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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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gegenseitiges Misstrauen begegnen konnte. Wenn er nicht so eindeutig Position bezogen hätte, würde sein Vater vielleicht öfter mit einer Flasche Bushmills und seinem Balabuschka-Queue in der steifen Lederhülle vorbeikommen und ihn zu anstrengenden, aber spannenden Wochenendunternehmungen einladen.
    Blanchette streckte den Kopf aus dem Wagenfenster.
    »Komm schon, Rene. Beweg dich, Mann.«
    Shade setzte sich auf den Beifahrersitz. »How, hast du dir je überlegt, ob wir uns nicht vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, auf die falsche Seite geschlagen haben?«
    Blanchettes rundes, gleichmütiges Gesicht verzog sich, und er schob die Unterlippe vor.
    »Nein«, antwortete er. »Wir Frogtowner sind nicht blöd. Jedenfalls sollten wir nicht so blöd sein.«
    »Dann ist ja gut.«
    »Ich meine, für das andere Leben sind wir nicht geschaffen, stimmt’s? Sonst würden wir es ja leben.«
    »Das ist hoffentlich nicht der einzige Grund.«
    »Und außerdem, außerdem wissen wir, vom Knie aufwärts, dass es nicht die Arschlöcher sind, die Blau tragen. Arschlöcher tragen kein Blau.«
    Shade zog eine Grimasse und nickte.
    »Das dürfen wir nicht vergessen«, sagte er. »Das sollte man sich aufschreiben.«

4
    Die bösartige Sommerhitze erreichte die Voltaire Street schon früh. Vom Sonnenlicht verblasste Jalousien rasselten an staubigen Fenstern herunter, während »Geschlossen«-Schilder umgedreht und braune Lunchtüten unter Ladentischen verstaut wurden, weil unverbesserliche Optimisten dort ein kühles Fleckchen für ihren Thunfisch vermuteten. Lieferanten, Kunden und Geschäftsleute hatten verstanden, was die schreckliche Sonne ihnen mitteilen wollte, und verlangsamten ihr Tempo, um die unangenehmen Konsequenzen, die jede Andeutung von Eile nach sich ziehen würde, auf ein Minimum zu beschränken. Der Sommer war grausam hier am Fluss, die Luft zäh wie Sirup, und der Himmel eine Dunstglocke, die die Hitzefolter noch steigerte.
    Ein Stockwerk über der Straße saß Jewel Cobb auf der Sofalehne und spähte aus dem Fenster. Er kratzte sich in den Achselhöhlen und tastete die Schwellungen ab, die ein merkwürdiger Ausschlag dort hervorgerufen hatte. Wäre er zu Hause gewesen, hätte er sofort an Gifteiche gedacht, aber hier in Saint Bruno konnte er sich das nicht erklären. Noch etwas, das ihm an den Städten nicht gefiel, dachte Jewel. In diesem Menschenwirrwarr konnte man sich einfach nicht auf den Augenschein verlassen; die Leute trugen Anzüge mit Krawatten und fuhren Autos mit riesigen Stereoanlagen, obwohl sie überhaupt nicht reich waren; die Frauen trugen Shorts, unter denen der Arsch zu sehen war und dazu winzige Tittensocken, die sich Tanktops nannten, aber sie wollten einfach nicht mit einem in die Kiste springen, selbst wenn man ihnen mit einer Brieftasche voller Scheinchen winkte. Das Einzige, was bei den Städten auch so war, wie es den Anschein hatte, war die ständige Unfreundlichkeit.
    Klamotten jeglicher Art waren bei dieser Hitze eine Zumutung, also trabte Jewel nackt im Zimmer herum. Suze schlief noch. Sie schnarchte und hatte den Kopf zwischen zwei Kissen vergraben wie in einer Höhle.
    Jewel trank eine Tasse Kaffee und stellte sich vor den Spiegel an der Schlafzimmertür. Das Spiegelbild entsprach nicht der Wirklichkeit, fand er. Er war kräftiger, als es dieser Spiegel zeigte. Kompakter und straffer und hatte ein wesentlich hübscheres Gesicht.
    Sein Gewehr lehnte am anderen Ende der Couch, und Jewel nahm es hoch. Es war eine Schrotflinte Kaliber 12 mit kurzem Lauf und abgesägtem Schaft. Duncan hatte sie ihm am vergangenen Abend gegeben, als er ihn hier abgesetzt hatte.
    Ich und das Ding da, wir tun’s heute, dachte Jewel. Er sah wieder in den Spiegel. Ich wollte, ich hätte ’ne Kamera, so ’nen Sofortbildapparat. Er spreizte die Beine, beugte sich leicht vor, um seine Oberschenkelmuskeln spielen zu lassen, zog den Bauch ein und packte die Flinte so fest, dass sein Bizeps anschwoll.
    Es musste doch ein Vergnügen sein, von diesem Kerl im Spiegel umgebracht zu werden. Das heißt, verglichen mit vielen anderen, von denen man erschossen werden konnte. Jawoll.
    Andererseits, überlegte Jewel, als er das Gewehr auf die Kommode legte, waren die Nigger raffiniert und trickreich, hatten tolle Knarren am Gürtel und Rasierklingen in den Turnschuhspitzen. Da musste man aufpassen. Augen auf.
    Alles kein Problem, Vetter.
    Suze schlief in einem alten roten Fußballtrikot, dem sie die Ärmel abgeschnitten

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