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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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weißt du wirklich nicht, wo sie wohnt. Wär ja auch einleuchtend. Also was Wanda betrifft, wär’s einleuchtend. Aber du hast ihre Telefonnummer, stimmt’s?«
    Obwohl diese Bemerkung eine Erleichterung bedeutete, schrie Hedda noch lauter und trommelte mit den Fäusten auf den Boden.
    »Nicht so laut, Honey. Ich muss nachdenken. Ich muss ’nen Anruf machen und mir das vorher genau überlegen.« Er griff zum Telefon. Dann wählte er eine Nummer. »Hallo«, sagte er. »Karl? Shuggie. Ich weiß, ich weiß, tut mir leid, dass ich dich geweckt hab. Bist du wach genug, dass ich dir was sagen kann? Klar, haben wir. Ja. Nein, wir haben sie noch nicht, aber ich bin ihnen auf der Spur. Hör zu, Karl, deswegen ruf ich an. Ich glaube nicht, dass Shade der richtige Mann für uns ist. Ich hab so ein Gefühl, dass es ziemlich unangenehm wird. Hörst du mir zu? Ja, Shade könnte uns im Weg sein. Gib mir lieber Tommy Mouton. Der macht alles, was nötig ist. Okay. Ja. Und, Karl – er soll mit ’nem Streifenwagen kommen, okay?«
    Shuggie legte auf. Hedda schluchzte immer noch in den Plüschteppich. Es waren noch ein paar Fingerbreit Schnaps in der Frangelico-Flasche, die sie vorher gemeinsam getrunken hatten, als sie Red Skelton und die kubanischen Gespenster angeschaut hatten. Shuggie nahm die Flasche und trank einen Schluck.
    »Hedda, Schätzchen«, sagte er sanft. »Ich werde dir jetzt genau sagen, was du ihr erzählen sollst, und dann wirst du Wanda anrufen. Und du weißt, was es für sie bedeutet, wenn du anrufst, ja?«
    Hedda richtete sich auf und wandte sich ihrem Mann zu, ihr ängstliches, blutverschmiertes Gesicht unförmig und verfärbt vor Schwellungen und Blutergüssen. »Ich tu alles, was du sagst, Shug.«

14
    Wanda Bone Bouvier war auf der fleckigen rosaroten Matratze in ihrem Schlafzimmer gestreichelt und liebkost worden. Sie musste es ertragen, dass Emil Jadick ihr fast die Rippen zerquetschte und ihr die Zunge ins Ohr steckte. Dazu redete er allen möglichen Quatsch. Er versuchte, sich mit einer interessanten Mischung aus Süßholzraspeln und Drohgebärden in ihre Zukunft einzuschleichen. Seine Masche lautete: »Ich war hier und da und überall, und nirgends hab ich ein Mädchen getroffen, das mich so liebt wie du, so stark und knackig und clever, und wenn du nicht die Frau bist, die mich liebt, dann zieh ich jetzt los und mach irgendwen platt.«
    Die Kerze vor dem Spiegel flackerte. Wanda trug einen roten Wickelrock und eines von Ronnies schwarzen T -Shirts, das sie bis zu den Knien hinuntergezogen hatte und auf dem Jack Daniel’s – Testtrinker stand. Jadick schmiegte sich an sie, immer noch in Tarnkleidung. Die Sporttasche der St. Bruno High Pirates stand unten auf der Matratze, und die Dollarscheine quollen heraus.
    »Ich weiß nicht, wie ich das finden soll«, sagte Wanda. »Ich liebe Ronnie wirklich, Emil. Das ist mir wichtig.«
    »Du kannst ihn immer noch lieben«, meinte Jadick und ließ seine Lippen über ihren Nacken wandern. »Du kannst ihn immer noch lieben, aber an zweiter Stelle, nicht an erster.«
    »Ach, ja? Und du bist an erster Stelle?«
    »Wär doch gar nicht so schlecht, oder?«
    In puncto Männer hatte Wanda oft das Gefühl, dass sie nichts anderes war als ein teurer Haushaltsgegenstand. Oh, die Jungs liefen ihr hinterher und machten atemlose Versprechungen und tolle Geschenke, aber nur Ronnie war nett zu ihr gewesen, auch nachdem er sie eine Weile gehabt hatte.
    »Ich glaube, Ronnie hätte was dagegen«, wandte sie ein.
    »Nicht, wenn er weg ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, Schätzchen – wenn Ronnie heimkommt, könnt er mal auf dem Fluss draußen sein, um endlich wieder frische Luft zu schnappen, und dann könnt er ’nen Angelunfall haben – wär doch möglich, oder??«
    »Nein, wär’s nicht.« Wanda glitt aus Emils Armen und aus dem Bett. »Ich glaub nicht, dass er einen Angelunfall haben könnte – er isst nämlich nur Fleisch.«
    Wanda ging in die Küche, und Jadick ließ sich aus dem Bett rollen, um ihr zu folgen.
    »Hast du schon mal so viel Geld gesehen?«, fragte er sie. »Hast du schon mal so viel Kohle gesehen, wie die, die The Wing ranschafft?«
    »Nein, Emil«, sagte Wanda. In der Küche öffnete sie die Schranktüren und schob die gelben Suppendosen auf der Suche nach einem Snack beiseite. »Ich bin nervös, aber ich habe Hunger.«
    Emil umklammerte sie von hinten und stieß sein Becken gegen ihren Hintern.
    »Du hast Hunger, was?«, sagte er. »Worauf hast du

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