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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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Maßstäben, mit seiner Tankstelle reich geworden war, aber noch immer ums Verrecken keine sechs Kugeln spielen konnte.
    »J. J.«, sagte Shade. »Henry.«
    Beide älteren Männer nickten und sagten: »Rene.«
    Am Tisch in der Mitte spielten zwei Teenager Eight Ball mit Ansage, und obwohl Shade sie schon tausendmal gesehen hatte, kannte er sie nur als den Sommersprossigen von um die Ecke und das dralle Vierauge von da, wo früher die Pelligrinis wohnten. Beide wussten jedoch sehr wohl, wer er war, und der Sommersprossige sagte in spöttisch gedehntem Tonfall: »Was geht ab, Offi-cer ?«
    Shade blieb stehen und fragte: »Was soll denn abgehen?«
    Der Sommersprossige interessierte sich plötzlich nur noch für seinen nächsten Stoß.
    »Nichts«, gab er kleinlaut bei.
    »Schon besser«, sagte Shade und ging nach hinten durch, wo er seine Mutter auf ihrem hohen Hocker hinter einer roten Dr.-Pepper-Kühltruhe saß, einer breiten Kühltruhe, an die sein jüngerer Bruder sich gerade lehnte.
    François, der längste der Shade-Brüder, war ein hagerer Mann mit sorgfältig gestylten dunklen Haaren und der eleganten Kleidung eines südländischen Dandys. Er war Stellvertretender Bezirksstaatsanwalt und wohnte in Hawthorne Hills in einem denkmalgeschützten Haus, das seine Frau Charlotte geerbt hatte. Das Anzugjackett, das er trug, hatte die Farbe von angelaufenem Silber. Das blassblaue Hemd darunter stand am Kragen offen, und eine graugestreifte Krawatte baumelte aus einer Jackettasche.
    »Es ist dein Geburtstag, Ma«, sagte er zu Monique, »sag mir einfach, was du dir wünschst.«
    Monique hatte ihre langen grauen Haare geflochten und zu einer Art Krone hochgesteckt. Die Hornbrille auf ihrer Nase ließ ihre Augen vergrößert erscheinen, und eine schwarze Zigarette hing zwischen ihren Lippen. Sie trug eine Khakihose, ein grünes Armeehemd und Flauschpuschen in Pink.
    Sie beobachtete den näher kommenden Rene, als sie sagte: »Wie wär’s mit Weltfrieden und einem Meer aus Bier?«
    Shade lehnte sich neben François an die Kühltruhe, und der erwiderte: »Das heben wir uns für Weihnachten auf, Ma.«
    »Wie sieht’s aus?«, fragte Shade.
    François tätschelte ihm die Schulter.
    »Ich versuch gerade, aus ihr rauszukitzeln, was sie sich wirklich zum Geburtstag wünscht.«
    Monique wandte ihre vergrößerten Augen Shade zu und richtete die schwarze Zigarette auf ihn.
    »Was ich mir wünsche, ist, dass du gut zu Nicole bist, du Ratte.« Ihre Hand mit dem Glimmstängel kam ihm entgegengeschossen. »Wenn du dem Mädchen wehtust, Sohn, dann zieh ich dir eine gottverdammte Bratpfanne übern Schädel.«
    »Ich liebe dich auch, Ma«, antwortete Shade. »Jetzt mach mal halblang.«
    »Was ist denn los mit Nicole?«, fragte François.
    »Nichts«, sagte Shade.
    »Ha«, fauchte Monique, »so kann nur ein Mann reden.«
    »Oh«, sagte François, »ich glaub, ich verstehe.«
    Am Vordertisch stöhnte Henry laut über einen Fall von Pool-Ungerechtigkeit, und Shade blickte in seine Richtung.
    »Ich hab heute Abend den Alten getroffen«, tat er kund. »Er sieht nicht besonders gut aus.«
    »Wie sollte er auch?«, sagte François. »Er hängt doch schon seit dreißig Jahren an der Flasche, mindestens.«
    »Er sieht nicht allzu gut aus, aber er kann noch immer ganz ulkig sein«, meinte Shade.
    »Wer wüsste das besser als ich«, sagte Monique. »Sein Sinn für Humor hat euch Jungs auf die Welt gebracht. Erzähl mir was über diese Tochter, die er jetzt hat.«
    »Na ja«, sagte Shade, »das ist ein verrücktes Früchtchen.«
    »Ich hab mir immer eine Tochter gewünscht.« Rauch umwölkte Moniques Gesicht. »Es sollte wohl nicht sein.«
    Shade wandte sich an François: »Du solltest bei dem alten Furz mal vorbeischauen. Er wohnt bei Tip. Das Mädchen, Etta heißt sie, die ist zur Hälfte deine Schwester, Frankie.«
    »Nein«, sagte François. Er drehte sich abrupt um und sah zu den Poolspielern hinüber. Seine blitzenden Zähne schabten über die Lippen. »Für mich ist er ein Phantom. Mehr nicht – ein beschissenes Phantom. Ich will nichts mit ihm zu tun haben.« Er hob den linken Arm und sah auf seine Uhr. »Bin schon spät dran. Ich muss nach Hause.« Er klatschte eine Hand auf die Kühltruhe. »Ich seh dich dann auf deiner Geburtstagsparty, Ma.«
    Er tätschelte Shade nochmals die Schulter, bevor er zur Tür ging.
    Als sich die Tür hinter François schloss, fragte Monique: »Wie ist sie, diese Kleine von Johnny? Ist sie hübsch?«
    »Schwer zu

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