Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
schwarzen Trans-Am vom Angestelltenparkplatz hinter einem Kroger’s beschafft, der die ganze Nacht geöffnet hatte. Cecil saß am Steuer, der Motor lief noch, die Scheinwerfer hatte er abgeblendet. Das leise Brummen des Motors steigerte noch das Gefühl angespannter Erwartung, das den Wagen erfüllte. »Masken«, sagte Jadick, und alle drei zogen die Skimasken über und zupften die Sehschlitze zurecht. Der Wagen vibrierte leicht im Leerlauf, und Jadick fragte vom Rücksitz: »Wer ist da?« Und von vorn kam die richtige Antwort: »The Wing.« Jadick beugte sich über Dean und öffnete die Tür.
»Machen wir sie fertig«, sagte er. The Wing stieg aus dem Wagen und legte los.
13
»Die Stelle gefällt mir am besten«, sagte Shuggie Zeck mit einem breiten Grinsen. Er tätschelte Heddas Knie und beugte sich zu ihr vor, während er auf den Fernseher deutete. »Pass auf – bei Red Skelton lach ich mich immer kaputt!«
Shuggie trug einen blauen Bademantel, hatte gerade geduscht und sich rasiert und roch nach Old Spice. Mit einem konstanten Lächeln auf den Lippen starrte er auf den Bildschirm. »Ich müsste eigentlich zurück in den Club«, meinte er, »aber ich find diesen Typen einfach toll.«
Auf dem Couchtisch vor dem Sofa befanden sich zwei Schwenker Franjelico mit Eis. Neben den Schwenkern standen zwei leere Dessertschalen mit einer dünnen Eisschicht und ein paar Krümel Pfirsichkuchen, die langsam antrockneten.
Im Film fand sich Red auf Kuba wieder, wo er einer Dame aus bester New Yorker Gesellschaft half, sich in der weinlaubüberwucherten Horrorvilla mit klappernden Fensterläden, die sie geerbt hatte, gemütlich einzurichten. Skeltons zapplige Reaktionen auf die Gespenster, die es auf dem Landsitz in Massen gab, entlockten Shuggie ein röhrendes Lachen und Hedda ein mildes Lächeln. Zwischen seinen Lachsalven zog Shuggie die Socken hoch und schlüpfte in ein Paar weiße Slipper.
»Ach, Scheiße«, sagte er und setzte sich wieder. »Dann komm ich halt ein bisschen später in den Club – ich muss unbedingt den Schluss noch mal sehen.« Er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Herrgott, ich liebe Red Skelton seit ich weiß nicht, wann.«
»Ich weiß, seit wann«, sagte Hedda. Sie trug ebenfalls einen Morgenmantel – einen roten – und ein pinkfarbenes Stirnband. »Seit deiner Kindheit.«
»Ja«, antwortete Shuggie. »Da hast du wohl recht.«
Die Handlung des Films hatte den hektischen Skelton zum Haus einer alten Spinatwachtel geführt, die silberdollargroße Ohrringe trug und sehr geheimnisvoll tat, und Shuggie schaute zufrieden zu, als plötzlich das Telefon schrillte.
Beim dritten Klingeln griff Shuggie nach dem Hörer. »Ja«, sagte er. »Was? Wann?« Er hörte ein paar Sekunden zu. »Behaltet die Sache für euch und lasst alle Angestellten antreten«, befahl er. »Das gefällt mir gar nicht.« Er legte auf, wandte sich wieder dem Bildschirm zu und verfolgte noch einen Augenblick die übernatürlichen Späße, die dort vorgeführt wurden, dann wandte er den Blick ab und erhob sich. Er öffnete den Gürtel seines Morgenrocks und ließ ihn auf den Boden gleiten. Dann ging er ins Schlafzimmer, um sich vollends anzuziehen. Während er sein Hemd zuknöpfte, rief er seiner Frau zu: »Hedda, hol mir doch bitte das Gewehr, dass unten hinterm Herd liegt!«
»Welches Gewehr?«
»Das, bei dem ich die Seriennummer weggefeilt habe.«
Fat Frank Pischelle saß auf einem Barhocker im Rio, Rio und drückte ein Handtuch auf die lange, vertikale Wunde auf seiner Stirn. Auf seinem Hemd und auf dem Boden vor seinen Füßen waren lauter Blutflecken. Über und hinter ihm, in dem Ausguck an der Wand, war ein riesiges, gesplittertes Loch, und verschmierte Blutspuren liefen in einem abstrakten, modernistischen Muster daran hinunter.
»Zum zehnten Mal, Shuggie«, erklärte Fat Frank, »die waren zur Tür rein und haben losgeballert, ehe wir überhaupt wussten, was los ist. Der Mann mit dem Gewehr, dieser Saukerl, der mir die auf die Stirn geschlagen hat, hatte sofort Eddie Barnhill da oben an der Wand im Visier, wirklich sofort. Anscheinend hat er genau gewusst, wohin er zielen musste.« Fat Frank blickte kopfschüttelnd nach oben. »Sie hatten Masken an, und Tarnhemden oder so, du weißt schon. Die sahen ziemlich professionell aus. Auf jeden Fall hatten sie die Sache in der Hand, von Anfang an.«
Leon Roe kam mit einer Handvoll Eiswürfel und gab sie Fat Frank. Fat Frank bedankte sich und wickelte das
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