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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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und warf einen prüfenden Blick auf den Parkplatz.
    »Ich hoffe bei Gott, dass Enoch noch ein As im Ärmel hat. Schwingen wir also unseren Hintern rüber und fragen ihn mal, hm?«
    »Ich hab keine Ahnung, wohin sie ist«, sagte Enoch Tripp. Enoch war Witwer, Vater, Schwiegervater, Grampa und Halunke, aber der Krebs hatte ihn so ausgezehrt, dass er nur noch ein Schatten seiner selbst war. Er hatte einen Bart, seine weißen Haare waren verfilzt, und seine Augen wirkten riesengroß in dem mageren Gesicht. Zum ersten Mal seit Iwo Jima hielten seine Hände eine Bibel umklammert. »Weit weg, hoff ich.«
    John X stand am Fenster und blickte über die anderen Flügel des Krankenhauses hinweg auf die Mobile Bay.
    »Europa können wir ausschließen, da bin ich mir verdammt sicher«, sagte er.
    »Sie ist grade mal achtundzwanzig«, sagte Enoch mit schwacher Stimme. »Ist doch gut, dass sie’s gepackt hat.«
    Etta saß auf einem Stuhl, den pinkfarbenen Koffer auf dem Schoß. Sie hatte ihre Schwierigkeiten damit, Grampa Enoch direkt anzusehen; damals, als er noch dreißig oder vierzig Kilo lebendiger gewesen war, hatte er ihr viele Dinge über alle möglichen Barschsorten beigebracht, über den Forellenbarsch, den gefleckten und den Steinbarsch, ja sogar über die Suwannee-Barsche.
    »Ist ’ne verdammt üble Nachricht für einen in meinem Alter«, sagte John X. Er rieb sich das Kinn, ließ den Blick über die Bay streifen, sah zu, wie der gewohnte Nachmittagsregen vom Golf hereingeweht kam. Die dunklen Wolken türmten sich auf, zogen aufs Land zu. »Criminentlies, Enoch, ich bin zwei Jahre älter als du. Lass das mal sacken.«
    »Lass ich ja«, sagte Enoch. »Ich lass so ziemlich alles sacken, Johnny. Jede gottverdammte Sache sackt.« Er hielt inne, um zweimal tief und schniefend Luft zu holen. »Aber Randi könnte doch wirklich dafür sorgen, dass der Name Tripp was gilt auf der Welt. Sieh das mal wie einer, der im Sterben liegt, ja?« Enoch hob den Kopf vom Bett. Er war zu schwer für den schwachen Hals und wackelte. »Pass auf Etta auf, Johnny. Sie ist das einzig Gute, was mir in letzter Zeit untergekommen ist. Sie kann sogar die Angel so auswerfen, dass der Köder mitten zwischen zwei Wasserlilienblättern landet, perfekt.« Sein Kopf plumpste aufs Kissen zurück wie ein Karpfen, der zum Sterben aufs Ufer geworfen worden war. »Du hast ’ne Menge Tricks drauf, John X, also komm in die Gänge und rette die Kleine.«
    »Wie soll ich uns denn nur retten?«, fragte John X in einem übersteigerten Singsang. Er deutete auf seine Füße, die in schwarzen Turnschuhen steckten, und dann auf seine knorrigen Knie und die nicht mehr sonderlich athletischen Oberschenkel, die unter den blauen Golfshorts hervorlugten. Er zupfte eine Kippe aus der Brusttasche und steckte sie an seinem immer noch brennenden Glimmstängel an. »Ich hab noch nicht mal andere Klamotten. Randi hat unseren Wagen genommen, und ich hab keine hundert Mäuse in der Tasche, E – noch. Alter Freund .«
    Enoch stützte seinen linken Ellbogen aufs Bett und hob eine Hand. Er richtete einen knochigen Finger auf den Wandschrank.
    »Nimm meinen Koffer. Da sind Klamotten drin. Die Schlüssel für den Truck sind hier in der Schublade.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Ein Geschenk von mir. Gern geschehen.«
    John X holte sich den Koffer und die Autoschlüssel. Er spürte, wie die Knarre seine Shorts ausbeulte. Zigarettenrauch stieg zwischen seinen Fingern auf.
    »Bis später, Enoch.«
    »Ach«, ächzte Enoch. »Du warst mein bester Kumpel, Johnny, und ich konnte sie nicht dazu kriegen, es nicht zu tun, weißt du. Randi ist mein Fleisch und Blut, und mein Fleisch und Blut kann ich nicht verraten.«
    John X zuckte die Achseln und winkte mit der Zigarette ab.
    »Ach, vergiss es«, sagte er . »Que sera und so weiter, du weißt schon.«
    Enochs Augen fielen zu, und er sagte: »Ich seh dich am hinteren Tisch auf Wolke Neun, Johnny.«
    »Aber klar doch«, sagte John X. »Und da stoß ich dir die Kugeln in den Arsch wie eh und je.«
    »Gut. War ja immer so.«
    John bedeutete Etta, Enoch einen Abschiedskuss zu geben.
    »Auf die Backe?«, flüsterte sie.
    John X nickte und sah zu, wie sie ihm einen Schmatz auf den Bart drückte. Danach umarmte sie seinen kranken, lebensmüden Kopf, aber er schien davon keine Notiz mehr nehmen zu wollen.
    Als sie den blitzblank gewienerten Flur entlanggingen, sprachen sie nicht. Im Fahrstuhl fragte Etta: »Warum ist sie fort, Dad?«
    »Na ja,

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