Bar, immer noch nackt, und hob ihr Bierglas, um zu signalisieren, dass sie noch etwas trinken wollte. Der Bartender starrte sie an und grinste. Alle Augen im Raum ruhten auf ihr. Sie blickte den Bartender mit unbewegter Miene an, schnaubte verächtlich, hob die Arme und streifte ihr Kleid über.
    »Uh, Wanda«, meinte Leon. »Die Bezahlung hier ist gut. Zwei Scheine die Woche, plus fünfundzwanzig Prozent von deinem Trinkgeld.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Bis Weihnachten bist du reich. Du hast’s echt drauf. Ich freu mich, dass du gekommen bist. Ich hoffe bloß, es war kein Zufall, dass du ausgerechnet hier aufgetaucht bist, wo ich arbeite.«
    »Süßer«, sagte Wanda und zupfte ihn an der Nase, »ich mache nie was unabsichtlich.«
    Zu Hause machte Wanda es sich mit einer Dose Jax auf der hinteren Veranda bequem und sagte zu Jadick: »Es war ganz einfach. Außerdem zahlen sie besser, als ich gedacht hätte.«
    Jadick stand in der Tür und blickte auf Wanda hinunter, die mit ausgestreckten Beinen dasaß, die Füße wie immer auf dem Sims. Sie hatte ihre hochhackigen Schuhe ausgezogen, und das leichte Sommerkleid hing zwischen ihren gespreizten Beinen.
    »Was hast du denn davon?«, fragte er. »Gibt dir das ’n Kick, wenn du dich vor diesen Typen ausziehst?«
    » O h Mann«, seufzte Wanda. »Jede Limo kickt mehr, als diesen Typen den nackten Arsch hinzustrecken. Wenn die wüssten, was sie mit ’nem nackten Mädchen anfangen sollen, dann würden sie doch nicht da rumhängen und glotzen, oder?«
    »Stimmt vermutlich«, meinte Jadick. »Die ganze Sache klingt ein bisschen riskant, aber ich denke, wir schaffen das.«
    »Wir müssen nur deine beiden Desperados wieder nüchtern kriegen«, sagte Wanda. »Sie sind seit zehn Minuten unter der kalten Dusche, aber davon kriegen sie ihren Rausch auch nicht los.« Sie erhob sich und ging langsam in die Küche. »Ich muss wohl die Fritteuse anwerfen und ihnen was zu essen machen.«
    »Das wäre schrecklich nett und ehefraumäßig von dir«, sagte Jadick.
    Wanda schenkte ihm einen leeren Blick und duckte sich unter seinem Arm durch die Tür.
    »Ich stecke viel zu tief in der Sache drin – mir liegt schließlich auch dran, dass es klappt«, sagte sie.
    Dreißig Minuten später blubberte die Fritteuse, und Wanda war dabei, eine riesige Schüssel mit goldbraunen Pommes zu machen.
    »Wir haben kein Fleisch im Haus«, erklärte sie, während sie zuschaute, wie das Fett dampfte und brodelte und zischte. »Was sehr bedauerlich ist, ich mach nämlich ein so exzellentes Brathähnchen, das würde selbst euch Jungs zu ’ner Frau bekehren.«
    Dean und Cecil saßen am Tisch und hatten bereits die erste Portion Pommes verdrückt. Ihre Teller waren voller Fett- und Ketchupspritzer, und Cecil malte mit dem Finger ein Herz in die abkühlenden Fettkleckse.
    »Ich war mal verheiratet«, sagte Dean, der immer noch etwas wackelig auf seinem Stuhl saß. »Mit ’ner Frau, meine ich.«
    »Wie war sie?«
    »Noch ziemlich straff für eine mit drei Kindern. Aber was für ’ne Frage ist das überhaupt?«
    »Eine blöde«, antwortete Wanda und meinte es auch.
    Auf dem Tisch stand auch eine Kanne Kaffee, und Jadick hielt seine Truppe an, sich kräftig zu bedienen. Er saß da wie ein Oberaufseher, forderte die Jungs auf, mehr Pommes zu essen, mehr Kaffee zu trinken, sich besser zu konzentrieren und ihm zuzuhören. »Ich weiß gar nicht, ob ihr überhaupt mitkriegt, was ich sage.«
    »Wir kriegen genau mit, was du sagst«, antwortete Cecil. Seine Stimme war ebenso jämmerlich und blass wie seine Haut und seine Haare. »Wir haben schon schlimmere Sachen durchgezogen.«
    »Das Timing muss stimmen«, sagte Jadick mit Nachdruck. »Wer ’n Überfall macht, braucht Timing – wie ein Komiker. Raubüberfälle und Comedy haben vieles gemeinsam. Wer die Pointe versaut, ist der Arsch. Und wenn du ’nen Überfall machst, und dein Timing geht nur ’nen Herzschlag daneben, dann ist das auch nicht grade lustig.

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