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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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oder?«
    »Klar«, meinte Bauer.
    »Nein«, sagte Shade. Er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Die meisten Leute werden absichtlich umgebracht, nicht durch irgendeinen dummen Zufall. Ich bin auch ziemlich sicher, dass es nicht so ’ne Art russisches Roulette war, bei dem man sich ’ne Pistole an den Hinterkopf hält und zwei Schüsse abgibt. Bei Rankin wurde nichts gestohlen, er ist umgelegt worden, während er mit irgendjemandem in die Glotze gestarrt hat. Die meisten Leute würden einen Einbrecher, der sie beim Fernsehen überrascht, nicht erst fragen, welches Programm er sehen möchte.«
    Crawford blickte zu Bauer und signalisierte Shade mit gerecktem Daumen seine Anerkennung.
    »Captain, nicht schlecht, der Mann«, sagte er und wandte sich dann wieder an Shade. »Sie glauben also, dass Rankin von jemandem umgebracht wurde, der ihm nahestand?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und dass er Stadtratsabgeordneter war, hat möglicherweise auch etwas damit zu tun.«
    »Könnte sein.«
    »Vielleicht sollten wir ’ne kleine Parade veranstalten, was, Shade?« Als die Antwort auf sich warten ließ, begann der Bürgermeister im Zimmer auf und ab zu gehen, wobei er immer wieder irgendwelchen hübschen Schnickschnack betastete und schweigend gestikulierte. »Klar, wir könnten die Medien und alle Einwohner von Saint Bruno auf eine kleine Vergnügungstour durch die Klapsmühle schicken, die man gemeinhin Politik nennt. Auf diese Art würden wir früher oder später in fetten Lettern die Frage lesen, wer alles in die Ermordung des schwarzen Kronprinzen verwickelt sein könnte. Wäre das nicht großartig?«
    »Es wäre jedenfalls die erste Parade, die ich je angeführt habe. Nicht gerade meine Spezialität.«
    Captain Bauer drohte Shade mit dem Finger.
    »Wissen Sie, wie Sie klingen? Sie klingen, als würde es Ihnen fehlen, auf Revierpatrouille zu gehen. Wir haben immer noch eine in der Einkaufspassage.«
    Crawford hob beschwichtigend die Hände.
    »Nicht nötig«, versicherte er. »Da stehen wir doch drüber.«
    Er goss sich noch eine Tasse Kaffee ein. Er füllte sie nicht bis zum Rand, sondern sehr elegant nur zu drei Vierteln, um die Gefahr zu vermindern, etwas davon sehr unelegant zu verschütten.
    »Jetzt fällt es mir wieder ein«, sagte er dann mit einem wenig überzeugenden Fingerschnippen. »Frank Shade von der Staatsanwaltschaft – sind Sie mit ihm verwandt?«
    »François ist mein Bruder.«
    »Das erklärt alles. Sie sind der Boxer.«
    »War ich mal.«
    »Na, egal«, sagte Crawford. »Wie konnte ich das nur vergessen – ich habe Ihretwegen mal hundert Dollar verloren.«
    »Hä? Davon weiß ich nichts.«
    »Als Sie in der Armory gegen den dürren Schwarzen angetreten sind, der zuschlagen konnte wie King Kong.«
    »Foster Broome.«
    »Genau. Foster Broome aus Trenton oder Los Angeles oder von irgendwo da.«
    Angesichts dieser Enthüllung überlegte Shade, ob der Bürgermeister wirklich so schlau war, wie er immer gedacht hatte. War er tatsächlich so dumm gewesen, auf ihn zu setzen, oder hatte er nur beweisen wollen, dass er dem Jungen aus seiner Heimatstadt etwas zutraute?
    Shade lächelte.
    »Wie nett von Ihnen. Mich hat damals kaum jemand außerhalb von Frogtown unterstützt. Und dass die Frogtowner hinter mir standen, lag an ihrem Stolz, nicht an ihrem gesunden Menschenverstand.«
    »Oh, ich will Sie nicht in die Irre führen, Shade. Ich bin doch nicht blöd. Ich habe ’nen Hunderter gewettet, dass Sie die dritte Runde nicht überstehen, und Sie haben sich bis in die – bis in welche haben Sie sich noch mal geschleppt? In die fünfte?«
    »Die siebte.«
    »Na, egal. Broome ist jedenfalls ins Wanken geraten.« Der Bürgermeister grinste, als wäre seine Verachtung für Leute wie Shade eine Auszeichnung. »Sie waren bestimmt ganz schön enttäuscht – da kriegen Sie Ihre große Chance und halten nur sieben Runden durch.«
    »Eigentlich nicht. Es waren sechseinhalb Runden mehr, als die meisten Männer geschafft hätten.«
    »Da haben Sie vermutlich recht. Aber andererseits sind ja die meisten Männer auch keine Profis auf diesem Gebiet, hab ich recht?«
    »Stimmt, Sir«, entgegnete Shade. Er stand auf und stellte seine Kaffeetasse auf die Klavierbank. »Aber die meisten führen sich so auf, als könnten sie’s, wenn sie nur die Zeit dazu hätten. Und den Mumm.«
    »Und natürlich das neurotische Bedürfnis.«
    »Das klingt jetzt verdammt nach Politik, meinen Sie nicht, Sir?«
    »Was ist los, Shade –

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