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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gott aus, Pfaffe. Das ist nun Ihr Gebiet. Nicht ich lasse nicht mehr regnen, sondern Gott! Sie kennen das andere Santa Magdalena. Da gab's Wasser genug.«
    »Bis Sie das Wasser abgruben und es auf Ihre Felder leiteten. Da wurde es in den Brunnen immer weniger. Sie vergeuden in Ihrer Burg Wasser fürs Blumensprengen und Ihren Swimming-pool, Sie lassen Springbrunnen rauschen, und draußen sehen die verdurstenden Menschen ohnmächtig zu. Sie verkaufen zehn Liter Wasser für eine Nacht mit einem hübschen Indiomädchen. Mit Peitschen lassen Sie die Arbeiter über die Felder treiben, und wenn sie vor Durst umfallen, lassen Sie sie die verfluchten Mescal buttons kauen, damit sie im Rauschzustand weiterarbeiten. Und Sie wagen es, Gott anzuklagen?« Pater Felix erhob sich von seinem wackeligen Stuhl. Die Maschinenpistole ließ er am Harmonium stehen. Paddy war unbewaffnet, und sollte er eine Waffe versteckt haben – in der Kirche würde er niemals von ihr Gebrauch machen. Die Mauer der großen Sombreros in der Tür wurde noch dichter. Jeder wollte sehen, was es zwischen dem Haciendero und dem Pater geben würde.
    Langsam ging Felix Moscia auf Paddy zu. Der sah ihm lauernd und wachsam entgegen. Unter seinem verschwitzten Hemd spannten sich deutlich die Muskeln. Die Augen wurden hart. Priesterlein, sagten diese Augen, werde nicht zu mutig! Auch die Kirche und das große Marienbild und alle zwölf Apostel schützen dich nicht vor einer Tracht Prügel, wenn du mich anfaßt. Bleib stehen, Junge! Um jedes Tier zieht sich eine Gefahrengrenze. Wird sie überschritten, springt es zu. Meine Grenze liegt genau da, wo die Länge deines Armes aufhört. Paß auf, Priesterlein …
    Pater Felix machte einen Bogen und setzte sich Paddy gegenüber auf eine andere Betbank. »Sie leben vom Unglück der Menschen«, sagte er dann.
    »Das werfen Sie mir vor, Pater?« Paddy lachte rauh. »Die Politiker leben von der Dummheit der anderen, die Pfaffen von der Angst der Menschen vor der Ewigkeit. Da befinde ich mich in bester Gesellschaft.« Er beugte sich vor und sah Pater Felix mit seinen stahlgrauen Augen fast verwundert an. »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß ich, nach einigen Predigten von Ihnen, meine Peyotl-Felder verlasse und irgendwo anders Baumwolle anbaue?«
    »Ich werde die Indios so lange bearbeiten, bis keiner mehr auf Ihre Felder geht.«
    »Und wer wird sie dann ernähren? Die Kirche? Mit Hostien? – Pater, die Zeiten sind vorbei, wo man mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend speisen konnte. Der heutige Mensch will fressen und saufen und huren! Wenn eines von den dreien fehlt, ist die Welt nicht mehr in Ordnung! Da hört auch Ihr in der Theorie so lieblicher Sozialismus auf!« Paddy rutschte von der Betbank. »Verstehen wir uns?«
    »Nein.« Pater Felix preßte die Lippen zusammen. »Der Mensch ist nicht nur ein Schlauch! Er hat schließlich noch andere Werte.«
    »Ich wußte, daß es sinnlos ist, mit Ihnen über reale Dinge zu diskutieren. Geben Sie Matri heraus?«
    »Nein!«
    »Auch gut! Dann wird Santa Magdalena verrecken!« Paddys Stimme wurde ganz ruhig. »Hören Sie zu, Pater Reformatus: Ich gebe keinen Tropfen Wasser mehr heraus. Ich stelle auch die Versorgung meiner Arbeiter ein! Die Dorfbrunnen sind versiegt. Der Hospitalbrunnen – ich habe mich vorhin davon überzeugt – ist voller Fäkalien, denn neunzehn meiner Leute haben nach einem guten Essen in ihn hineingeschissen. Ihr Kirchenbrunnen allein schafft es nicht, die Straßen und Wege sind gesperrt, die Telefonverbindungen sind, bis auf meine, unterbrochen. Die Hölle ist komplett! Ich stelle eine einzige Bedingung: Bringen Sie mir Matri zurück! In der gleichen Stunde, in der Matri wieder im Haus ist, lasse ich die Tore öffnen, pumpe ich Wasser für alle aus meinen Brunnen, können sich die Indios von mir aus unter meinen Springbrunnen stellen und sich vollsaugen wie ein Schwamm. Mehr habe ich nicht zu sagen, Pater.«
    »Jack Paddy, Herr über Leben und Tod …« sagte Pater Felix heiser.
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen!«
    »Wir werden uns unser Leben von Ihnen holen, Señor.«
    »Ist das eine Drohung, Pfaffe?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, antwortete Pater Felix mit Paddys Worten.
    Sie sahen sich an, eine ganze Weile, stumm und starr, so wie sich zwei Gegner mustern, von denen einer zuviel auf der Welt ist. Dann drehte sich Paddy mit einem Ruck herum und verließ mit klirrenden Sporen die Kirche. Die Sombreromauer in der Tür zerstob.
    Auch

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