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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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seine Dienste als Pistolero in entfernteren Ecken der Nation ziemlich gefragt waren, wo sein Gesicht noch ziemlich unbekannt war. Das Geld der beiden Zahnärzte, die sich kurzzeitig für Glückspilze gehalten hatten, hatte Lunch ins beliebteste Freizeitvergnügen der Nation investiert und verdoppelt, als die Cubs doch noch Doc und seine Mets geschlagen hatten; und dann noch mal verdoppelt, als die Cubbies die Cards zweimal hintereinander abservierten. Das Geld hatte sich auf siebenundvierzigtausend Dollar vermehrt und wurde im Safe gebunkert. Gestern hatte man sich in der Lounge zugeflüstert, dass zum Ende der Saison alle siebenundvierzig Riesen auf die Cubs gesetzt worden waren, jenem Team, dem Lunchs Herz gehörte und das haushoch verloren hatte, als die Atlanta Braves einen Wunderbesen auspackten und die Cubs in Wrigley dreimal hintereinander vom Platz fegten. Lunch hatte diese ungeahnte Serie verlorener Wetten bei Short Paul aus Tampa laufen, der wiederum gut mit Angelo Travelina konnte, seinerseits Boss aller gemeingefährlichen Gesellen und hochaggressiven Schuldeneintreiber in diesem sonnengeküssten Lande. Wenn Lunch also heute wegen des Geldes vorbeikommen würde, um Short Paul auszuzahlen, und einen leeren Safe vorfand, dürfte er gewiss auf den Gedanken kommen, dass es geschäftlich geboten war, ein paar Leute auf unvorstellbar schmerzhafte Weise zu quälen. Spaß machte es ihm obendrein.
    »Criminentlies«, stöhnte John X. Er zog eine Zigarettenschachtel aus der Hemdtasche über seinem Herzen und steckte sich eine der fünfzig oder sechzig Chesterfield Kings an, die er täglich inhalierte. Er zündete die Kippe mit einem grauen Zippo an, auf dem die Umrisse eines schwarzen Achter-Balls eingraviert waren. Nachdem er den Rauch ausgepustet hatte, sagte er: »Davon lass ich mich nicht unterkriegen, Kleine. Glaub das ja nicht.«
    »Dad, ich glaub nicht, dass du dich unterkriegen lässt.«
    »Kleine, vom dem hier lass ich mich nicht unterkriegen.« John X Shade hatte lange geglaubt, dass der Schlüssel zum Leben in der Kontrolle der weißen Kugel lag, aber in letzter Zeit hatte er weder diese noch sein Leben unter Kontrolle. Er war in den Sechzigern, einem Jahrzehnt seines Lebens, in dem es plötzlich von mehr Fehlberechnungen und Pech wimmelte, als er dem reinen Zufall zuschreiben mochte. Seine Haare waren wellig und dicht und teilweise grau, aber mehr und mehr auf dem Weg zum blütenreinen Weiß. Was die körperlichen Aspekte betraf, hatte sein Dasein in den vergangenen paar Jahren einige üble Wendungen genommen, und jetzt waren seine blauen Augen so schwach, dass sie sich mit Tränen füllten, wenn er die anzuspielende Kugel länger als fünf Sekunden fixierte. Eine beklagenswerte Entwicklung für einen Billardprofi. Außerdem machte ihm seine Leber zu schaffen, sein linkes Knie knirschte, er hatte Plattfüße, seine Nebenhöhlen waren ständig verschleimt, und als Krönung des Aufstands der Organe zitterten seine Hände fast unaufhörlich. Deswegen musste er seinen wackeligen Stoß innerhalb der fünf Sekunden machen, in denen seine Augen noch nicht tränenüberschwemmt waren. Diese gesammelten Gebrechen hatten dazu geführt, dass er von anderen Billardprofis bis auf den letzten Cent ausgenommen worden war und daher jetzt als Barmixer-Querstrich-Schwiegersohn sechs Abende die Woche in Enoch’s Ribs and Lounge abhing.
    »Ach, Kleine«, sagte er, »was für ein Pech, dass du mit mir in der Patsche steckst.«
    Etta stemmte ihre Sandalenfüße auf die Sprosse des Barhockers, beugte sich über die Theke und tätschelte dem alten Haudegen, der ihr Vater war, den Kopf.
    »Das ist nicht nur deine Schuld, Dad.«
    John X richtete sich auf, hob das Kinn und sah Etta tief in die großen braunen Alabamaaugen.
    »Teufel auch, das weiß ich«, sagte er. Schnell öffnete er eine Winn-Dixie-Lebensmitteltüte, beugte sich unter die Bar zum Reservebestand und verstaute Schnapsflaschen in der Tüte. Viermal verhielt er sich Maker’s Mark gegenüber loyal, stellte dann aber ganz spontan je eine Flasche Gin und Rum dazu, um für den absurden Fall, dass er eine Abwechslung vom Bourbon brauchte, diese auch gleich greifbar zu haben. »Menschen trennen sich«, sagte er, als er die Tüte auf die Bar hob, »und auch wenn das Leben aus dem Tritt gerät, geht’s doch immer weiter voran.«
    Etta sprang vom Hocker und ging zur Wand an der Seitentür. Behutsam nahm sie ein Foto ihrer Mutter ab. Auf dem Bild war Randi Tripp dunkel

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